Australian Open: Belinda Bencic steht im Achtelfinal
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Belinda Bencic setzt ihren Siegeszug fort – und kann auf Mutter Dana zählen
Zum dritten Mal nach 2016 und 2023 steht Belinda Bencic in den Achtelfinals der Australian Open. In Melbourne kann sie diesmal neben dem Platz auf die Unterstützung ihrer Mutter Dana setzen.
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Belinda Bencic steht im Achtelfinal der Australian Open.
Bild: James Ross/EPA
Während ihr Mann Ivan und Tochter Belinda um den Globus reisten und den Traum von der grossen Tenniswelt träumten, hielt sie sich meist im Hintergrund auf und kümmerte sich um den Sohn Brian: Dana Bencicova. Als sie 2020 nach Melbourne reiste, um Bencics Spiele bei den Australian Open mitzuverfolgen, war das eine Premiere und seltene Ausnahme.
Auch wenn sie nicht vor Ort war, liess sie sich kaum einmal ein Spiel ihrer Tochter entgehen und schlug sich in der Schweiz die Nacht um die Ohren, wenn Bencic in Australien spielte. «Ich weiss nicht, wie sie das macht, aber sie ist immer die Erste, die mir nach Spielen schreibt», erzählte sie einmal.
Die Familie Bencic auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2009 in Wollerau.
Bild: Keystone
Inzwischen ist Brian 24, arbeitet als Vorsorge- und Finanzberater bei einer Versicherung in der Ostschweiz und steht längst auf eigenen Beinen. Und Belinda ist seit April 2024 selber Mutter einer Tochter namens Bella. Um zum dritten Achtelfinal-Vorstoss bei den Australian Open nach 2016 und 2023 zu gratulieren, muss Dana Bencicova auch nicht zum Smartphone greifen, weil sie die Reise nach Melbourne ebenfalls mitgemacht hat.
Dana Bencic steht meist im Hintergrund, wie hier einst in Wimbledon.
Bild: Keystone
Osakas Aufgabe wegen alter Verletzung
Am Freitag steht Belinda Bencic nur während rund einer Stunde auf dem Platz, ehe ihre Gegnerin, Naomi Osaka, die Partie beim Stand von 7:6 für Bencic aufgeben muss. Bei der Japanerin, auch sie ist Mutter einer Tochter, war eine Blessur an der Bauchmuskulatur wieder aufgebrochen, die sie schon beim letzten Turnier in Auckland zur Aufgabe gezwungen hatte.
Das soll die Leistung Bencics nicht schmälern. Sie war mit einem frühen Break in die Partie gestartet, hatte den harten und präzisen Schlägen der vierfachen Grand-Slam-Siegerin danach aber wenig entgegenzusetzen und geriet mit 2:5 in Rückstand. Bencic fand danach den Rhythmus beim Return, nahm die Bälle noch früher im Aufstieg, riss das Spieldiktat an sich und glich zum 5:5 aus. Erst dann brach die Verletzung bei Osaka aus.
Belinda Bencic spendet Naomi Osaka nach deren Aufgabe Trost.
Bild: Manish Swarup/AP
Bencic: «Muss mich in allen Belangen verbessern»
Nachdem Bencic das Tiebreak mit 7:3 für sich entschieden hatte, setzte Osaka sich beim Seitenwechsel noch einmal hin, tauschte sich mit ihrem Trainerteam aus und gab danach auf. «Es tut mir leid für Naomi. Ich sah, dass sie mit sich selber kämpfte. Auf diese Weise will niemand gewinnen. Ich hoffe für sie, dass die Verletzung nicht allzu ernsthaft ist», sagte Bencic.
Danach sagte sie: «Ich muss mich noch in allen Belangen verbessern. Doch mich freut, dass ich meinen Rhythmus so schnell wiedergefunden habe.» Tatsächlich spielt Bencic fast so, als wäre sie nie weg gewesen. Erst seit Oktober ist sie wieder auf der Tennistour, spielte vorwiegend kleine Turniere. Kurz vor dem Jahreswechsel erreichte sie am WTA-Turnier in Angers ihren ersten Final nach dem Comeback. Sie verlor ihn gegen die Amerikanerin Alycia Parks; im dritten und entscheidenden Satz unterlag die Schweizerin 0:6. Nun ist Bencic zurück auf der grossen Bühne.
2023 begleitete Mutter Dana Belinda Bencic an die Sports Awards.
Bild: Philipp Schmidli / KEYSTONE
Erster Viertelfinal bei Australian Open?
Im 34. Grand-Slam-Turnier steht sie zum zehnten Mal mindestens im Achtelfinal, zum dritten Mal in Melbourne. Nur bei den US Open nahm sie bisher diese Hürde: 2019 erreichte sie den Halbfinal (nachdem sie in der vierten Runde Osaka bezwungen hatte), 2014 und 2021 den Viertelfinal.
Für Bencic gehen die Australian Open am Sonntag weiter, wenn sie auf die Amerikanerin Coco Gauff (WTA 3) trifft, die sich gegen die Kanadierin Leylah Fernandez (WTA 29) mit 6:4, 6:2 durchsetzte. Die immer noch erst 20-jährige Gauff hatte im Herbst 2023 mit den US Open ihren ersten Major-Titel gewonnen, vor einem Jahr stand sie in Melbourne im Final. Im direkten Vergleich mit Bencic steht es 1:1, im letzten Kräftemessen 2023 in Washington liess Gauff der Schweizerin beim 6:1, 6:2 keine Chance.
Coco Gauff heisst die nächste Gegnerin von Belinda Bencic.
Bild: Joel Carrett/EPA
Im Vorfeld der Australian Open sagte Bencic, ihr Ziel sei es noch immer, dereinst ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. «Ich habe noch einige gute Jahre vor mir. Ich habe in meiner Kindheit und Jugend zu viel und zu hart gearbeitet, als dass ich bereits jetzt loslassen und nur noch geniessen könnte. Es liegt für mich noch einiges drin.» Vielleicht schon bei den Australian Open?
Gedanken, die sich Bencic an ihrem Ruhetag nicht machen wird. Während ihr Trainer Iain Hughes einen Matchplan entwickelt, geniesst Bencic diesen mit Tochter Bella, Ehemann Martin Hromkovic und ihrer Mutter Dana. Noch steht Belinda Bencic erst ganz am Anfang ihrer zweiten Karriere als Mutter. Aber die ersten Schritte –sie sind äusserst vielversprechend.