Slalom in Killington: Camille Rast und Wendy Holdener jubeln
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Slalom in Killington –
Riesiger Coup von Camille Rast: Die Walliserin siegt und sorgt für einen Schweizer DoppelsiegDie 25-Jährige bestätigt ihr Hoch in den USA eindrücklich. Und sie ist nicht die einzige Schweizerin, die glänzt. Mikaela Shiffrin hat derweil eine tiefe Stichwunde erlitten.
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Ein starker Saisonstart wird fantastisch: Camille Rast gewinnt erstmals in ihrer Karriere ein Weltcuprennen.
Foto: Alexis Boichard (Getty Images)
Es ist das Wort, das Camille Rast als erstes über die Lippen kommt: «Verrückt!» Es fasst eigentlich ganz gut zusammen, was an diesem Sonntag in Killington passiert ist.
Da nämlich ist die Walliserin verrückt schnell unterwegs auf diesem Slalomhang in Vermont. Als Dritte des ersten Laufs stellt sie erst einmal die beste Zeit auf. Und – verrückt – die Zeit bleibt die schnellste. Erst scheitert die schwedische Routinierin Anna Swenn-Larsson an der Marke der 25-jährigen aus Vétroz im Rhonetal. Dann tut das auch die Deutsche Lena Dürr als Halbzeitführende. Camille Rast, Siegerin eines Weltcuprennens. Verrückt.
Rasts erster Triumph kommt mit leichter Ansage, hat sie doch zuletzt in Slalom und Riesenslalom, als Dritte von Gurgl und Killington, zum ersten Mal überhaupt das Podest bestiegen. Dass es aber schon jetzt zum ersten Sieg reicht? Richtig: Es ist verrückt. «Ich weiss nicht, was ich sagen soll», sagt Rast, als ihr die Pressesprecherin des Weltverbands FIS das Mikrofon hinhält. Dann fällt ihr doch noch etwas ein. «Ich bin so glücklich über mein Skifahren. Es ist erst der Anfang der Saison, und es läuft schon so gut. Ich hoffe, dass ich so weitermachen kann.»
Rast führt gar im Gesamtweltcup
Zu diesem kleinen Märchen passt der Blick auf die Weltcupstände. Dort führt Rast in der Slalomwertung. Doch nicht nur das. Sie tut es auch im Gesamtweltcup. Dass ihr ein kleines, explosives Lachen herausrutscht, als die davon hört, zeigt nur eines: wie verrückt dieser Saisonstart ist für sie.
Es ist, als würde sie in diesen Tagen und Wochen gerade den Ruf einholen, der ihr immer vorausgeeilt war. Rast galt in ihren noch jüngeren Jahren als das vielversprechendste Talent im Team der Schweizer Technikerinnen. Doch ein Kreuz- und Innenbandriss, eine schwere Depression und letztlich auch das hartnäckige pfeiffersche Drüsenfieber warfen sie zurück.
Zwischenzeitlich wollte sie alles hinschmeissen, sie fragte sich gar, ob es sich noch lohnt zu leben. Rast hat viele Rückschläge erlebt in ihrem jungen Leben, sie hat sich immer wieder aufgerafft. Und in diesen Tagen blüht die Frau, die einen so feinen Schwung und so viel Gefühl für Ski und Unterlage hat wie nur wenige, so richtig auf. Rang 12 in Sölden, die Plätze 5, 3, 3 und 1 in Levi, Gurgl und nun Killington, das ist ihre eindrückliche Ausbeute in diesem noch jungen Winter.
Rast gewinnt den Slalom nicht vor irgendjemandem, sie gewinnt ihn vor Wendy Holdener. Die Schwyzerin fährt im 2. Lauf mit der Wut im Bauch, Zwischenrang 9 ist nicht das, was sie sich vorstellt. Auch jetzt nicht, da es die Comebacksaison ist für sie nach einem Bruch des linken Sprunggelenks zu Beginn des letzten Winters. Da es auch eine Rückkehr ist für sie nach dem Tod ihres Bruders Kevin, der sie stets begleitet hat im Weltcup: Er verlor im Februar seinen Kampf gegen den Krebs.
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Die Schnellste des Slaloms und die Zweitplatzierte: Camille Rast strahlt mit Wendy Holdener (r.) im Zielraum von Killington.
Foto: Getty Images, AFP
Holdener startet im 2. Lauf, gesteckt von ihrem neuen Trainer Jörg Roten, eine Aufholjagd, die sie bis auf Platz 2 führt. Witzige Randbemerkung: Als Holdener vor zwei Jahren – hier in Killington – endlich erstmals einen Slalom gewann, tat sie das ebenso zeitgleich mit Swenn Larsson, wie sie nun mit ihr Zweite wird.
Wie aussergewöhnlich der Schweizer Coup ist, zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher. In diesen muss bis 1996 zurückblättern, wer einen Doppelsieg von Schweizerinnen in einem Slalom finden will. In Sestriere gewann damals Sonja Nef vor Marlies Oester. Es war die Ära gleich nach dem Rücktritt von Vreni Schneider.
Noch spezieller macht den Schweizer Erfolg Mélanie Meillard, die Fünfte wird. Ausgerechnet Meillard, in der Szene als Ski-Zwilling von Rast bezeichnet, weil ihr Weg und ihre Veranlagungen so ähnlich sind. Auch Meillard erlitt viele Rückschläge, war immer wieder verletzt. Und auch sie findet allmählich den Weg an die Weltspitze. So kann das Schweizer Slalomteam auch verkraften, dass Michelle Gisin weiter nach ihrer Form sucht. Mit Rang 19 ist die Engelbergerin nur Fünftbeste ihres Teams, weil Aline Höpli als 15. erstmals Weltcuppunkte sammelt.
Das Drama um Mikaela Shiffrin
Es sind also die Schweizerinnen, die die grossen Geschichten schreiben. Dabei hätte das eigentlich sie tun sollen: Mikaela Shiffrin.
Der Zufall wollte es, dass die 29-Jährige genau bei einem US-Rennen Sportgeschichte hätte schreiben können, indem sie die Fabelmarke von 100 Weltcupsiegen knackt. Im Riesenslalom am Samstag ist sie auf bestem Weg dazu – bis sie in einer Rechtskurve wegrutscht, in eine Torstange knallt, es sie überschlägt und sie in den Netzen landet.
Selbst Siegerin Sara Hector sowie Zrinka Ljutic und Rast, die beide erstmals überhaupt auf einem Riesenslalom-Podest stehen, trauen sich im Ziel nicht so recht zu jubeln.
Am Sonntag informiert das US-Team über den Gesundheitszustand Shiffrins. Bänder, Knochen sowie innere Organe seien nicht beschädigt. Es gebe aber eine Stichwunde auf der rechten Seite des Bauchs und «ein schweres Muskeltrauma». Die Wunde habe nicht genäht werden können, «weil sie zu tief ist und ein Infektionsrisiko besteht». Wann Shiffrin auf die Skipisten zurückkehren wird, ist ungewiss.
Zeit zur Heilung hat die Amerikanerin jetzt zumindest etwas. Die beiden Riesenslaloms, geplant für kommendes Wochenende im kanadischen Mont-Tremblant, fallen wegen Schneemangels aus. Ob und wo sie nachgeholt werden in diesem Winter, ist noch nicht bekannt.
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Cookies zulassenMehr InfosZusammenfassung: Camille Rast hat es geschafft. Die junge Walliserin, die in dieser Saison erstmals das Podest eines Weltcuprennens bestiegen hat, hat ihr erstes Rennen gewonnen. Die 25-Jährige entscheidet den Slalom von Killington für sich – und das deutlich. 57 Hundertstel und mehr hat die Konkurrenz verloren.
Doch damit nicht genug der guten Nachrichten für das Schweizer Ski-Team. Erste Verfolgerin ist nämlich Wendy Holdener, es ist der erste Doppelsieg für die Schweizer Slalomfahrerinnen seit 1996 und dem Rennen von Sestriere, das Sonja Nef vor Marlies Oester gewann.
Holdener ist an diesem Sonntag gleich schnell wie die Schwedin Anna Swenn Larsson. Auch das ist eine der speziellen Geschichten dieses Tages: Als die Schwyzerin vor zwei Jahren – hier in Killington – erstmals einen Slalom gewann, tat sie das ebenso zeitgleich mit Swenn Larsson. Mélanie Meilard rundet das hervorragende Schweizer Resultat mit Rang 5 ab. Und mit Aline Höpli als 15. holt eine Schweizerin auch erstmals Weltcuppunkte überhaupt.
Und jetzt geht es um den Sieg. Gewinnt Camille Rast erstmals in ihrer Karriere ein Weltcuprennen oder siegt die Deutsche? 12 Hundertstel bringt Dürr mit, bei der dritten Zwischenzeit sind es noch 6. Dann hat sie Rückstand. Dürr fällt zurück, Rang 4, Doppelsieg für die Schweiz!
Eine einzige Hundertstel war Larsson schneller als Rast im ersten Lauf. Es ist ganz eng. Das bessere Ende hat Rast. Swenn Larsson ist zeitgleich mit Holdener Zweite.
Und schon kommt die nächste Schweizerin. Camille Rast, zuletzt zweimal auf dem Podest, attackiert auf der harten Piste von Killington. Und sie fährt bestechend. Rang 1 für die Walliserin, 57 Hundertstel vor Holdener. Dreifachführung jetzt für die Schweiz.
Jetzt geht es um die Podestplätze: Mélanie Meillard bring 65 Hundertstel Vorsprung mit auf Holdener und fährt sehr stark. Es wird Rang 2 für Meillard, Doppelführung für die Schweiz! Zwei Zehntel hat Meillard Rückstand.
Die Österreicherin hat 45 Hundertstel Vorsprung und attackiert auf den ersten Metern. Ob das reicht für Wendy Holdener? Tut es nicht. Die Schwyzerin war in allen Passagen sehr schnell, Huber hat im Ziel 1,46 Sekunden Rückstand. Damit steht fest: Mindestens eine Schweizerin steht heute auf dem Podest.
Die Deutsche hat schon oft ihr grosses Potenzial aufblitzen lassen. Im ersten Lauf hat sie es auf Rang 6 geschafft. Im zweiten sieht sie das Ziel nicht. Aicher scheidet noch vor der ersten Zwischenzeit aus.
Die vorletzte Österreicherin schwingt sich durch die Stangen. Auch ihre 23 Hundertstel, die sie mitnahm als Vorsprung auf Holdener, sind bald weg. Truppe fehlen im Ziel 1,23 Sekunden, ergibt Zwischenrang 7.
Die Norwegerin versucht, Holdener von der Spitze zu verdrängen. Ihr Vorsprung beträgt aber nur sieben Hundertstel. Und die sind bald weg. Holtmann ist chancenlos gegen die Schwyzerin. Es reicht nur zu Zwischenrang 8, knapp vor Aline Höpli.
Die drittletzte Schweizerin ist unterwegs, Mélanie Meillard und Camille Rast folgen noch. Holdener riskiert viel, baut den Vorsprung stetig aus. Im Ziel hat sie aus 2 Hundertsteln 7 Zehntel gemacht. Sie führt jetzt vor Ljutic – dank Laufbestzeit.
Die Weltmeisterin von 2021 hat sich abgestossen – und leichte Probleme auf der schwierigen Piste. Die Österreicherin schafft es auf Zwischenrang 4.
Die junge Kroatin ist stark in den Winter gestartet, am Samstag wurde sie Zweite im Riesenslalom. Im Slalom ist die 20-Jährige auch gut unterwegs, vor allem im unteren Teil. 15 Hundertstel Vorsprung hat sie letztlich auf St-Germain.
Die einzige Kanadierin ist unterwegs in Killington. Zwei Hundertstel nimmt die Weltmeisterin nur mit als Vorsprung auf Colturi. Im Ziel sind es doppelt so viele. Zwischenrang 1 für St-Germain.
Die junge Italienerin, die für Albanien an den Start geht, bringt schon neun Zehntel Vorsprung mit auf Slokar. In Gurgl war sie die erste Albanerin auf einem Podest im Skiweltcup. Heute wird es nicht ganz so weit nach vorne reichen. Immerhin übernimmt sie mit 15 Hundertsteln Vorsprung die Führung.
Auch die Italienerin schafft es nicht vorbei an Slokar, im Gegenteil, kurz vor Schluss fädelt sie ein.
Die Schweizerin, immer noch auf Rang 3, sagt gegenüber SRF: Man habe ihr gesagt, dass ein 28. Rang niemanden interessiere. Darum habe sie Vollgas gegeben. Zwischenfazit: Der Plan ist aufgegangen.
Die Amerikanerin riskiert wie so oft viel – zu viel. Moltzan kommt nicht ins Ziel.
Die Slowenin hat schon sechs Zehntel Vorsprung auf Landsfrau Slokar. Doch selbst das reicht nicht zur Führung. Dvornik schafft es nur auf Zwischenrang 6. Höpli bleibt Dritte und hat schon 6 Ränge gutgemacht.
Die Schwedin ist die grosse Siegerin des Riesenslaloms vom Samstag. Im Slalom, den sie weniger trainiert, reicht es nicht zur Führung. Hector ist Zweite, knapp vor Höpli.
Und gleich die nächste Französin. Auch Pogneaux ist chancenlos gegen Slokar – und auch gegen Höpli, die immer noch Zweite ist. Zwischenrang 6 mit 1,57 Sekunden Rückstand.
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