Gesangsfestival Sanremo: Made in Italy
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Amadeus mit Chiara Ferragni und Gianni Morandi in diesen Tagen im Teatro Ariston beim Gesangsfestival von Sanremo Bild: EPA
Hier wird das liebste Schlagwort von Italiens Rechten zum Titel eines Songs, der Polyamorie besingt: Das Gesangsfestival von San Remo bringt ganz Italien vor die Bildschirme, ist schönster Unterhaltungswahnsinn – und noch viel mehr.
Nein, ganz bestimmt nicht, natürlich ist Italiens bedeutendste Treppe nicht die Spanische Treppe zur Kirche Santissima Trinità dei Monti in Rom. Die bedeutendste Treppe führt auf die Festivalbühne von Sanremo im Teatro Ariston. Zumindest ist das in diesen Tagen für viele Italiener so, wenn wie jedes Jahr um diese Zeit an fünf Abenden in Folge ein Kameraaufgebot der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Rai auf diese Treppe gerichtet ist. In Millionen italienischer Wohnzimmer versammeln sich dann Jung und Alt um 20.35 Uhr vor dem Fernseher, um beim Gesangsfestival von Sanremo, dem schönsten italienischen Unterhaltungswahnsinn, den man sich nur vorstellen kann, mitzufiebern und die Sängerinnen und Sänger beim Hinabsteigen ebenjener Treppe zu sehen. Sie hat fast alle großen Namen der italienischen Popmusik getragen: Adriano Celentano, Mina, Maneskin. In Sanremo wurden sie zu Stars.
Momente maximaler Emotionalität
Mit Titeln, die nach Dolce Vita, überdrehter Exzentrik, Einladungen zum Träumen klingen und die Italiensehnsucht der Deutschen nährten, mit Liedern, die Italiener generationsübergreifend in Augenblicken maximaler Emotionalität lauthals anstimmen – bei Geburtstagen, beim Fußball oder auf den Balkonen während der Hochphase der Pandemie. Die Treppe, egal wie sie sich mit den wechselnden Bühnenbildern in der langen Geschichte des Gesangsfestivals auch veränderte, ist immer dessen Wahrzeichen gewesen. Sie wird geliebt und gefürchtet, ist das Kreuz der Kandidatinnen und Kandidaten, weil nach der letzten Stufe, auf der Bühne, alles geschehen kann: plötzlicher Ruhm oder tiefer Fall.