Ukraine kesselt Russen in Lyman ein: russischen Truppen bleibt nur Rückzug
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Der Ukraine steht der nächste Sieg unmittelbar bevor: Die strategisch wichtige Stadt Lyman konnte fast vollständig eingekesselt werden.
Jenny Wagner
Dem ukrainischen Militär steht der nächste grosse Sieg kurz bevor. Die strategisch wichtige Stadt Lyman wurde in den letzten Tagen beinahe vollständig von ukrainischen Truppen eingekesselt. Für die russischen Invasoren wird es jetzt brenzlig. Denn: Gelingt die Rückeroberung von Lyman, eröffnet das neue Möglichkeiten für die Ukraine, um im nördlichen Donbass weitere Gebiete zu befreien. Das schreibt das Institute for the Study of War (ISW).
Das ukrainische Militär greift bei der Gegenoffensive aus drei verschiedenen Richtungen gleichzeitig an. «Gegen Mitternacht ist es den ukrainischen Truppen gelungen, Lyman faktisch einzukesseln», schreibt der prorussische Militärblogger Ryber auf Telegram. «Wenn die russischen Streitkräfte in den nächsten 24 Stunden nicht entscheidende Massnahmen ergreifen, ereilt Lyman bald das gleiche Schicksal wie Blaklaja», warnt er.
Die Ortschaft Stawky im Norden Lymans wurde bereits zurückerobert, in der Stadt Saritschne finden Kämpfe statt, und die Strecke zwischen Lyman und dem Dorf Torske steht unter ständigem Beschuss. Auch das Dorf Jampil konnte mittlerweile befreit werden.
Russische Truppen ergreifen FluchtDie Situation im Norden des Donbass spitzt sich zu. Russland bleibt eigentlich nur noch der Rückzug, um eine vollständige Einkesselung zu vermeiden. Videos zeigen, wie die russischen Truppen aus der Region fliehen und zurückgedrängt werden.
Der Propagandist Wiktor Barantsew (75) beschreibt Lyman im russischen Staatsfernsehen als «Schlüsselort», in dem sich das «Schicksal der Operation entscheidet». Der Armee-Oberst zeigt sich äusserst besorgt.
Laut dem Militärblogger Ryber sei die Ukraine auf die Offensive gut vorbereitet, sodass selbst schwere Verluste ihr nichts ausmachen würden. Russland hingegen würde einen bedeutsamen Verkehrsknotenpunkt verlieren, wenn den Ukrainern der Kessel gelingt.
Die Eisenbahnverbindungen in Lyman bieten einen strategischen Vorteil, da die ukrainischen Truppen so auch andere Städte im Donbass versorgen könnten. Dass die ukrainischen Regionen abgeschottet sind, war bisher ein grosses Problem. Das könnte sich nun ändern.
Regierung hat Situation in Lyman verschlafenEs scheint, als hätte das russische Verteidigungsministerium es in den letzten Tagen versäumt, sich mit der bevorstehenden Niederlage in Lyman zu befassen. Immer mehr russische Soldaten fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen. Die Siege der Ukrainer würden «zusätzliche Keile zwischen russische Nationalisten und die militärische Führung sowie zwischen russische Streitkräfte und ihre Vorgesetzten treiben», heisst es in der Analyse der amerikanischen Experten.
Die Moral der russischen Truppen sinkt laut dem ISW immer weiter. Putins Mobilmachung verläuft chaotisch und unorganisiert. Das ukrainische Militär konnte bereits einige entsandte Reservisten in Gefangenschaft nehmen und stellte dabei fest, dass die Soldaten keinerlei militärische Ausbildung besassen.
Russische Annexion trifft auch LymanAm heutigen Freitag werden die von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine annektiert. Dafür ist auf dem Roten Platz in Moskau ein grosses Fest geplant. Lyman liegt in der Region Donezk und wäre von der Annexion betroffen.
Wenn die Ukraine Lyman und damit vermutlich auch den Norden der Region Donezk unter Kontrolle bringt, wird es laut ZDF sehr schwer für russische Truppen, die gesamte Region erneut zu erobern.
Die Befreiung Lymans wäre logistisch und symbolisch ein grosser Erfolg für die Ukraine. So könnten als Nächstes die Gebiete Swatowe und Kreminna befreit werden. Dennoch werde es nicht die gesamte russische Frontlinie im Donbass destabilisieren können. Östlich von Lyman können die russischen Truppen weiter versorgt werden.
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