Neue ukrainische Vorstöße: Kreml-Truppen droht Einkesselung in Lyman
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Während Moskau Abstimmungen fälscht, um sich besetzte ukrainische Gebiete einzuverleiben, verlieren die Kreml-Truppen im Osten weiter an Boden. Der Verkehrsknotenpunkt Lyman in Donezk ist fast eingekreist, berichten russische Militärblogger alarmiert.
Im ostukrainischen Gebiet Donezk droht den russischen Truppen offenbar eine Einschließung durch die ukrainische Armee. Russische Kriegsreporter berichteten am Nachmittag von erfolgreichen ukrainischen Vorstößen nordöstlich und östlich der Kleinstadt Lyman. Sollte die Siedlung Torske zurückerobert werden, droht den Russen eine Abschneidung der Verbindungswege von Lyman nach Kreminna und Swatowe im Luhansker Gebiet. Die Straßen stehen bereits unter Beschuss durch die ukrainische Artillerie.
Militärisch ist die Kleinstadt Lyman für die russischen Streitkräfte von großer Bedeutung. Das Ende Mai von den Kreml-Truppen eroberte Lyman ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt auf der Straße und auf der Schiene. Hier wird der Nachschub umgeschlagen, den die Truppen in der gesamten Ostukraine brauchen.
Auch bei der Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw ist mit Kiwschariwka mindestens ein weiterer Ort auf der Ostseite des Flusses Oskil ukrainischen Angaben zufolge zurückerobert worden. Erst am Dienstag gab es Berichte von weiteren ukrainischen Vorstößen am Oskil-Ufer. Die Siedlung Pisky-Radkiwski stehe wieder unter ukrainischer Kontrolle, teilte die Verwaltung der Gemeinde Borowa bei Telegram mit. Dazu wurden Fotos von zerstörter russischer Technik gezeigt. Vor dem russischen Einmarsch am 24. Februar hatte die Siedlung etwa 2000 Einwohner.
Rückzugslinie am Oskil gefallenNach ihrer Vertreibung aus dem Großteil des Charkiwer Gebiets Anfang September zogen sich die russischen Truppen hinter die Linie der Flüsse Oskil und Siwerskyj Donez zurück. Sie konnten diese Linie jedoch nicht halten. Auch im südlich angrenzenden Donezker Gebiet sollen ukrainische Einheiten ebenfalls Erfolge haben und sich dem Luhansker Gebiet auf wenige Kilometer genähert haben.
Die ukrainischen Vorstöße fallen zusammen mit von Russland eilig abgehaltenen Scheinreferenden in den besetzten Gebieten, die eine schnelle Annexion der ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson durch Russland in der kommenden Woche vorbereiten sollen. Moskau kontrolliert dabei keines der Gebiete vollständig. Im Falle des Gebiets Donezk etwa ist es nur gut die Hälfte des Territoriums.
Trotz der neuerlichen militärischen Rückschläge verkündete der Kreml, Russland werde den Krieg in der Ukraine bis zur Eroberung des gesamten Gebiets Donezk fortsetzen. Das sei das Mindestziel, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. "Sie wissen ja, dass nicht das gesamte Territorium der Donezker Volksrepublik befreit ist", sagte Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. "Deshalb, als ein Minimum, müssen wir das gesamte Gebiet der Donezker Volksrepublik befreien." Das russische Verteidigungsministerium hatte eingeräumt, dort viel langsamer voranzukommen als geplant.