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Beatles-Legende starb vor 40 Jahren - Als John Lennon am Zürcher Flughafenzoll hängen blieb

BeatlesLegende starb vor 40 Jahren  Als John Lennon am Zürcher Flughafenzoll hängen blieb
Am 8. Dezember jährt sich der Todestag von John Lennon zum 40. Mal. Ein Zwischenstopp in Zürich verlief für ihn einst nicht ganz nach Plan.
Am 8. Dezember jährt sich der Todestag von John Lennon zum 40. Mal. Ein Zwischenstopp in Zürich verlief für ihn einst nicht ganz nach Plan.
Martin Huber

Martin Huber

Publiziert: 07.12.2020, 18:30
John Lennon im Januar 1965 am Zürcher Flughafen: Er muss einem diensteifrigen Zöllner zur Zolldeklaration folgen.

John Lennon im Januar 1965 am Zürcher Flughafen: Er muss einem diensteifrigen Zöllner zur Zolldeklaration folgen.

Foto: Eric Bachmann

«Bestürzung über Ermordung John Lennons»: So hiess es im «Tages-Anzeiger» vom 10. Dezember 1980 auf der Frontseite. Am späten Abend des 8. Dezember war der Musiker John Lennon, Mitbegründer der legendären Beatles, vor seiner Wohnung in New York erschossen worden, er war 40 Jahre alt.

Der Täter, der 25-jährige Mark David Chapman, wurde kurz darauf festgenommen und später zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, die er noch immer absitzt. Die Bluttat löste weltweit Bestürzung aus. «US-Präsident Carter zeigte sich betrübt, sein Nachfolger Reagan nannte die Ermordung Lennons eine grosse Tragödie», berichtete der TA damals.

Auch 40 Jahre später kann sich der Musiksammler und Rockjournalist Sam Mumenthaler (59) noch gut an diesen Tag erinnern. «Mein Vater weckte mich und sagte mir, dass John Lennon erschossen worden sei», sagt er. Am nächsten Tag habe er sich extra ganz in Schwarz gekleidet.

Wegen zwei Flaschen Whisky: John Lennon und seine Ehefrau Cynthia werden am Flughafen Kloten von einem Zöllner angehalten.

Wegen zwei Flaschen Whisky: John Lennon und seine Ehefrau Cynthia werden am Flughafen Kloten von einem Zöllner angehalten.

Foto: Eric Bachmann

Mumenthaler besitzt eine umfangreiche Sammlung zur Schweizer Popgeschichte, samt Schallplatten, Fotos und Plakaten. Darin finden sich auch Trouvaillen von ausländischen Bands und Musikern, welche die Schweiz besuchten. So etwa Bilder von einem Besuch von John Lennon Ende Januar 1965 am Flughafen Zürich-Kloten, die der Presse- und Reportagefotograf Eric Bachmann (1940–2019) damals aufnahm.

Auf dem Weg in die Skiferien in St. Moritz

«Lennon verbrachte vom 25. Januar bis zum 7. Februar 1965 zusammen mit seiner Frau Cynthia Winterferien in St. Moritz», erzählt Mumenthaler. Doch die Ankunft am Flughafen Zürich verlief nicht ganz nach seinen Vorstellungen. Lennon wurde vielmehr von einem eifrigen Zöllner aufgehalten.

Weil Eric Bachmann genau diese Szenen fotografiert hatte, konnte er seine Bilder an die deutsche Teenagerzeitschrift «OK» verkaufen. «Schweizer Zoll stoppt John Lennon», hiess es in dem Bildbericht mit dem Titel «Das Geheimnis im Einkaufsnetz».

Der Bericht im Originalton: «Vor dem Gesetz sind alle gleich. Das bekam John Lennon zu spüren, als er kürzlich mit Ehefrau Cynthia in die Schweiz reisen wollte. Wegen zwei Flaschen Whisky hielt ihn der Zoll an. Keine Einreise. John stritt sich herum. Niemand hörte ihm zu. Der Zoll hat seine Vorschriften. Und auch Beat-Könige haben schlieslich keinen Diplomatenpass, mit dem man unkontrolliert überall passieren kann.»

Beatle ohne Bargeld musste zur Wechselstube

Weiter heisst es, Lennon habe «auf dem Züricher Flughafen» den ganzen Zollbetrieb aufgehalten. Weil er keine Franken auf sich trug. Dafür hätten die Zollbeamten wenig Verständnis gezeigt. «Sie gaben seine zwei Flaschen Whisky nicht wieder raus. Der Beatle ohne Bargeld wurde zur Wechselstube geleitet. Da tauschte er sich ein paar Franken ein und zahlte seinen Whisky-Zoll.»

John Lennon beim Geldwechsel am Zürcher Flughafen, Januar 1965.

John Lennon beim Geldwechsel am Zürcher Flughafen, Januar 1965.

Foto: Eric Bachmann

«Der Artikel beschreibt die Szene gut, Eric hat mir die Geschichte so erzählt», sagt sein Neffe Dominik Bachmann, der den Nachlass verwaltet.

Eric Bachmann wurde 1940 in Zürich geboren und absolvierte eine dreijährige Fotografenlehre. Ab 1959 beteiligte er sich am Aufbau der Fotoabteilung des Schweizer Fernsehens DRS, verliess aber schon 1962 die feste Anstellung und betätigte sich als freier Fotograf. Er unternahm darauf Reportagereisen in alle Kontinente, seine Arbeiten erschienen in diversen Magazinen und Zeitungen, daneben publizierte er auch Bücher und bestritt Ausstellungen mit seinen Werken über Shetland, Leningrad oder die 68er-Jahre.

Auf Schweizerdeutsch angesprochen

Vom Lennon-Auftritt am Zürcher Flughafen habe Eric Bachmann noch weitere Einzelheiten erzählt, wie Neffe Dominik sagt. So habe ihn die Plattenfirma damals erst einen Tag zuvor angerufen und mitgeteilt, dass der Star mit seiner Frau Cynthia in Kloten landen werde, und gefragt, ob er exklusiv Fotos schiessen könnte. Dass er als einziger Fotograf vor Ort war, sei aus heutiger Sicht kaum mehr zu glauben.

John Lennon und Ehefrau Cynthia bei der Passkontrolle am Flughafen Zürich.

John Lennon und Ehefrau Cynthia bei der Passkontrolle am Flughafen Zürich.

Foto: Eric Bachmann

Auch von Lennons Zusammentreffen mit dem Zollbeamten ist dem Fotografen etwas Spezielles in Erinnerung geblieben. So habe der Zollbeamte Lennon auf Schweizerdeutsch gesagt, dass er den Betrag berappen müsse. Und: «Der Beamte hatte keine Ahnung, wen er da vor sich hatte, er wiederholte einfach nochmals seinen Spruch.»

Und John? «Der zündete sich erst mal eine Zigarette an.»

So berichtete die deutsche Zeitschrift «OK» 1965 über den Vorfall am Zürcher Flughafen.

So berichtete die deutsche Zeitschrift «OK» 1965 über den Vorfall am Zürcher Flughafen.

Foto: Sammlung Samuel Mumenthaler

Publiziert: 07.12.2020, 18:30
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