Warum dauert die Fastenzeit nicht 40 Tage? – kath.ch
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Der Karfreitag und der Karsamstag sind zwar Fastentage. Sie zählen seit der Liturgie-Reform allerdings nicht mehr zur Fastenzeit. Wenn man von 40 Tagen Fastenzeit spreche, sei das symbolisch zu verstehen, sagt Liturgie-Experte Martin Klöckener.
«Durch die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ist das Österliche Triduum (oder Triduum sacrum, Triduum paschale) als eigene liturgische Zeiteinheit eingeführt worden. Bewusstseinsmässig ist das bis heute nicht überall angekommen.
Bis zur Reform endete die Fastenzeit mit dem Karsamstag. Dazu gehörte bis zur Erneuerung der Osternacht unter Pius XII. die Absurdität, dass nach den liturgischen Regeln die Osternacht am Vormittag des Karsamstags gefeiert wurde und man die Feier verliess und noch bis in die Nacht fasten musste. Mit der Verlegung der Osternacht wieder in die Nacht hinein wurde dies schon 1951 geändert.
Nach den heutigen liturgischen Regeln endet die Fastenzeit, die auch Österliche Busszeit genannt wird, vor der Abendmahlsmesse des Gründonnerstags.
Von der Abendmahlsmesse des Gründonnerstags bis einschliesslich der Zweiten Vesper von Ostern (also Ostersonntag Spätnachmittag) geht das Österliche Triduum. Karfreitag und Karsamstag bleiben als Bestandteile des Triduums aber Fasttage, davon der Karfreitag als gebotener Fast- und Abstinenztag.
Die Osterzeit beginnt mit dem Ostersonntag, der als 1. Sonntag der Osterzeit zählt, so dass er zu beiden Zeiteinheiten (Triduum und Osterzeit) gehört.
Wer nachrechnet, wird merken: Die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Gründonnerstag ist länger als die 40 Tage. Die Zahl 40 ist nicht mathematisch zu verstehen, sondern symbolisch. Denken wir beispielsweise an die 40 Jahre Wüstenwanderung des Volkes Israel, die 40 Tage Vorbereitung des Propheten Elias auf die Gottesbegegnung am Berge Horeb oder Jesu 40-tägiges Fasten vor seinem öffentlichen Auftreten.»
© Regula Pfeifer
Martin Klöckener
Martin Klöckener (67) ist emeritierter Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Freiburg. Er äussert sich auf Anfrage von kath.ch. (rr)
© Katholisches Medienzentrum, 22.02.2023
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