Zum Tod von David Sanborn: Der Superstar des Saxofons
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Berühmt wurde David Sanborn durch seine mitreissenden Fusion-Produktionen. In der Folge hat der amerikanische Saxofonist in den Bands von Pop- und Rockmusikern wie David Bowie und Eric Clapton gespielt. Am Sonntag ist er 78-jährig gestorben.
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David Sanborn spielte auf unterschiedlichen Hochzeiten und Bühnen: hier 2009 am Montreux Jazzfestival.
Martial Trezzini / Keystone
Für David Sanborn war die Musik zunächst ein Weg der Heilung. Nachdem der Junge im Alter von drei Jahren an Kinderlähmung erkrankt war, soll ihm ein Arzt das Saxofon-Spielen angeraten haben – um die Brustmuskulatur und die Atmung zu trainieren. Die prekäre Ausgangslage seines Musizierens mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass Sanborns Tonfall auch später immer wieder eine schrille Anmutung von Aktivismus anhing.
Prägend für die Entwicklung seiner forcierten Expressivität war allerdings der Einfluss seines ersten Idols: Der Altsaxofonist Hank Crawford zeigte als Mitglied der Band von Ray Charles, wie man das gebogene Horn als Ventil all jener Energien und Emotionen einsetzte, die in den Strophen von Rhythm’n’Blues und Soul aufgestaut werden.
Der Blues bestimmte die Anfänge von David Sanborns musikalischem Werdegang. Mit 14 Jahren spielte er bereits mit dem Bluesmusiker Albert King. Seinem Engagement in der Bluesband von Paul Butterfield verdankte er 1969 auch einen Auftritt am legendären Woodstock-Festival. Aber der Blues hatte sich unterdessen längst als Brücke zu weiteren Genres und Szenen bewährt.
Der Blues als Brücke
1945 in Tampa, Florida geboren, studierte er Musik an der Northwestern University in Illinois, wo er in den Jazz eingeführt wurde. David Sanborn spielte auch mit avantgardistischen Vertretern des Free Jazz wie Roscoe Mitchell zusammen, was seine künstlerische Offenheit beweist.
Bekannt wurde er allerdings für einen Stil, in dem er Blues, Jazz und Funk zu einer bisweilen gefälligen, aber stets auch mitreissenden Fusion verrührte. Von «Smooth Jazz» war fortan die Rede, der sich beim Publikum seit den siebziger Jahren grosser Beliebtheit erfreute, während man in der eingeschworenen Jazzszene hingegen oft die Nase rümpfte.
Während die Jazzmusiker während Jahrzehnten um einen künstlerischen Ausdruck gerungen hatten, in dem die eigene Persönlichkeit verwirklicht und die musikalische Entwicklung befördert werden sollte, schien sich Sanborn mit einigen marktgerechten Blues-Klischees zufriedenzugeben. Aber Sanborns Vertrautheit mit dem Kommerz basierte auf einer ungewöhnlichen musikalischen Offenheit und Flexibilität.
So konnte er einerseits zwischen verschiedenen musikalischen Funktionen variieren – einmal spielte er Smooth Jazz für den Background. Dann wiederum glänzte er als alerter Solist in konzentrierten Jazz- und Jazz-Rock-Sessions. Gut siebzehn Alben unter seinem Namen sind erschienen, darunter Produktionen wie «Hideway» (1980), die auf die Spitze der Jazz-Charts kletterten. Auf «Another Hand» (1991) aber setzte er sich an der Seite hochkarätiger Jazzmusiker wie dem Gitarristen Bill Frisell in Szene. Überzeugend auch der Soul-Jazz auf dem späten Album «Bye Bye Blackbird» (2016).
Zahlreiche Kooperationen
Dass David Sanborn schliesslich zum Superstar unter den Saxofonisten avancierte, verdankt er aber auch den zahlreichen Kooperationen mit Rock- und Pop-Musikern. Seinen Auftritten bei den Rolling Stones und in den Bands von Stevie Wonder, David Bowie, Eric Clapton und Sting war es zu verdanken, dass sich das Saxofon eine Zeitlang als unerlässliches klangliches Accessoire von Pop-Produktionen behauptete.
Seit der Jahrtausendwende war es zwar etwas ruhiger geworden um den Altsaxofonisten mit Pop-Appeal. Einerseits aber trat er nun als Musikvermittler mit breitem Horizont und vertieftem musikalischem Wissen in TV-Sendungen auf. Andererseits bewies er seine Spielfreude weiterhin auf internationalen Tourneen, die ihn wiederholt auch in die Schweiz führten. Am Sonntag ist David Sanborn im Alter von 78 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben.