Fachleute zum Asteroiden 2024 YR4: „Gibt keine Systeme, die ...
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Stand: 18.02.2025, 10:50 Uhr
Von: Tanja Banner
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Noch einen Monat hat die Forschung Zeit, den Asteroiden 2024 YR4 zu beobachten, bevor er nicht mehr sichtbar ist. Wie blicken Fachleute auf den Fall?
Frankfurt – Der Asteroid 2024 YR4 entfernt sich derzeit rasend schnell von der Erde. Doch wenn er 2032 wieder in die Nähe des blauen Planeten kommt, könnte es gefährlich werden. Mit einer Wahrscheinlichkeit von etwas mehr als zwei Prozent wird der Asteroid im Dezember 2032 die Erde treffen. Derzeit geben die Esa und die Nasa die Einschlags-Wahrscheinlichkeit mit 2,4 beziehungsweise 2,6 Prozent an (Stand: 18.2.2025). „Das ist selten, es ist viele Jahre her, dass wir einen Asteroiden mit dieser Einschlagwahrscheinlichkeit hatten“, betont der Astronomie-Professor Danny Steeghs von der University of Warwick.
Die aktuellen Wahrscheinlichkeiten für den Asteroideneinschlag schwanken täglich, meist um die zwei Prozent herum. „Die Art und Weise, wie diese Prozentsätze für die Einschlagwahrscheinlichkeit berechnet werden, basiert auf Extrapolationen der Flugbahn des Asteroiden und der Position der Erde beim Eintreffen des Asteroiden“, erklärt der Astronomie-Professor Martin Ward von der Durham University. Er ergänzt: „Sie werden mit der Zeit immer genauer, je mehr Daten wir erhalten.“
Asteroid 2024 YR4: Je mehr Beobachtungen, desto genauer wird der mögliche Einschlag bestimmt
Steeghs fügt hinzu, wie genau die Daten zustande kommen: „Die Messungen, die in diese Berechnungen einfließen, werden von einer Reihe von Teleskopen gesammelt. Diese werden weltweit ausgetauscht, sodass eine Reihe von Teams Bahnprojektionen berechnen können. Jedes Mal, wenn neue Daten hinzukommen, können die Berechnungen verfeinert werden.“ Deshalb ändere sich die Zahl ständig. „In der Anfangsphase kann sie sich unregelmäßig ändern. Mit zunehmender Genauigkeit wird sie sich auf einen Wert einpendeln“, prognostiziert Steeghs.
„Observatorien auf der ganzen Welt arbeiten daran, die Umlaufbahn zu verfeinern“, erklärt Olivier R. Hainaut, ein Astronom an der Europäischen Südsternwarte ESO, die ebenfalls den Asteroiden 2024 YR4 beobachtet. „Das braucht Zeit, man muss warten, bis sich der Asteroid bewegt, um mehr Messungen zu machen“, sagt der Experte. Hainaut betont, dass der Asteroid noch etwa einen Monat lang mit großen Teleskopen sichtbar bleibt. „Etwa Anfang April wird er für die meisten Teleskope außer Reichweite sein. Hoffentlich ist dann der Orbit genug verfeinert, um einen Einschlag komplett auszuschließen“, sagt der Wissenschaftler.
Mit wie viel Energie der Asteroid 2024 YR4 auf der Erde einschlagen würde
Demnächst soll auch das „James Webb“-Weltraumteleskop (JWST) zum Einsatz kommen und den Asteroiden 2024 YR4 beobachten. Das Teleskop soll vor allem die Größe des Asteroiden genauer ermitteln. Das sei von „entscheidender Bedeutung“, sagt James O‘Donoghue von der University of Reading. Schließlich kann ein größerer Asteroid viel mehr auf der Erde anrichten als ein kleinerer Asteroid.
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Derzeit gehen Fachleute davon aus, dass der Asteroid zwischen 40 und 90 Metern groß ist – eine große Spanne, wie O‘Donoghue mit Zahlen verdeutlicht: „Ein 80-Meter-Asteroid würde mit achtmal mehr Energie einschlagen als ein 40-Meter-Asteroid, da eine Verdoppelung des Durchmessers das Volumen und die Masse um den Faktor acht erhöht. Zum Vergleich: Ein 40-Meter-Asteroid hat die Energie von einigen Megatonnen TNT, vergleichbar mit einem Atomsprengkopf, während ein 90-Meter-Asteroid mehr als 50 Megatonnen hat – das entspricht in etwa der Zar-Bombe, dem stärksten jemals gezündeten Atomsprengsatz.“
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Fachleute bleiben optimistisch: der Asteroid ist verhältnismäßig klein
Dass die Größe des Asteroiden noch nicht genau bekannt ist, ist ein Problem, sagt Steeghs: „Wir kennen die Größe des Objekts noch nicht genau, und davon hängt ab, was ein Einschlag anrichten könnte und wie wir ihn abmildern könnten.“ Darren Baskill (University of Sussex) betont: „Es gibt keine Systeme, die einen Asteroideneinschlag verhindern könnten, falls sich ein Asteroid auf Kollisionskurs befinden sollte. Das wird sich hoffentlich in den nächsten siebeneinhalb Jahren ändern, nur für den Fall!“
Doch was passiert, wenn der Asteroid 2024 YR4 nach dem Ende des Sichtbarkeitszeitraums noch immer eine Einschlagwahrscheinlichkeit von mehr als einem Prozent hat? „Dann ist es an der Zeit, mögliche Weltraummissionen zur Schadensbegrenzung zu starten“, sagt ESO-Astronom Hainaut. Der Experte bleibt jedoch optimistisch: „Denken Sie daran, dass der Asteroid nicht sehr groß ist. Möglicherweise ein paar Mal größer als der Asteroid, der 2013 in Tscheljabinsk einschlug – aber etwa 150 Mal kleiner als der Dinosaurier-Killer von Chicxulub.“
Und auch der Astronomie-Professor Ward sieht den Fall des Asteroiden 2024 YR4 relativ entspannt: „Die Erde ist zu 70 Prozent mit Wasser bedeckt und von der restlichen Landmasse sind 33 Prozent Wüste.“ Tatsächlich weiß man bereits, in welchem Korridor der Asteroid auf die Erde stürzen könnte, sollte sein Einschlag nicht ausgeschlossen werden können – mit dem Pazifik, dem Atlantik und dem Arabischen Meer sind gleich drei Ozeane vertreten. (tab)