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Eine Gefahr für die Erde? Alles, was Sie über Asteroid 2024 YK4 ...

Eine Gefahr für die Erde Alles was Sie über Asteroid 2024 YK4
Das Objekt gilt momentan als gefährlichster Brocken im Sonnensystem. Müssen wir wirklich einen Einschlag im Jahr 2032 fürchten? Und wenn ja – wie ließe er sich abwenden?

Planetare Verteidigung Eine Gefahr für die Erde? Alles, was Sie über Asteroid 2024 YR4 wissen müssen

Für mehr als 1600 erdnahe Asteroiden ist die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags nicht null – und doch meist verschwindend gering

Für mehr als 1600 erdnahe Asteroiden ist die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags nicht null – und doch meist verschwindend gering

© Hypersphere / Science Photo Library / mauritius images

Nora Saager
von Nora Saager
17.02.2025, 13:04 5 Min.

Das Objekt gilt momentan als gefährlichster Brocken im Sonnensystem. Müssen wir wirklich einen Einschlag im Jahr 2032 fürchten? Und wenn ja – wie ließe er sich abwenden?

Inhaltsverzeichnis

Was macht 2024 YR4 besonders?

Der neu entdeckte erdnahe Asteroid steht momentan ganz oben auf der Liste kosmischer Gefährder. Er ist zwischen 40 und 90 Meter groß und kreist um die Sonne. Mal kommt er unserem Zentralgestirn dabei näher als wir, mal führt ihn sein elliptischer Orbit weit hinter die Umlaufbahn des Mars. Am 22. Dezember 2032 wird er uns ungemütlich nah kommen. Dabei besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass er die Erde trifft. Die Fachleute der NASA und der ESA beziffern sie momentan auf zwei Prozent oder 1 zu 48. Dieser Wert ist aber noch mit großen Unsicherheiten behaftet. Gut möglich, dass 2024 YR4 letztendlich weit jenseits des Mondes an uns vorbeiflitzt. 

Wann und wie wurde 2024 YR4 entdeckt?

Am 27. Dezember 2024 erspähte das ATLAS-Warnsystem der Universität Hawaii und der NASA den erdnahen Asteroiden erstmals. Es scannt Nacht für Nacht den Himmel auf der Suche nach erdnahen Asteroiden. Dazu hält es Ausschau nach Objekten, die sich schnell über das Firmament bewegen. Als 2024 YR4 ins Visier von ATLAS geriet, hatte der Asteroid seinen erdnächsten Punkt bereits passiert. Seither entfernt er sich, wird kleiner und schwächer. Im April wird er für mehr als drei Jahre aus dem Blickfeld irdischer Teleskope verschwinden. Umso wichtiger ist es, bereits jetzt möglichst viele Beobachtungen zu sammeln. Sie helfen dabei, den Orbit des Asteroiden möglichst genau zu berechnen. In der Regel lässt sich eine Kollision auf diese Weise ausschließen. Bis zum 8. Februar verzeichnete das Minor Planet Center, das alle Beobachtungen zentral sammelt und katalogisiert, bereits mehr als 144 Sichtungen. 

Der schwache Lichtpunkt im Zentrum des Videos ist 2024 YR4, aufgenommen mit dem Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte. Die Sterne im Hintergrund scheinen an ihm vorbeizuziehen. Dabei ist es in Wirklichkeit der Asteroid, der sich bewegt

Der schwache Lichtpunkt im Zentrum des Videos ist 2024 YR4, aufgenommen mit dem Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte. Die Sterne im Hintergrund scheinen an ihm vorbeizuziehen. Dabei ist es in Wirklichkeit der Asteroid, der sich bewegt

© ESO/O. Hainaut et al.

Wie groß ist die Gefahr, die von 2024 YR4 ausgeht?

Der kosmische Brocken erreicht Stufe 3 auf der Torino-Skala. Sie weist Himmelskörpern Warnstufen zu, abhängig von der Wahrscheinlichkeit und dem Zerstörungspotenzial eines Einschlags. Stufe 3 bedeutet: "Aktuelle Berechnungen ergeben eine Wahrscheinlichkeit von über einem Prozent für eine Kollision, welche lokale Zerstörungen verursachen würde. Weitere Beobachtungen werden sehr wahrscheinlich zu einer Rückstufung in die Klasse 0 führen." Bisher wurde nur ein einziger Asteroid in der Geschichte der Skala höher eingestuft: Apophis, ein mehrere Hundert Meter großer Brocken, der 2004 für kurze Zeit als gefährlichstes Objekt im Sonnensystem galt. Seine Einschlagwahrscheinlichkeit für das Jahr 2029 wurde auf 1:38 beziffert. Doch sowohl Apophis als auch andere Risikokandidaten, die in der Vergangenheit Stufe 1 oder 2 erreichten, entpuppten sich nach längerer Beobachtung als harmlos. 

Wie viel Zerstörung würde 2024 YR4 anrichten, falls er die Erde träfe?

Der Risikokorridor eines möglichen Einschlags verläuft momentan nahe dem Äquator, vom östlichen Pazifik über das nördliche Südamerika, den Atlantischen Ozean, Zentralafrika, das Arabische Meer und Südasien. Den größten Schaden würde der Asteroid verursachen, wenn er über dicht besiedeltem Gebiet niederginge: Mit rund 50 Meter Durchmesser könnte er bereits einer größeren Stadt gefährlich werden. Oft zerbersten die Himmelskörper in der Atmosphäre, noch bevor sie die Erdoberfläche erreichen. Die Explosion löst enorme Druckwellen aus. In einem öffentlichen Dokument des International Asteroid Warning Network zu 2024 YR4 heißt es: "Explosionsschäden könnten bis zu 50 km vom Einschlagsort entfernt auftreten, wenn man das obere Ende des Größenspektrums zugrunde legt."

Das einzig vergleichbare Ereignis der jüngeren Geschichte fand 1908 im sibirischen Tunguska statt. Die Explosion eines (vermutlich) 30 bis 40 Meter großen Asteroiden knickte Bäume auf einer Fläche von 2200 Quadratkilometern um. Ein nur halb so großes Exemplar ließ 2013 im russischen Tscheljabinsk zahllose Fenster zersplittern. Jetzt, da wir 2024 YR4 im Blick haben, gibt es allerdings Optionen, uns vor einem Einschlag zu schützen. 

Planetary Defence Officer: Asteroidenjäger Richard Moissl über die Abwehr kosmischer Geschosse

© Foto: Paolo Verzone / VU für GEO

Asteroidenjäger Richard Moissl über die Abwehr kosmischer Geschosse

03:07 min

Welche Maßnahmen laufen bereits?

Momentan ist das Ziel vor allem, den Orbit möglichst präzise vorherzusagen. Zwei Organisationen der Vereinten Nationen sind bereits aktiv geworden. Das International Asteroid Warning Network (IAWN) ist ein weltweiter Zusammenschluss sämtlicher Institutionen, die kosmische Gefährder im Blick haben. Sie beschaffen Daten und werten sie aus. 

Die Space Mission Planning Advisory Group (SMPAG) ist als internationale Eingreiftruppe dafür zuständig, Notfallszenarien zur planetaren Verteidigung zu erarbeiten. Dafür gibt es klare Regeln: Was auch immer im Anflug ist, muss mindestens 50 Meter groß sein und die Erde innerhalb der nächsten 50 Jahre mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als einem Prozent treffen. Diese Kriterien erfüllt 2024 YR4. Am 5. Februar kamen die Mitglieder deshalb zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ihr Fazit: "Die Gruppe hat begonnen, Aktivitäten zu erörtern, hält es aber für verfrüht, spezifische Empfehlungen für Missionen zu entwickeln." Im Frühling will man sich erneut zusammensetzen: Dann sollten Beobachtungsdaten des James Webb Space Telescope (JWST) für 2024 YR4 vorliegen. 

Sollte das Risiko eines Einschlags weiter steigen, erarbeiten die Mitglieder von SMPAG Vorschläge für Missionen, um den Asteroiden genauer auszuspähen oder sogar von seinem Kurs abzulenken. Anhand ihrer Empfehlungen würde die UN-Vollversammlung votieren, wie die kosmische Bedrohung zu behandeln ist.

Wieso soll das James-Webb-Teleskop den Asteroiden vermessen?

Teleskope auf der Erde messen lediglich das Sonnenlicht, das ein Asteroid reflektiert. Daraus kann man nur grobe Schlüsse über seinen Durchmesser ziehen. Womöglich handelt es sich um ein kleines Objekt, dessen Oberfläche viel Licht zurückwirft. Vielleicht ist der Asteroid aber auch ein kapitaler Brocken, dessen Oberfläche viel Licht schluckt. Um die Größe und damit das Zerstörungspotenzial genau einzuschätzen zu können, sind andere Methoden erforderlich.

Da James Webb ein Weltraumteleskop ist, werden seine Messungen nicht durch die Erdatmosphäre gestört und verzerrt. So kann es die Wärmesignatur von 2024 YR4 im Infrarotbereich bestimmen – und damit einen präziseren Wert für den Durchmesser liefern. Geplant sind zwei Beobachtungsintervalle: im frühen März, wenn der Asteroid für JWST am deutlichsten sichtbar ist, und im Mai, wenn er sich bereits ein ganzes Stück von der Erde entfernt hat. Je größer der Zeitraum, den die Messungen umspannen, desto genauer lässt sich der Orbit eingrenzen. 

Was können wir tun, wenn eine Kollision unausweichlich scheint?

Bisher wurde nur eine Methode der Asteroidenabwehr in der Realität erprobt. 2022 ließ die NASA die Sonde DART mit 22.000 Kilometern pro Stunde in den Asteroiden Dimorphos krachen. Der rund 160 Meter durchmessende Himmelskörper hat die abgeflachte Form einer Linse und kreist als Mond um seinen größeren Gefährten Didymos. Der Schubs durch die Sonde war heftig genug, um Dimorphos' Umlaufbahn um mehr als eine halbe Stunde zu verkürzen – ein spektakulärer Erfolg. Ein solcher "kinetischer Impaktor" ist damit eine realistische Option für den Notfall. Eine Sonde könnte Daten aus nächster Nähe liefern, bevor sie auf dem nahenden Asteroiden zerschellt. 

In der Theorie gibt es weitere Konzepte: So könnte eine Raumsonde neben einem Asteroiden auf Kollisionskurs fliegen und ihn ablenken, entweder durch ihre eigene Schwerkraft oder durch einen gezielten Strahl geladener Teilchen, den sie auf die Oberfläche richtet. Als Ultima Ratio wäre außerdem denkbar, eine Atombombe im in der Nähe des Astroiden zu zünden. Auch in dem Fall würde der Strahlungsdruck ihn vom Kurs abbringen – ihn durch die Detonation in kleinere Brocken zu zerlegen, würde unser Risiko nur steigern. Nutzen und Gefahren dieses (unerprobten) Eingriffs gälte es allerdings sehr sorgsam abzuwägen. Einen Testlauf verbieten internationale Verträge. 

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