Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde: Wie man2024 YR4 vor ...
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Stand: 15.02.2025, 06:08 Uhr
Von: Tanja Banner
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Wird der Asteroid 2024 YR4 die Erde treffen? Noch bevor das geklärt ist, sollte man darüber nachdenken, wie man ihn abwehren kann. Dazu gibt es Möglichkeiten.
Frankfurt – Derzeitigen Beobachtungen zufolge scheint der Asteroid 2024 YR4 womöglich auf Kollisionskurs mit der Erde zu sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass der etwa 40 bis 90 Meter große Asteroid die Erde im Dezember 2032 trifft, liegt den Raumfahrtorganisationen Nasa und Esa zufolge bei etwa zwei Prozent. Die Hoffnung ist groß, dass die Wahrscheinlichkeit im Laufe der Zeit sinken wird – am Ende könnte es sein, dass der Asteroid die Erde komplett verfehlt.
Asteroid 2024 YR4 auf Kollisionskurs mit der Erde: Wie kann man ihn abwehren?
Doch das steht noch lange nicht fest. Beunruhigend ist, dass der Asteroid ab etwa April/Mai 2025 bis ins Jahr 2028 hinein aus dem Sichtfeld sämtlicher Teleskope verschwindet und keine neuen Daten gesammelt werden können. Deshalb sollte man sich auch Gedanken darüber machen, wie man den Asteroiden im Notfall abwehren kann. Asteroidenabwehr – da denken viele spontan an Hollywood, Atombomben und Bruce Willis. Andere erinnern sich an den ersten Asteroidenabwehr-Test der Nasa, bei dem eine Raumsonde einen Asteroiden aus seiner Umlaufbahn „schubste“.
Tatsächlich gibt es Studien zur Asteroiden-Abwehr mit Atombomben. Doch das ist für einen Asteroiden der Größe von 2024 YR4 nicht nötigt, zeigt ein Forscher. In seiner Studie „Multimodal Planetary Defense“ erklärt der Physiker Philipp Lubin von der University of California in Santa Barbara genau, wie man einen Asteroiden bis zu einer Größe von 1000 Metern abwehren kann.
Asteroid könnte mithilfe von „Projektilen“ in kleinere Teile zerbrochen werden
„Die Methode umfasst eine Reihe von keinen kinetischen Hochgeschwindigkeits-Penetratoren, die einen Asteroiden oder kleinen Kometen pulverisieren und zerlegen“, schreibt Lubin. „Auf diese Weise wird die Bedrohung wirksam entschärft, indem die Erdatmosphäre genutzt wird, um die Energie in der Fragmentwolke zu zerstreuen.“
Lubin schlägt vor, „Projektile“ auf einen Asteroiden zu schießen, um diesen in mehrere deutlich kleinere Stücke zu zerbrechen. Im Fall eines Asteroiden mit einer Größe von 15 bis 100 Metern – also der Bereich, in dem sich auch der Asteroid 2024 YR4 bewegt – zeichnet Lubin folgendes Szenario: Der Asteroid wird mittels „Projektilen“ in Fragmente zerlegt, die jeweils kleiner als 15 Meter sind. Dann will er „die Erdatmosphäre als Schutzschild“ nutzen, um die kleineren Asteroiden-Fragmente dort verglühen zu lassen.
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Asteroidenabwehr-Methode könnte auch kurzfristig zum Einsatz kommen
Laut Lubin könnte man einen 100-Meter-Asteroiden so innerhalb eines Tages vor dem Einschlag abfangen, einen 50-Meter-Asteroiden sogar bis zu fünf Stunden vor dem Einschlag auf der Erde. Schäden auf der Erde soll es keine geben – oder höchsten „minimale Fensterschäden“. Lubin ist sich sicher: „Die Bedrohung wird wirksam entschärft, obwohl größere Zeitabschnitte immer vorzuziehen sind.“
Die Vorteile der vorgeschlagenen Asteroiden-Abwehrtechnik liegen auf der Hand: Laut Lubin können existierende Technologien genutzt werden, außerdem seien sowohl Szenarien mit langer Planungszeit als auch die kurzfristige Abwehr von Asteroiden möglich. „Bei längerfristigen Abfangszenarien verfehlen die zerlegten Asteroiden-Fragmente die Erde weitgehend“, schreibt der Physiker.
Ob diese Möglichkeit der Asteroidenabwehr für den Asteroiden 2024 YR4 ein Rolle spielen wird, müssen Fachleute beraten. Bisher können die nur grob sagen, wo der Asteroiden einschlagen wird – falls er die Erde überhaupt trifft. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie verfehlt, liegt derzeit bei etwa 98 Prozent. (tab)