Ski-Sensation AJ Ginnis – nach Schicksalsschlägen zur Podest ...

Als er auf dem Podium steht, kann er es kaum fassen: AJ Ginnis.Bild: keystone
Als erster Grieche stand Alexandros Ioannis Ginnis in Chamonix auf einem Weltcup-Podest. Der 28-Jährige wurde in Athen geboren, reifte dann aber in den USA zum Skifahrer. Nach vielen Verletzungen und einem Schicksalsschlag gelang ihm die Sensation.
04.02.2023, 19:20

Folge mir
Mehr «Sport»
Als er im Ziel einfährt, weiss AJ Ginnis bereits, dass ihm eine gute Fahrt gelungen ist. Schliesslich zeigte die Anzeigetafel über acht Zehntel Vorsprung auf den Norweger Alexander Steen Olsen, den er im ersten Durchgang nur hauchdünn geschlagen hatte. Doch dass er am Ende auf dem Podest landen würde, hätte der 28-Jährige wohl nicht mal zu träumen gewagt. Schliesslich standen noch 22 Fahrer oben und Ginnis stand zuvor noch nie in den Top-10.
Die Fahrt von AJ Ginnis im 2. Lauf.Video: SRF
Doch dem Griechen gelang die Sensation – sein bisheriges Bestresultat (11. Platz) pulverisierte er als Zweiter regelrecht. Als erster griechischer Skifahrer stand Ginnis damit auf einem Weltcup-Podest. «Das ist ein Traum», sagt er danach und fügt im SRF-Interview an: «Ich kann es nicht glauben.»
Von Schicksalsschlägen zurückgeworfenAlexandros Ioannis Ginnis, wie er mit vollem Namen heisst, wurde in Athen als Sohn eines Griechen und einer US-Amerikanerin geboren. In Griechenland begann er dann auch bereits im Alter von zwei Jahren mit dem Skifahren, weil sein Vater im Parnass-Gebirge eine Skischule führte. Und obwohl er in Vouliagmeni, einem Vorort der Hauptstadt am Strand, aufwuchs, zog es ihn immer wieder in den Schnee. Daran änderte sich natürlich nichts, als die Familie nach Österreich zog, wo der Vater weiterhin als Skilehrer arbeitete.
Da war Alexandros Ginnis zwölf Jahre alt und bald einmal war ihm klar, dass er es versuchen wollte, das Hobby zum Beruf zu machen. Um seine Chancen zu steigern, zog die Familie drei Jahre später in die Heimat der Mutter, wo AJ Ginnis in Vermont auf die renommierte Green Mountain Valley School, eine auf Skisport spezialisierte Schule, ging. Die ersten Erfolge liessen nicht lange auf sich warten, mit 16 Jahren gewann er erste FIS-Rennen und wurde dann im Frühling 2012 ins US-Entwicklungsteam aufgenommen.
Das Interview nach dem Sieg.Video: SRF
Doch schon bald stoppte ihn die erste Verletzung – der Traum von den Olympischen Spielen 2014 platzte, als er die Qualifikation nach seiner Rückkehr vom Kreuzbandriss verpasste. Es sollte aber nicht der schlimmste Schicksalsschlag in dieser Phase sein. Sein Vater verstarb völlig überraschend als Ginnis gerade einmal 19 Jahre alt war. Und trotzdem liess er sich nicht von seinem Weg abbringen. Dank eines Fundraisings konnte er seinen Traum von der Ski-Karriere weiterführen und debütierte dann im Dezember 2014 in Madonna di Campiglio im Weltcup.
Sein Talent bewies er dann auch an der Junioren-Ski-WM im norwegischen Hafjell, wo er Slalom-Bronze gewann. Sieger des damaligen Rennens war ein gewisser Henrik Kristoffersen. Doch die Wege der beiden Podestfahrer verliefen in der Folge völlig unterschiedlich. Zwar holte Ginnis zwei Jahre nach seinem Debüt an selber Stelle die ersten Weltcup-Punkte, doch wurde der US-Fahrer von zwei weiteren schweren Verletzungen am Kreuzband ausgebremst. Derweil etablierte sich der Norweger in der Weltspitze.
Besser als jeder andere absolvierte Ginnis den zweiten Lauf von Chamonix.Bild: keystone
Ginnis hingegen verpasste auch die Olympischen Spiele 2018 und verlor nach der Saison 2019/20 die finanzielle Unterstützung des US-Teams. Und so entschied sich der US-griechische Doppelbürger für einen Verbandswechsel. Bei den Griechen ist er ein Einzelkämpfer – als er im Januar 2021 in Flachau Elfter wurde, waren das die ersten Weltcup-Punkte für das Land an der Ägäis. Einmal mehr träumte Ginnis so von den Olympischen Spielen, die im Jahr darauf in Peking stattfinden würden. Einmal mehr platzte dieser Traum aufgrund einer Knieverletzung.
Doch einmal mehr absolvierte der Skifahrer die Reha und kehrte in den Weltcup zurück. Im Dezember 2022 gab er in Val-d'Isère sein Comeback, wo er direkt auf den zwölften Rang fuhr. Aufgrund eines Einfädlers wurde er jedoch disqualifiziert. Die Freude war also von kurzer Dauer und das Leiden ging weiter vorerst weiter – bis zur Sensation in Chamonix vom heutigen Samstag.
Als Daniel Yule, der Drittplatzierte nach dem 1. Lauf, hinter Ginnis zurückfiel, übermannten diesen die Emotionen. Noch immer auf dem Thron des Führenden sprang er über die Absperrung und seinen Kollegen in die Arme. «Operationen und Rückschläge sollen verdammt sein. Ich bin die glücklichste Person der Welt», schrieb Ginnis nach dem letzten Rennen vor der WM auf Instagram.
Aber nicht nur bei ihm war die Freude riesig. Kristoffersen, der sich acht Jahre zuvor das Podium mit Ginnis geteilt hatte, schrieb in den sozialen Medien vom «Highlight des Tages», dass Ginnis sein erstes Top-3-Ergebnis einfahren konnte. Die ehemaligen Teamkollegen freuten sich ebenfalls lautstark über sein tolles Ergebnis. Sieger Ramon Zenhäusern sagte im SRF-Interview: «Genial, dass er es geschafft hat. Ich mag es ihm vom Herzen gönnen.» Damit wird Zenhäusern nicht alleine sein.
Mehr Sport:
1 / 12
Die letzten Schweizer Sieger im Skiweltcup
quelle: keystone / erik johansen
Video: srf
Kevin Fiala (26) produziert in der NHL einen Punkt pro Partie und ist zum ersten Mal beim All-Star-Game dabei. Er ist der beste Künstler unserer Hockeygeschichte.
Kevin Fiala könnte jetzt schon der berühmteste Spieler in der Geschichte unseres Hockeys sein. WM-Final 2018 in Kopenhagen zwischen der Schweiz und den vom späteren ZSC-Trainer Rikard Grönborg gecoachten Schweden. Nach 60 Minuten steht es 2:2. Kevin Fiala hat den zweiten Pass zum zwischenzeitlichen 1:0 von Nino Niederreiter gegeben. Verlängerung. Er hat eine riesige Chance zum Siegestreffer. Zum Tor, das die Schweizer zu Weltmeistern macht. Er scheitert. In der Penalty-Entscheidung geht der Final verloren. Auch Kevin Fiala scheitert bei seinem Versuch.