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Guillain-Barré-Syndrom: Seltene Nebenwirkung von Corona-Impfstoff?

GuillainBarréSyndrom Seltene Nebenwirkung von CoronaImpfstoff
In den USA wird vor einem geringen Risiko einer Nervenentzündung in Zusammenhang mit Corona-Impfungen gewarnt. Auch in Deutschland wird dies nun geprüft. Von Florian Flade.

Stand: 13.07.2021 17:40 Uhr

In den USA wird vor einem geringen Risiko einer Nervenentzündung in Zusammenhang mit Corona-Impfungen gewarnt. Auch in Deutschland wird dies nun geprüft.

Von Florian Flade, WDR

Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine vergleichsweise seltene neurologische Erkrankung. Eine Entzündung des Nervensystems aufgrund einer überschießenden Autoimmunreaktion. Es kann zu Gefühlsstörungen und Lähmungen kommen. Oft beginnend in den Beinen, aber auch in den Armen und im Gesicht können Lähmungen auftreten.

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In besonders schweren Fällen kann auch die Atemmuskulatur betroffen sein, manche Patienten müssen beatmet werden. GBS kann allerdings meist gut behandelt werden, etwa mit Immunglobulinen. Oft verschwinden die Symptome auch wieder ohne langfristige Schäden.

Bisher nur wenige Fälle

Die US-amerikanische Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde FDA warnt nun vor möglichen GBS-Erkrankungen nach einer Impfung mit dem SarsCoV2-Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson. Das Risiko sei jedoch sehr gering, heißt es, ein kausaler Zusammenhang mit dem Vakzin sei zudem noch nicht belegt.

Rund 13 Millionen Amerikaner haben den Impfstoff bislang erhalten, bei etwa 100 Personen sei die Immunsystemerkrankungt festgestellt worden. Vor allem bei Männern im Alter von 50 Jahren und älter. Künftig soll der Beipackzettel des Impfstoffs daher mit einem Warnhinweis versehen werden.

Überprüfungen auch in Deutschland

Auch in Deutschland wird nun geprüft, ob es Warnungen vor einem Auftreten des Syndroms im Zusammenhang mit SarsCoV2-Impfungen geben sollte. Denn auch hierzulande sind zuletzt gehäuft GBS-Fälle aufgetreten, wie das Paul-Ehrlich-Institut in der vergangenen Woche auf Anfrage von WDR und Süddeutscher Zeitung bestätigte. Gehäuft soll heißen, etwas mehr als natürlicherweise erwartet werden. Allerdings geht es dabei nicht um das Vakzin von Johnson & Johnson, sondern vor allem um den Impfstoff von AstraZeneca.

"Hinsichtlich des Auftretens eines Guillain-Barré-Syndroms nach Covid-19-Impfung liegen aktuell mehr Fallmeldungen vor als statistisch zu erwarten wären", teilte eine Sprecherin mit. Diese Thematik werde derzeit auch "im Ausschuss für Risikobewertung im Bereich Pharmakovigilanz bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA bewertet und diskutiert".

Todesfall nach Infektion

Im aktuellen Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts heißt es, bis zum 31. Mai seien 24 Fälle eines GBS nach Impfungen mit dem Impfstoff Vaxzevria (AstraZeneca) sowie zwei Fälle eines verwandten Syndroms gemeldet worden. Die Erstsymptome seien bis 22 Tage nach der Impfung aufgetreten, bei den geimpften Personen habe es sich um 15 Frauen und elf Männer im Alter zwischen 34 und 79 Jahren gehandelt. Drei Personen hätten intensivmedizinisch behandelt und invasiv beatmet werden müssen, in einem Fall sei der Ausgang tödlichgewesen.

Inzwischen hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) eine Empfehlung ausgesprochen, dem Impfstoff von AstraZeneca einen Warnhinweis vor einem Risiko des Guillain-Barré-Syndroms beizufügen. Außerdem würden fortlaufend Daten zu einem erhöhten Risiko der Nervenschädigung ausgewertet, wie ein Sprecher der EU-Behörde mitteilte.

Hersteller kooperiert mit Behörden

Die Firma Janssen, die zum Pharmakonzern Johnson & Johnson gehört und den Covid-19-Impfstoff produziert, teilte auf Anfrage mit, dass sie im engen Austausch mit den Behörden stehe. Die Rate der GBS-Erkrankten sei durch die Impfung im Vergleich zum normalen Vorkommen nur leicht erhöht, der Impfstoff schütze jedoch grundsätzlich sehr gut vor Krankenhauseinweisungen und Todesfällen durch Covid-19. 

"Wir unterstützen nachdrücklich die Sensibilisierung für die Anzeichen und Symptome seltener Ereignisse, um sicherzustellen, dass diese schnell erkannt und effektiv behandelt werden können", so eine Sprecherin des Unternehmens.

Infektionsmechanismus noch unbekannt

Schon seit einiger Zeit ist bekannt, dass GBS nach manchen Impfungen in seltenen Fällen auftreten kann. Ein solcher Zusammenhang wurde etwa für Impfstoffe gegen Gürtelrose, Hepatitis und Grippe beschrieben. Besonders häufig aber tritt GBS nach Infektionen mit Magen-Darm- oder Lungenkeimen auf. Ob auch das Sars-CoV-2-Virus ein GBS auslösen kann, ist nach Ansicht von Peter Berlit, dem Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, bisher nicht abschließend geklärt.

Es gilt zudem angesichts der Vielzahl der geimpften Menschen nicht als überraschend, dass weiterhin auch neue Nebenwirkungen der Covid-19-Impfstoffe bekannt werden. "International sind inzwischen weit mehr als drei Milliarden Dosen dieser Vakzine verabreicht worden", sagt Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. "Dadurch fallen auch die seltensten Nebenwirkungen auf."

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