SCB Fribourg Gottéron: Bern unterliegt Freiburg
3:4 gegen Fribourg-Gottéron –
Alles ist angerichtet für Simon Mosers grossen Abend – dann wirft der SCB den Sieg wegDer SC Bern führt neun Minuten vor Schluss 3:1, hat alles im Griff und muss dennoch in die Overtime. Dort gelingt den Freiburgern ein umstrittenes Siegtor.
Es waren ausgerechnet Gottérons «Saurier», die für die Wende sorgten und den Abend des SCB-Routiniers ruinierten: Der 38-jährige Julien Sprunger glich mit zwei späten Toren den 1:3-Rückstand aus, der ein Jahr ältere Ryan Gunderson entschied die Partie mit seinem ersten Saisontreffer in der Overtime. Die Assists beim Siegtor kamen von Lucas Wallmark und Christoph Bertschy – und das sorgte für Diskussionen.
Denn sieben Sekunden vor dem Treffer war Wallmark hinter Philip Wüthrich durch den Torraum gefahren, war am Stock SCB-Goalies hängen geblieben und hatte diesen zu einer unfreiwilligen Pirouette verholfen – ein Unterbruch wegen Torraum-Offside wäre nicht verkehrt gewesen.
Doch das Spiel lief weiter, und nur zwei Sekunden später bedrängte Bertschy SCB-Stürmer Marco Lehmann beim Laufduell um den Puck Richtung Bande. Nicht das Duell an sich war das Problem, sondern einerseits der Ansatz eines Griffs an Lehmanns Schulter, sowie vor allem ein auffällig hoher Stock in der Nähe des Gesichts des Berner Stürmers. Dieser hielt sich am Mund und signalisierte eine Verletzung. Als er realisierte, dass das Spiel nicht unterbrochen war und Wallmark am Passspiel hindern wollte, war es zu spät.
Ein Schiedsrichterpfiff erfolgte nicht, dafür ein nicht enden wollendes Pfeifkonzert der SCB-Fans Richtung Referees.
Simon Mosers Vertragsverlängerung sorgt für Jubel
Es gab also viel Grund für Berner Ärger. Einerseits über sich selbst, weil der SCB bis neun Minuten vor Schluss und mit einer 3:1-Führung alles im Griff hatte und dann aus seiner Sicht unnötige Tore kassierte: Zunächst traf Sprunger zwar schlau aber von hinter der Torlinie aus via Wüthrich, und vor dem Ausgleich sorgten Verteidiger Patrik Nemeth und der Berner Goalie für einen slapstickartigen «Prell-Puck», auf den Sprunger am schnellsten reagierte.
Den Sieg nach 60 Minuten warf der SCB weg – einmal mehr in dieser Saison. Und die Niederlage in der Overtime besiegelte ein umstrittenes Tor.
17’031 Zuschauer.
Tore: 2. Lehmann (Merelä, Klok) 1:0. 5. De la Rose 1:1. 15. (14:17) Simon Moser (Bader, Schild) 2:1. 48. Baumgartner (Lehmann) 3:1. 52. Sprunger (Vey, Schmid) 3:2. 58. Sprunger (Walser, Sutter) 3:3. 61. (60:28) Gunderson (Wallmark, Bertschy) 3:4.
Strafen: 3mal 2 Minuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe (Simon Moser) Bern. 4mal 2 Minuten Fribourg.
Bern: Wüthrich; Untersander, Nemeth; Loeffel, Klok; Vermin, Kindschi, Füllemann; Kahun, Czarnik, Ejdsell; Merelä, Baumgartner, Lehmann; Sablatnig, Bader, Marc Marchon; Schild, Ritzmann, Simon Moser; Levin Moser.
Bemerkungen: Bern ohne Lindholm, Kreis, Scherwey (verletzt), Reideborn. – Fribourg ohne Dorthe, Etter, Seiler (überzählig), Sörensen (verletzt), Berra (krank). – 800. NL-Spiel von Romain Loeffel. – 11. Pfostenschuss Baumgartner. 16. (15:49) Lattenschuss Nemeth. 17. (16:35) Lattenschuss Klok.
Es war doppelt und dreifach ärgerlich für den SCB. Denn es war alles bereit gewesen für einen grossen Abend für und mit Simon Moser. Für den ersten Jubel der Berner Fans sorgte er bereits vor dem ersten Puckeinwurf. Seine Vertragsverlängerung wurde vom Speaker just dann bekanntgegeben, als der frühere Captain beim traditionellen Einmarsch im Dunkeln mit Feuer und Flamme das Eis betrat.
Seit Saisonbeginn wurde rund um den Club über die «Causa Moser» diskutiert: Verlängern, ja oder nein?
35-jährig ist Moser bereits, der Flügelstürmer ist nicht mehr der Schnellste, doch sein Tempomanko kompensiert er mit viel Routine und einer bislang starken Saison. 21:7 Tore wurden bei 5-gegen-5-Hockey bislang mit Moser auf dem Eis notiert, diese 75 Prozent an Plustreffern sind SCB-intern bei den Stürmern Spitze, auch ligaweit wird er nur von vier Angreifern (Kessler, Balcers, Zehnder, Ryfors) übertroffen. «Mösu» hat also einen grossen Anteil daran, dass sein Team die beste 4. Linie der National League stellt.
So gesehen konnte SCB-Sportchef Patrik Bärtschi fast gar nicht anders, als Mosers Vertrag für ein Jahr zu verlängern.
Und als hätte Moser noch einen Beleg für die Richtigkeit der Vertragsverlängerung abliefern wollen, brachte er die SCB-Fans bereits im Startdrittel ein weiteres Mal zum Jubeln. Sein fünfter Saisontreffer war ein typisches Moser-Tor: Er verwertete einen Abpraller per Schlittschuh, aber korrekt, weil er sich wie so oft im Slot platziert hatte und sich von Gottértons Verteidiger Yannick Rathgeb nicht wegdrücken liess.
Zwei frühe Fehler, zwei Tore – danach bleibt es lange ruhig
Es war der Treffer zu Berns 2:1-Führung, zuvor hatten beide Teams je einmal von einem Fehler des Gegners profitiert. Loic Galley, bislang Freiburger Goalie-Leihgabe beim Swiss-League-Club Thurgau, liess sich nach 72 Sekunden von einem harmlosen Schuss Marco Lehmanns erwischen. Und SCB-Stürmer Yanick Sablatnig ermöglichte kurz danach mit einem simplen Puckverlust in der Mittelzone Jacob De la Rose den Konter zum 1:1-Ausgleich.
Es waren bis zur für den SCB verhängnisvollen Schlussphase keine typischen Szenen in einem Spiel, das ansonsten von taktischer Disziplin und wenigen Fehlern geprägt war. Kein Vergleich mit dem letzten Zähringer Derby, das nach einer wilden Angelegenheit inklusive neun Stangenschüssen mit einem 5:4 für Gottéron nach Penaltyschiessen geendet hatte.
Was die Treffer an die Torumrandung anging, war zumindest der SCB zunächst wieder auf Kurs: Gleich drei Mal liessen die Berner im Startdrittel Metall erklingen. Auch dies zeigte, dass die Führung in Ordnung ging. Jussi Tapolas Team liess danach defensiv kaum etwas zu, aber auch eigene Torchancen blieben in einem wenig aufregenden Mitteldrittel Mangelware.
Wurden grobe Schnitzer begangen, dann hatte dies sofort Folgen: Linden Vey offerierte mit einem Puckverlust vor dem eigenen Tor dem SCB das 3:1, welches Benjamin Baumgartner aber glamourös mit einer Schussbewegung zwischen den eigenen Beinen am perplexen Galley vorbei erzielte.
Beinahe hätte Moser den Schlusspunkt mit einer weiteren typischen Moser-Szene gesetzt, als er nach starkem Forechecking den Puck eroberte, danach Thierry Schild im Slot fand, dieser aber am glänzend reagierenden Galley scheiterte.
Wer hätte da gedacht, dass dieses verpasste 4:1 tatsächlich noch solch grosse Folgen haben würde für den SCB?
Und Simon Moser? Für ihn endete die Partie mit einer ganz anderen Art von Bescherung: mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe nach Spielschluss. Das offizielle Verdikt: Unsportliches Verhalten gegenüber Offiziellen.
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