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SC Bern: Roman Josi und Mark Streit werden Mitbesitzer

SC Bern Roman Josi und Mark Streit werden Mitbesitzer
Mark Streit und Roman Josi übernehmen je ein Aktienpaket des SC Bern. Streit nimmt per sofort auch Einsitz im Verwaltungsrat, Josi lässt sich vorerst von seinem Vater vertreten.

Mark Streit und Roman Josi übernehmen je ein Aktienpaket des SC Bern. Streit nimmt per sofort auch Einsitz im Verwaltungsrat, Josi lässt sich vorerst von seinem Vater vertreten. 

Roman Josi hat den SC Bern 2010 in Richtung Nordamerika verlassen, nun wird er Mitbesitzer seines Juniorenklubs.
Roman Josi hat den SC Bern 2010 in Richtung Nordamerika verlassen, nun wird er Mitbesitzer seines Juniorenklubs. 

Mark Humphrey / AP

Man nennt den SC Bern in Anlehnung an den FC Bayern München auch den SC Hollywood. Sein CEO Marc Lüthi gilt als charismatische und polarisierende Frontfigur, wie es Uli Hoeness bis zu seinem Rücktritt im vergangenen Herbst während dreier Jahrzehnte beim deutschen Fussball-Rekordmeister gewesen war. Der Klub wirbt mit dem Slogan #Bärnrockt für sich und seine Sache. Er ist dabei nicht immer erfolgreich, ganz sicher aber immer laut.

Der SCB verlangt Aufmerksamkeit – in der Stadt Bern und weit darüber hinaus. Und wenn er diese Aufmerksamkeit wie im vergangenen Winter ausnahmsweise nicht sportlich einfordern kann, dann tut er das mit personellen Massnahmen: Vor zwei Wochen sorgte der SCB für internationale Schlagzeilen, als er die ehemalige Eishockey-Nationalspielerin Florence Schelling zur ersten Sportchefin eines Profi-Männerteams machte. Nun doppelt der Klub nach, indem er mit Mark Streit und Roman Josi seine beiden international bekanntesten und erfolgreichsten Sprosse zu Aktionären macht. Im Prinzip ist es umgekehrt: Streit und Josi übernehmen je ein Aktienpaket an jenem Klub, in dem sie einst zum ersten Mal die Schlittschuhe schnürten.

Mehr als ein PR-Gag

Zusammen sollen Streit und Josi künftig mitentscheiden, welchen strategischen Kurs der Klub fährt. Der 42-jährige Streit hat seine Karriere vor knapp drei Jahren beendet und wird ab sofort Verwaltungsrat der SCB-Gruppe. In den letzten zwei Jahren war er als Botschafter für die abgesagte WM in der Schweiz und als Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey tätig. Ob er dieses Mandat weiterführen darf, ist offen.

Josi wird im Berner VR bis auf weiteres von seinem Vater Peter vertreten, der CFO eines mittelständischen Unternehmens ist. Die Regularien der NHL verbieten es einem aktiven Spieler, Einsitz in einem Verwaltungsrat zu nehmen.

Damit sind dem SCB die Schlagzeilen inmitten der Corona-Krise sicher. Doch der Verwaltungsratspräsident Beat Brechbühl verwahrt sich dagegen, bei der Verpflichtung der beiden prominenten Spieler handle es sich um eine reine PR-Aktion. «Zu so etwas biete ich keine Hand. Wir haben im Rahmen des normalen Nachfolgeprozesses darüber diskutiert, wie wir den Verwaltungsrat verjüngen und auch umgestalten können. Dabei tauchten die Namen von Mark Streit und Roman Josi beziehungsweise von dessen Vater Peter auf. Bereits in den ersten Gesprächen zeigten sie Interesse. Und es war auch sofort klar, dass sie ähnliche Ideen und Werte vertreten, wie wir sie verfolgen.»

Brechbühl ist Managing Partner der zweitgrössten Schweizer Anwaltskanzlei Kellerhals Carrard und hält selber ein Aktienpaket am SCB. Er pflegt die mediale Bühne üblicherweise Marc Lüthi zu überlassen, der neben CEO auch Delegierter des Verwaltungsrats und das Gesicht des Grossklubs ist. Brechbühl steht mit seinem diskreten Auftreten auch für die bisherige Ausrichtung des SCB-Verwaltungsrats, der wirtschaftlich exzellent vernetzt, sportlich aber eher unterdotiert war.

Streit und Josi kommen nicht als Mäzen

Das ändert sich nun: Mit Mark Streit übernimmt der wohl charismatischste Schweizer Eishockeyspieler der vergangenen zwei Jahrzehnte Einsitz in der Verwaltungsrat. Er wurde vom SCB als Junior einst ausgemustert, ehe er sich über Freiburg, Davos und die ZSC Lions einen Weg in die NHL bahnte und dort zum ersten Schweizer Captain wurde.

Streit verdiente in zwölf Jahren in Übersee gegen 50 Millionen Dollar. Der 29-jährige Roman Josi gilt als der talentierteste Schweizer Spieler der Gegenwart, ist Captain der Nashville Predators und hat seinen Vertrag dort im Herbst für weitere acht Jahre zu einem Gesamtlohn von 72 Millionen Dollar verlängert.

Brechbühl sagt, Streit und Josi würden beim SCB nicht als Mäzen einsteigen. Sie sind Teil einer grossen Rochade in der strategischen Führung des SCB. Mit Hans Dietrich, Rudolf Schnorf, Urs Schweizer und Jürg Bucher scheiden vier Verwaltungsräte aus; der frühere Präsident Walter Born hatte sich bereits per Ende 2019 zurückgezogen. Neben Streit und und Peter Josi rücken für sie Pascal Dietrich und Carlo Bommes nach.

Bommes ist der Sohn des ehemaligen SCB-Präsidenten Fred Bommes und ein erfolgreicher Event-Organisator, der zwischen 1999 und 2018 unter anderem das Gurtenfestival oder die Schweizer Auftritte des britischen Pop-Stars Robbie Williams organisierte. Wie viele der 11 000 Aktien jeder einzelne Mitbesitzer hält, bleibt Verschlusssache. Brechbühl sagt, man halte am Grundsatz fest, dass ein einzelner Aktionär nicht die Mehrheit besitzen dürfe.

Jeder einzelne der neuen Aktionäre bringt in seinem Bereich Kompetenz in die strategische Führung ein. Natürlich aber überstrahlt der Einstieg von Streit und Josi die anderen. Manch einer verknüpft ihr Bekenntnis zum SCB mit der Hoffnung, dass Streit und Josi neben Know-how auch Geld in den Klub bringen.

Der SCB hat mit seinem Gastro-Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren kontinuierlich Terrain gegenüber seinen Konkurrenten aus Zürich, Zug, Lausanne oder Lugano verloren, die von grosszügigen Gönnern alimentiert werden. Im Werben um die besten Spieler war der Klub meist nicht mehr konkurrenzfähig. Der CEO Lüthi ist deshalb ein vehementer Befürworter für die Aufhebung der Ausländerbeschränkung, um Druck für die Spielerlöhne zu machen.

Doch Streit zerstreut die Hoffnung, dass er weiteres Geld in den Klub investieren wird. «Ich glaube, der Verwaltungsratspräsident Brechbühl hat das bereits klargemacht: Der SCB ist kein Mäzenen-Klub, sondern wird weiterhin nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt werden. Ich will mein Wissen im Verwaltungsrat und in der Nachwuchsförderung einbringen.»

Wie Peter Josi soll Streit eine massgebende Rolle in der SCB Hockey Lab & Career Planning GmbH, spielen. Der jüngste Unternehmenszweig der Sportholding will sich der Planung von Eishockeykarrieren widmen und die Spieler auch darüber hinaus beratend begleiten. Streit kennt das Thema als Spieler, Josi als Vater eines Spielers bestens.

Ein Sparringpartner für Lüthi

Klar aber ist auch, dass sich Mark Streit auf Dauer kaum mit der Rolle im Nachwuchs zufriedengeben wird. Schon als Spieler suchte er die Verantwortung. Mit ihm erwächst Marc Lüthi im Verwaltungsrat wenn nicht ein Gegenspieler, so doch ein ernsthafter Sparringpartner, falls es um die Beurteilung sportlicher Fragen geht. Das Verhältnis der beiden starken Persönlichkeiten war lange getrübt. Noch bevor Lüthi im SCB zum starken Mann aufstieg, war Streit im Klub nicht erwünscht. Dann, als Bern ihn wollte, gab Streit den ZSC Lions den Vorzug.

Spätestens mit dem Gastspiel während des NHL-Lockouts im Herbst 2012 haben sich die Wogen jedoch geglättet. Streit spielte damals für ein paar Monate an der Seite von Roman Josi für den SCB. Nun werden die beiden herausragenden Spieler gemeinsame Mitbesitzer jenes Klubs, in dem sie ihre Karrieren begonnen haben und an dem ihr Herz bis heute hängt.

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