Muslime beenden Fastenmonat Ramadan mit Zuckerfest


Endlich ist es soweit: Heute ist das Fasten für den Münchner Imam Ahmet Günyeli vorbei. Seine Frau hat das Festessen vorgekocht, gemeinsam haben sie die Wohnung geputzt und die Kleidung für die Kinder ausgesucht. Für die Güneylis ist das muslimische Zuckerfest in diesem Jahr wieder ein Fest im größeren Familienkreis. "Ich habe vier Geschwister und sie sind überall auf der Welt, also in Schweden, in der Türkei, in Wien und in Kufstein", erzählt Ahmet Güneyli. "Heuer sind wir alle zusammen, darauf freuen wir uns sehr. Und meine Kinder auch, die freuen sich, dass sie mit ihren Cousins zusammenkommen."
Die nächsten drei Tage wird er also feiern. Das Fest des Fastenbrechens, auch Zuckerfest genannt, zählt schließlich zu den wichtigsten religiösen Traditionen im Islam. Damit endet der Ramadan, der islamische Fastenmonat, den gläubige Muslime heuer seit dem 2. April begangen haben. Im Ramadan sind die Gläubigen alljährlich dazu aufgerufen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf das Essen, Trinken sowie auf andere sinnliche Genüsse zu verzichten, etwa auf das Rauchen.
Fastenbrechen mit Zuckerspeisen wie BaklavaDas Fest hat für Ahmet Günyeli, seine Frau und seine Kinder bereits am Morgen mit dem Feiertagsgebet in der Moschee begonnen. Danach werden Zuckerspeisen wie Baklava aufgetischt, ein in Honig eingelegtes Gebäck aus Blätterteig, gefüllt mit Walnüssen, Mandeln oder Pistazien.
Geteilt werde Zucker, aber auch Geld, sagt Ahmet Günyeli. "Wegen Corona konnten wir das Händeküssen nicht machen, aber wir haben ja ein Ritual, bei dem die Kleinen den Älteren die Hände küssen, diese an die Stirn führen und Geld bekommen."
Bedeutung für Muslime wie Weihnachten für ChristenDas Fastenbrechen-Fest hat für die Muslime eine ähnliche Bedeutung wie Weihnachten für Christen. Auch viele nicht strenggläubige Muslime gehen heute in die Moschee.
Ahmad Günyeli möchte vor allem den jüngeren Generationen den muslimischen Glauben nahebringen. Deswegen lädt der Geschäftsführer der Islamischen Jugend Bayern und Imam an der Fatih Moschee in München-Giesing regelmäßig junge Männer zum Austausch ein.
Einer von ihnen ist der 22-jährige Student Furkan Ar. Auch er freut sich auf das Zuckerfest. "Wenn ich früh aufstehe, wasche ich mich erst mal, mach auch die Gebetswaschung, bereite mich für das Gebet vor in der Moschee, ziehe mich sehr schick an, am besten auch helle Farben. Helle Farben sehen natürlich auch sehr schön aus."
Nach zwei Corona-Jahren: Freude über Feiern in GemeinschaftEr feiert zusammen mit seinem Bruder Ahmed. Der BMW-Mitarbeiter hat extra drei Tage Urlaub genommen. "Bei uns in der Kultur und auch im Islam ist die Verwandtschaft und Bekanntschaft sehr wichtig", sagt Furkan Ar. Deswegen brauche man auch die ganze Zeit, um alle zu besuchen, die einem nahestehen.
Das Zuckerfest wird heuer besonders schön, da sind sich die muslimischen Gläubigen in München einig: Denn Feiern in Gemeinschaft ist wieder möglich. Das hat auch den Ramadan bereichert, sagt Ingenieur Ibrahim Cardak: "Dieses Jahr war schön, dass die Corona–Regelungen lockerer waren und wir uns auch zum Nacht-Gebet in der Moschee versammeln konnten." Und danach haben sie oft gemeinsam gegessen. Ahmad Günyeli hat dann auch schon mal Burger besorgt.
Übrigens: Das Zuckerfest ist zwar kein offizieller Feiertag in Bayern, aber Eltern können für ihre Kinder eine Freistellung vom Unterricht beantragen.