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Petkovic will weg: Das ist verständlich – birgt aber auch Gefahre

Petkovic will weg Das ist verständlich  birgt aber auch Gefahre
Vladimir Petkovic scheint die Schweizer Nationalmannschaft verlassen zu wollen. Der 57-jährige Tessiner steht vor einem Wechsel zu Girondins Bordeaux. Eine Ausgangslage, die ziemlich viel Spannung beinhaltet.

Kommentar

Petkovic will weg: Das ist verständlich – birgt aber Gefahren

Vladimir Petkovic scheint die Schweizer Nationalmannschaft verlassen zu wollen. Der 57-jährige Tessiner steht vor einem Wechsel zu Girondins Bordeaux. Eine Ausgangslage, die ziemlich viel Spannung beinhaltet.

Ein enttäuschter Nati-Trainer: Vladimir Petkovic nach dem EM-Aus im Penalty-Schiessen gegen Spanien.
Ein enttäuschter Nati-Trainer: Vladimir Petkovic nach dem EM-Aus im Penalty-Schiessen gegen Spanien.

Claudio Thoma/Freshfocus

17 Tage erst sind vergangen, seit die Schweizer Fussballer den EM-Viertelfinal gegen Spanien nach heroischem Kampf im Penaltyschiessen verloren haben. Nun kommt die Nachricht: Trainer Vladimir Petkovic will die Schweizer Nationalmannschaft verlassen. Die Franzosen von Girondins Bordeaux haben ihm ein konkretes Angebot vorgelegt. Petkovic hat sich mit dem Verein geeinigt, er möchte einen Vertrag bis 2024 unterschreiben. Was ist davon zu halten?

Zunächst einmal: Noch sind nicht alle Formalitäten erledigt. Noch hat der Schweizer Fussballverband seinem Trainer die Freigabe für einen Wechsel nicht erteilt. Es geht auch um Geld. Das ist gerade im Nachgang zu Corona nicht unwesentlich. Bis zu einer halben Million Franken dürfte es Bordeaux kosten, Petkovic auszulösen. Aber: Dass sich der Schweizer Verband quer stellt und auf den Vertrag mit seinem Nationaltrainer pocht, ist kaum vorstellbar. In gut einem Monat geht es bereits weiter mit der WM-Qualifikation, Gruppenfavorit Italien ist in Basel zu Gast, eine Hängepartie rund um den Nationaltrainer käme äusserst ungelegen.

Die Mannschaft klug und sanft weiterentwickelt

Die Frage nach dem Zeitpunkt eines Trainerwechsels bei der Nati stellt sich natürlich trotzdem. Und die ist aus zwei verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Der Wunsch von Vladimir Petkovic, die sich bietende Chance bei Bordeaux zu ergreifen, ist verständlich. Sieben Jahre hat er die Nati nun betreut. 2014 hat er das Team von Ottmar Hitzfeld übernommen. Er hat dessen Erbe zunächst klug verwaltet, danach die Mannschaft sanft entwickelt. Und zuletzt auf ein neues Level gehievt. Drei grosse Turniere stehen in Petkovics Erfolgsbilanz, immer hat er dabei die Gruppenphase überstanden, zweimal schied die Schweiz im Achtelfinal aus, bevor nun der historische Sommer folgte.

Seit 2014 betreute Vladimir Petkovic die Nationalmannschaft.
Seit 2014 betreute Vladimir Petkovic die Nationalmannschaft.

Anton Vaganov / AP

Die EM 2021 war unbestritten das Highlight, das noch lange strahlen wird. Die erstmalige Qualifikation für einen Viertelfinal in der Neuzeit, der epische Sieg im Achtelfinal gegen Frankreich, überhaupt die ganze Dramaturgie dieses Turniers – es sind unübertreffliche Momente, das ist auch Petkovic selbst bewusst. Petkovic geht darum auf dem Höhepunkt, als Sieger ohne Wenn und Aber.

Wechsel nicht gerade zum günstigsten Zeitpunkt

Darum ist es nachvollziehbar, dass Petkovic eine neue Herausforderung sucht. Girondins Bordeaux tönt auf den ersten Blick zwar nicht nach dem lukrativsten Job aller Zeiten. Doch die Aufgabe beim französischen Traditionsverein ist durchaus reizvoll. Der Verein steckt in der Krise, stand im Frühsommer kurz vor dem Konkurs. Jetzt darf Petkovic eine neue Epoche einläuten. Es ist ihm zu gönnen.

Und die Nati? Für das Nationalteam kommt der Wechsel nicht gerade zum günstigsten Zeitpunkt. Die Gruppe hat mit Petkovic bestens funktioniert, oder besser: harmoniert. Im Optimalfall wäre die Zusammenarbeit bis mindestens nach der WM 2022 in Katar bestehen geblieben. Nun geht es für den SFV darum, möglichst rasch einen Nachfolger zu finden. Wie auch immer dieser heisst, es steht gleich eine herausfordernde Zeit an. Die Qualifikation für Katar ist kein Selbstläufer. Gelingt der Schweiz der Überraschungscoup nicht, Italien hinter sich zu lassen, dann steht im März 2022 die WM-Barrage an. Es wären zwei Finalspiele (ohne Rückspiel) – nur bei zwei Siegen wäre die Qualifikation geschafft.

Es ist eine Ausgangslage, die ziemlich viel Spannung beinhaltet. Aber eben auch einige Gefahren.

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