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Handball-WM: Dimitrij Küttel besiegt den Krebs und zaubert für die ...

HandballWM Dimitrij Küttel besiegt den Krebs und zaubert für die
An Silvester 2020 eröffnet man ihm die niederschmetternde Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Und noch immer gilt Dimitrij Küttel nicht als geheilt. Der 30-Jährige spricht über seinen steinigen Weg zurück in die Handball-Nati.

Handball-WM
Vor vier Jahren kämpfte er um sein Leben, jetzt ist Dimitrij Küttel ein WM-Held

An Silvester 2020 eröffnet man ihm die niederschmetternde Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Und noch immer gilt Dimitrij Küttel nicht als geheilt. Der 30-Jährige spricht über seinen steinigen Weg zurück in die Handball-Nati.

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Es sind enorm belastende Festtage im Jahr 2020 für Dimitrij Küttel. Er weiss, dass etwas nicht mehr gut ist in seinem Körper. Und mit jedem Tag wird die Angst vor Krebs stärker als die Hoffnung, es könnte sich nur um eine Lungenentzündung handeln. Doch er behält diese Angst für sich. Am Abend des 31. Dezembers ruft ihn Doktor Jean-Jacques Fasnacht an und teilt ihm mit: Es ist Lymphdrüsenkrebs.

Küttel sagt: «Vielleicht würde ich ohne Chemotherapie nicht mehr leben»

Knapp vier Jahre später steht Küttel, mittlerweile 30-jährig, im dänischen Herning für die Schweiz an der Handball-WM auf der Platte. Mehr noch: Im entscheidenden Spiel um den Einzug in die Hauptrunde brilliert er geradezu. Beim 30:28 gegen Polen gelingen ihm fünf Tore aus fünf Versuchen – eine märchenhafte Geschichte für den Linkshänder, der noch nicht als geheilt gilt.

Dimitrij Küttel läuft an der WM zur Höchstform auf.

Dimitrij Küttel läuft an der WM zur Höchstform auf.

Bild: Keystone

«Es tönt vielleicht komisch: Aber für mich war es wie eine Erlösung. Die Festtage mit dieser Ungewissheit, mit diesem Versteckspiel, das war belastend», erzählte uns Küttel einst in einem Interview. Aber da ist auch Angst, ob er trotz guter Heilungschancen die Krankheit überlebt. Und Furcht vor den Folgen der Chemotherapie. Er fragt sich: Was macht das mit meinem Körper? Werde ich je wieder Sport treiben können? Wenige Monate nach der Behandlung sagt er: «Ich weiss nicht, ob ich ohne Chemotherapie heute noch leben würde.»

Dimitrij Küttel konnte während der Chemotherapie im Frühling 2021 mit den Kadetten Schaffhausen den Cupsieg feiern.

Bild: Freshfocus

Nur etwas mehr als neun Monate nachdem er mit der Diagnose konfrontiert wurde, steht Küttel für Kadetten Schaffhausen bereits wieder im Einsatz. Zu früh, wie er heute einräumt. Aber der Drang, wieder ins «normale Leben» zurückzukehren, war stärker. Fitness und Form indes sind auf dem Level vor der Erkrankung. Vielleicht wird auch deshalb sein Vertrag in Schaffhausen nicht über den Sommer 2022 hinaus verlängert.

Als es beim Klub endlich aufwärtsgeht, wird er nicht für die Nati nominiert

Die nächste Station heisst Kriens-Luzern. Aber dort macht er eine schwierige Zeit durch. Die Innerschweizer rüsten auf, verpflichten unter anderem Andy Schmid. Küttel indes kriegt von Trainer Peter Kukucka kaum Einsatzzeit. «Ich habe versucht, über das Training und harte Arbeit mir einen Platz im Team zu sichern. Aber das ist mir nicht gelungen. Wenn ich mal spielen durfte, war ich nicht gut. Mein Selbstvertrauen litt, ich befand mich in einem Teufelskreis.»

Noch während des Playoff-Finals 2024 lotet er den Markt aus. Doch der Aargauer bleibt in der Innerschweiz, erhält mit der kroatischen Handball-Legende Zeljko Musa einen neuen Trainer und eine Chance zur Bewährung. Im Nationalteam bleibt er dagegen zunächst aussen vor. Dabei war er unter Michael Suter noch gesetzt, auch wenn er bei Kriens-Luzern nur eine Nebenrolle besetzte.

Doch Andy Schmid, der nach der EM 2024 Suter ersetzte, bietet seinen langjährigen Teamkollegen im vergangenen Jahr nie für die Nati auf. Es schien, als sei seine Nati-Karriere nach 81 Länderspielen still und leise zu Ende gegangen. «Ich war sauer. Aber bin mittlerweile reflektiert genug, um hinterher zu sagen: Es war wohl die richtige Entscheidung von Andy», erzählt Küttel.

Andy Schmid hat zunächst auf Küttel verzichtet, ihn im Januar gleichwohl für die WM nominiert.

Bild: Keystone

So gesehen wirkt es beinahe als Überraschung, dass es Küttel ins WM-Aufgebot schafft. Er fühlt in diesem Moment Stolz, Erleichterung, Freude. Doch er sagt sich auch: Nur dabei sein reicht nicht.

Plötzlich ohne Gepäck an der WM – «Shit happens»

Bald darauf folgt das nächste Ungemach. Als die Nati im dänischen Billund landet, fehlt Küttels Tasche auf dem Gepäckband. Früher hätte ihn das hibbelig gemacht, er hätte es vielleicht als schlechtes Omen gedeutet. Heute sagt sich der Mann, der vor einem halben Jahr Vater einer Tochter wurde: «Shit happens», und geht in die Stadt, um sich ein paar Turnschuhe und Unterhosen zu kaufen. Den Rest leiht er sich von den Teamkollegen aus, bis sein Gepäck zwei Tage später im Hotel eintrifft.

Sieht gewisse Dinge heute lockerer, etwa wenn sein Gepäck nicht ankommt: Dimitrij Küttel.

Bild: Andrea Zahler

Dass er heute besser Bescheid darüber wisse, was wirklich wichtig im Leben sei, hänge bestimmt auch mit den Erfahrungen aus seiner Leidensgeschichte zusammen. Den Krebs hat er zwar besiegt. Aber als geheilt gilt er erst im Frühling 2026, «wenn man bis dann nichts Neues findet», wie er sagt. Aus diesem Grund wird er alle sechs Monate untersucht.

Wie geht er damit um? Begleitet ihn die Angst vor einer erneuten Hiobsbotschaft? «Am Anfang war ich extrem nervös vor diesen Tests. Die Anspannung ist zwar immer noch da. Aber wie ich das Gift, das man bei der Chemotherapie verabreicht bekommt, als englischen Begriff, also als Geschenk, betrachtete, sehe ich die Tests unter dem Aspekt, dass ich mir die Sicherheit abhole, dass immer noch alles gut ist.»

Und das ist der Fall. Weshalb der 31-jährige Küttel noch lange nicht ans Ende seiner Karriere denkt. Ginge es nach ihm, würde er 2028 gerne noch die Heim-EM spielen. Und was kommt danach? Darüber macht er sich keine allzu grossen Gedanken. Mit einem Bachelor in Wirtschaft und einem Master in Gesundheitswissenschaften fühlt er sich ziemlich gut abgesichert.

Die Hauptrunde kurz erklärt

Die Schweiz ist zusammen mit Deutschland und Tschechien in die Hauptrunde der Handball-WM eingezogen. Dort trifft man in einer neuen Sechsergruppe auf Dänemark, Italien und Tunesien.

Die Teams nehmen die Punkte mit, die sie in der Vorrunde gegen die Gegner geholt haben, die jetzt ebenfalls in der Hauptrunde stehen. Die Schweiz wie auch Tschechien starten mit einem Punkt, Deutschland mit deren vier. Ebenfalls mit vier Punkten startet Dänemark, die Italiener haben zwei Zähler auf dem Konto, die Tunesier keinen.

Die Schweiz trifft am Dienstag (15.30 Uhr) auf Tunesien, am Donnerstag (20.30 Uhr) auf Dänemark und am Samstag (15.30 Uhr) auf Italien. Die besten beiden Teams der Hauptrunde schaffen den Einzug in den Viertelfinal. Aufgrund der Hypothek von drei Punkten auf Deutschland und Dänemark käme es einem Handball-Wunder gleich, wenn sich die Schweiz unter die besten acht kämpfen würde.

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