Champions League: YB holt gegen Manchester United in Überzahl drei Punkte

Alain Kunz und Marco Mäder

Okay, ein Punkt. Es ist ja Manchester United. Und die haben den Ball. Jesse Lingard will zurückspielen. Dreissig Sekunden noch. Der Pass des englischen Nationalspielers misslingt. Er bedient Jordy Siebatcheu. Dieser bucht das 2:1. Das Wankdorf brodelt, flippt aus, kocht über! Es ist wie bei Nsames Meistertor 2018 gegen den FC Luzern. Die Worte? Sie fehlen!

Die englischen Stars trotten vom Platz. Und wissen Sie was? Die verdienen diese Niederlage! 21:2 Torschüsse zu Gunsten von YB. «Es ist das Beste, was ich von einem Schweizer Klub international gesehen habe», sagt Blue-Experte Marcel Reif und sucht immer noch den Hut, den er nicht findet, aber unbedingt ziehen will. Denn YB powert in der zweiten Halbzeit, wie es kaum zu fassen ist.

Der Lohn ist Ngamaleus 1:1 nach 66 Minuten, als er schneller ist als Weltmeister Varane und Garcias Superflanke mit der Fussspitze verwertet. Dann geht CR7. Und es wird für ManUtd noch schlechter. Ngamaleu verzieht aus 18 Metern. Laupers Geschoss aus 30 Metern kann De Gea knapp über die Latte lenken. Es ist die 88. Minute. Doch es folgt eben noch die magische Minute 95!

Dabei hatte es schlecht begonnen. Irgendwie aus dem Nichts kommt der Ball via Van de Beek zu Bruno Fernandes. Ronaldo verwertet dessen genialen Stangerlpass, wie die Österreicher sagen würden, der genau zwischen die beiden Innenverteidiger gespielt war. Von Ballmoos ist noch am Ball. Doch das Leder rutscht über die Linie. Ein Tor so früh und so dämlich und so überflüssig wie ein Pickel an der Nase.

Und doch: ManUtd führt. Damit hat CR7 in seiner 17. Champions-League-Saison hintereinander getroffen. Rekord! In seinem 177. CL-Spiel. Rekord von Iker Casillas egalisiert!

YB schüttelt sich kurz. Ist ja logisch und human. Und reagiert! Fassnacht mit links aus 20 Metern. De Gea ist hellwach. Im Gegenzug prüft Ronaldo YB-Goalie Von Ballmoos. Auch da: kein Problem.

Und dann die Szene, die einem Spiel eine andere Wendung geben kann – oder auch nicht. Wan-Bissaka kommt beim klaren Versuch, den Ball zu spielen gegen Martins minim zu spät – und trifft den Luxemburger mit offener Sohle am Knöchel. Und da sind die Schiedsrichter angewiesen, gnadenlos durchzugreifen. Der junge Franzose François Letexier tut, wie ihm aufgetragen, und schickt Wan-Bissaka vom Platz.

YB spielt mit einem Mann mehr. Martins spielt disproportional zur Szene nach dem Foul weiter, nämlich problemlos. Und ManUtd-Trainer Ole Gunnar Solskjaer nimmt mit Sancho einen Stürmer raus und schickt Verteidiger Dalot aufs Feld. Auch das zeigt, welchen Respekt sich YB spätestens mit dieser ersten halben Stunde erarbeitet hat.

Spätestens nach über 96 Minuten dürfte der Respekt noch um einiges grösser sein. YB schafft es doch tatsächlich, den Favoriten von der Insel zu bändigen. Der Berner Sieg ist verdient. Die Nacht im Wankdorf magisch.

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Das gab zu reden: Gelbe Karte für Zeitspiel. Defensive Wechsel. Befreiungsschläge. Manchester United schleppt sich mit allen Mätzchen und Tricks über die Ziellinie, wo draufsteht: Ein Pünktchen. Einzig: Es klappt nicht!

Der Beste: Nicolas Moumi Ngamaleu. Sackstarkes Spiel des agilen Kameruners. Nicht nur wegen des Tores, als er geistesgegenwärtiger war als Weltmeister Varane. Moumi wird seinen Marktwert mit diesem einen Spiel wohl um fünf Millionen erhöht haben.

Der Schlechteste: Jesse Lingard – nackter Wahnsinn. Total-Blackout dreissig Sekunden vor Schluss des englischen Nationalspielers. Er bedient Jordy Siebatcheu. Thx, mate!