Demo in Davos: 300 WEF-Gegner sorgen für «Mega-Stau»
Weil die Protestwanderung nach einem Urteil des Bundesgerichts wieder «publikumswirksam» durch Davos durfte, traf der Grossteil der Demonstrierenden etwas später als geplant auf dem Postplatz ein.Bild: keystone
19.01.2025, 18:58
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Rund 300 Gegnerinnen und Gegner des Weltwirtschaftsforums (WEF) haben am Sonntag in Davos demonstriert. Während der Demonstrationszug die Zufahrtsstrasse zum Austragungsort blockierte, warb die Juso Schweiz in Davos für ihre «Initiative für eine Zukunft».
Eine Strassenblockade bei Davos Laret sorgte am frühen Sonntagnachmittag für einen «Mega-Stau», wie eine Sprecherin der Kantonspolizei Graubünden der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Die Kapitalismuskritiker bauten entlang der Kantonsstrasse Schneemänner und brachten damit den Verkehr zum Stillstand. Die Autos stauten sich von Davos Laret bis zum Abzweiger der Autoverladestation Vereina talwärts. Auf der anderen Seite standen die Fahrzeuge bis Mitte Davosersee.
Nachdem die Streikenden auch nach mehreren Durchsagen der Polizei die Strasse nicht räumten, schritten die Behörden mit vergitterten Spezialfahrzeugen ein. Schliesslich gingen die Demonstrierenden weiter nach Davos, wo sie zur Kundgebung der Juso stiessen.
Wie jedes Jahr demonstrieren Menschen gegen das Weltwirtschaftsforum in Davos. Die Anzahl der Demonstrierenden lag im Bereich der Vorjahre.Bild: keystone
«Attacke Attacke, das WEF ist kacke»
Die Jungsozialisten forderten mit ihren Rufen «Attacke Attacke, das WEF ist kacke» ein Ende des Forums. 2025 sei die Zeit der Monster, sagte eine Aktivistin mit Blick auf die neue US-Regierung. Ein als Donald Trump verkleideter Demonstrant wollte mit Satire auf das Bevorstehende aufmerksam machen. «Es sind nicht die Reichen, die uns retten», hiess es an der Demo weiter.
Das WEF habe noch keine Lösungen für die Probleme dieser Welt hervorgebracht, klagte Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann im Gespräch mit Keystone-SDA. Eine Lösung wäre ihrer Ansicht nach die Erbschaftssteuerinitiative der Juso, die eine Besteuerung von 50 Prozent auf Nachlässen und Schenkungen von mehr als 50 Millionen Franken fordert.
Die Reichen und Mächtigen dieser Welt würden durch ihre Profitgier die Klimakrise, Kriege und Ungerechtigkeit anheizen, hiess es in einer Mitteilung der Juso. Mit der Initiative sollen diese nun für ihre Klimaverbrechen zur Kasse gebeten werden. Man wolle damit die Zukunft selbst in die Hand nehmen.
Zu Gast war auch die deutsch-österreichische Sozialaktivistin Marlene Engelhorn. Diese will aus ihrem geerbten Vermögen rund 25 Millionen Euro an die Allgemeinheit verteilen. Sie setzt sich schon länger für die Wiedereinführung von Vermögens- und Erbschaftssteuern in Österreich ein.
Auch Phil White demonstrierte am WEF. White ist ein britischer Multimillionär, der sich für höhere Steuern einsetzt.Bild: keystone
Demo länger als geplant
Die bewilligte Demonstration der WEF-Gegnerschaft war von 15 bis 17 Uhr vorgesehen. Weil die Protestwanderung aber nach einem Urteil des Bundesgerichts wieder «publikumswirksam» durch Davos durfte, traf der Grossteil der Demonstrierenden erst kurz vor 17 Uhr auf dem Postplatz ein. Die Behörden liessen sie drum etwas länger gewähren.
In den Jahren davor wurde die Protestwanderung von den Behörden auf die Wanderwege verbannt und vor Davos in den Zug geleitet, der sie bis zum Postplatz brachte. Das organisierende Strike-WEF-Kollektiv hatte sich gegen diese Verbannung erfolgreich gewehrt.
Die komplette Verschiebung der «Winterwanderung» von der Kantonsstrasse weg stellte laut dem Bundesgericht einen unverhältnismässigen Eingriff in die Meinungs- und Versammlungsfreiheit dar. Diese Grundrechte würden in einem gewissen Ausmass das Anrecht beinhalten, für Kundgebungen mit einer Appellwirkung öffentlichen Grund zu benützen. Die Behörden überarbeiteten daraufhin ihre Vorgaben.
Dennoch lag die Zahl der Demonstrierenden im Bereich der Vorjahre. Dies stehe mit der heutigen Zeit und den unzähligen Möglichkeiten, seine Meinung kund zu tun, im Zusammenhang, sagte Hostetmann weiter. (sda)
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