Brandenburg wählt einen neuen Landtag
Landtagswahl 2024 - Brandenburg wählt einen neuen Landtag
So 22.09.24 | 14:00 Uhr
Die Landtagswahl 2024 in Brandenburg läuft. Aufgerufen zur Wahl sind mehr als zwei Millionen Menschen. Der Ausgang ist so offen wie selten: Letzte Umfragen legen ein Kopf-an-Kopf-Rennen von AfD und SPD nahe. Andere müssen um den Einzug in den Landtag bangen.
- Rund 2,1 Millionen Brandenburger zur Landtagswahl aufgerufen
- Wahllokale von 8:00 bis 18:00 Uhr geöffnet
- Spitzenkandidaten haben schon gewählt
- hohe Beteiligung von Briefwählern erwartet
- Umfragen legen enges Rennen um Wahlsieg zwischen AfD und SPD nahe
In Brandenburg entscheiden die Wähler am Sonntag über die künftigen Machtverhältnisse im Landtag. Die Wahllokale sind seit 8 Uhr geöffnet, sie schließen um 18 Uhr. Um Punkt 18 Uhr wird die Prognose erwartet, danach die Hochrechnungen und am späten Abend vorläufige Ergebnisse.
Brandenburg hat zwar nur 2,1 Millionen Wahlberechtigte - im Vergleich zum Beispiel zu knapp 13 Millionen allein in Nordrhein-Westfalen. Trotzdem gilt die letzte Landtagswahl dieses Jahres als bundespolitisch wichtig. Die AfD hat sich zum Ziel gesetzt, mit einem Wahlsieg in Brandenburg die Ampel-Koalition im Bund zu "zertrümmern", wie deren Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt sagte. Die Kanzlerpartei SPD hofft hingegen, nach schlechten Umfragewerten zumindest diese Hochburg zu halten und sich zu stabilisieren.
Woidke: "Intelligenz der Brandenburger ist unterschätzt worden"
AfD-Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt, SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke und Grünen-Spitzenkandidatin Antje Töpfer gaben bereits bis zum Vormittag in ihren Wahlkreisen ihre Stimmen ab.
Berndt sagte bei seiner Stimmabgabe in Zützen bei Golßen (Dahme-Spreewald), sollte die AfD gewinnen, sei dies ein "klares Zeichen der Hoffnung". Wenn die Partei weiter an Stärke gewinne, werde es "wieder besser werden in Deutschland", sagte Berndt. "Wir sind stärker als 2019", stellte Berndt fest.
Ministerpräsident Woidke (SPD) sagte nach seiner Stimmabgabe in Forst (Spree-Neiße), er blicke dem Wahlergebnis "optimistisch entgegen". Andere Parteien hätten versucht, aus der Landtagswahl eine Abstimmung über die Ampel-Regierung im Bund zu machen, sagte Woidke. "Ich glaube, das zahlt sich nicht aus." Hier sei die Intelligenz der Brandenburger und Brandenburgerinnen ein Stück weit unterschätzt worden, ergänzte Woidke.
Grünen-Spitzenkandidatin Töpfer sprach nach ihrer Stimmabgabe in Falkensee (Havelland) von einer "Entscheidungswahl" darüber, in welchem Land wir leben wollten. Sie blicke daher mit gemischten Gefühlen auf diese Wahl. Die Grünen, die aktuell noch an der Regierung beteiligt sind, müssen um ihren Einzug in den Landtag bangen.
Bis zum Mittag wählten dann auch noch die Spitzenkandidaten Sebastian Walter (Linke, in Eberswalde), Robert Crumbach (BSW, in Potsdam), Péter Vida (BvB/Freie Wähler, in Bernau) sowie Jan Redmann (CDU, in Potsdam).
Zwölf Parteien, eine politische Vereinigung und eine Listenvereinigung
Rund 100.000 Erstwähler geben zum ersten Mal ihre Stimmen ab. Zuletzt hatte sich laut Landeswahlleiter eine höhere Beteiligung von Briefwählern abgezeichnet.
Jeder Wahlberechtigte hat zwei Stimmen. Mit der Erststimme wird einer der 348 Direktkandidaten im Wahlkreis gewählt, mit der Zweitstimme werden die Landeslisten bestimmt - das sind zwölf Parteien, eine politische Vereinigung und eine Listenvereinigung. Manche Parteien haben nur Direktkandidaten, andere nur Landeslisten.
Der Brandenburger Landtag umfasst mindestens 88 Sitze. Diese Zahl ergibt sich aus den 44 Wahlkreisen, in denen die Direktmandate entschieden werden (Erststimme); und wenigstens ebenso vielen Sitzen, die über die Landeslisten der Parteien besetzt werden. Am Ende soll die Sitzverteilung im Parlament möglichst akkurat das Ergebnis der Zweitstimmen spiegeln.
Das sind die Spitzenkandidaten für die Brandenburger Landtagswahl
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Bild: dpa/Bernd Elmenthaler
SPD: Dietmar Woidke wurde 1961 in Forst in der Lausitz geboren. Er ist seit mehr als zehn Jahren Ministerpräsident von Brandenburg und tritt zum dritten Mal als Spitzenkandidat der SPD an. Der studierte Agraringenieur war zuvor Landwirtschaftsminister, Innenminister und SPD-Fraktionschef. [Dietmar Woidke im Wahlkampf | Interview]
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Bild: dpa/Michael Kappeler
CDU: Jan Redmann wurde 1979 in Pritzwalk geboren und wuchs in Wittstock auf. Der Rechtsanwalt ist seit 2014 Abgeordneter im Landtag, seit 2019 Vorsitzender der CDU-Fraktion und seit 2023 Landesvorsitzender der CDU Brandenburg sowie Mitglied im CDU-Bundesvorstand. [Jan Redmann im Wahlkampf | Interview]
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Bild: dpa/Carsten Koall
Die Linke: Sebastian Walter wurde 1990 in Eberswalde geboren. Er begann seine politische Karriere in der Linksjugend und ist seit 2019 Abgeordneter im Brandenburger Landtag, inzwischen auch Fraktionschef und Co-Landesvorsitzender. Zuvor studierte er auf Lehramt, war Fraktionsmitarbeiter und Gewerkschaftssekretär. [Sebastian Walter im Wahlkampf | Interview]
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Bild: dpa/Jens Kalaene
AfD: Hans-Christoph Berndt wurde 1956 in Bernau geboren und wuchs in Prenzlauer Berg auf. Der Laborarzt trat 2018 in die AfD ein, seit 2019 ist er Abgeordneter im Brandenburger Landtag und Fraktionsvorsitzender. [Hans-Christoph Berndt im Wahlkampf | Interview]
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Bild: dpa/Frank Hammerschmidt
Grüne: Antje Töpfer wurde 1968 in Ludwigsfelde geboren. Sie ist promovierte Lebensmittelchemikerin und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Referentin im Bundesernährungsministerium. Seit Dezember 2022 ist sie Staatssekretärin im Brandenburger Sozial- und Verbraucherschutzministerium. [Antje Töpfer im Wahlkampf | Interview]
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Bild: dpa/Michael Bahlo
BVB / Freie Wähler: Péter Vida wurde 1983 in Schwedt geboren und lebt in Bernau. Der Rechtsanwalt ist seit 2014 Abgeordneter im Landtag und dort Sprecher der Freie-Wähler-Gruppe. [Péter Vida im Wahlkampf | Interview]
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Bild: dpa/Michael Bahlo
BSW: Robert Crumbach wurde 1963 in Heerlen, Niederlande, geboren. Er ist ein Arbeitsrichter aus Potsdam und führt das Bündnis Sahra Wagenknecht als Spitzenkandidat in die Wahl. Crumbach war 40 Jahre lang Mitglied der SPD, bevor er sich dem BSW anschloss. [Robert Crumbach im Wahlkampf | Interview]
Sendung: Ihre Wahl, 17.09.2024, 20:15 Uhr | Weitere Bildergalerien
AfD und SPD könnten sich enges Duell liefern
Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren schafften es die Sozialdemokraten von Ministerpräsident Dietmar Woidke auf den letzten Metern, die AfD zu übertrumpfen. Bislang stellte die SPD seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 durchgängig den Ministerpräsidenten. Würde die AfD nun stärkste Kraft, wäre dies das erste Mal in Brandenburg - und das zweite Mal bei einer Landtagswahl überhaupt, nach der Wahl in Thüringen am 1. September.
In den letzten Umfragen deutete sich ein enges Rennen zwischen beiden Parteien an. Die AfD (27 Prozent) lag im letzten BrandenburgTrend vor der Wahl vor gut einer Woche knapp vor der SPD (26). Die CDU kam demnach auf 16 Prozent, das erst in diesem Jahr gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kam auf 13 Prozent.
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dpa/Bahlo
Analyse | BrandenburgTrend - Aufholjagd mit offenem Ende
Kurz vor der Landtagswahl legt die Brandenburger SPD in Umfragen weiter zu. Zu verdanken ist das Dietmar Woidke. Plötzlich scheint eine lange unrealistische Koalition möglich. Doch auf wessen Kosten läuft die Aufholjagd? Von Oliver Noffke
Sieben Bürgermeisterwahlen
Die Umfrage zeigte auch, dass die Grünen mit 4,5 Prozent um den Einzug in den Landtag bangen müssen. Gleiches gilt für Linke (4 Prozent) und BVB/Freie Wähler (4,5 Prozent). Die Fortsetzung der derzeit regierenden Kenia-Koalition aus SPD, CDU und Grünen ist also fraglich. Auch wegen der erstmaligen Wahlteilnahme des BSW ist zudem völlig offen, welche möglichen Koalitionen in Frage kommen könnten.
Neben der Landtagswahl werden an sieben Orten neue hauptamtliche Bürgermeister gewählt: in Werneuchen (Barnim), Müncheberg (Märkisch-Oderland), Kremmen (Oberhavel), Schwarzheide (Oberspreewald-Lausitz), Schöneiche und Tauche (Oder-Spree), Boitzenburger Land (Uckermark).
Sendung: rbb24 Inforadio, 22.09.2024, 8 Uhr