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Maria Furtwängler über „Tatort“ mit Udo Lindenberg: „Ich dachte, der Typ ist verstrahlt“

Maria Furtwängler über Tatort mit Udo Lindenberg Ich dachte der Typ ist verstrahlt
Maria Furtwängler steht im neuesten „Tatort“ nicht nur selbst vor der Kamera, sie hat auch erstmals den Krimi produziert. Als Gaststar ist Udo Lindenberg dabei. Im Interview spricht sie über die Freundschaft zu dem Sänger, Gleichberechtigung im Fer

Frau Furtwängler, in dem neusten Tatort „Alles kommt zurück“ am 2. Weihnachtsfeiertag (20.15 Uhr, ARD) übernehmen Sie eine Doppelrolle: Sie stehen nicht nur als Charlotte Lindholm vor der Kamera, sondern haben auch erstmals die Rolle der Produzentin übernommen. Wie hat das die Arbeit am Set für Sie verändert?

Es hat mir mehr Mitspracherecht gegeben. Man hat als Produzentin einen größeren Hebel, eine Idee und ein Thema so umzusetzen, wie es einem richtig erscheint. Zunächst war es hier auch gar nicht so einfach, überhaupt Autoren für den Film zu finden. Denn die Idee, einen „Tatort“ um und mit Udo Lindenberg und einige seiner Songs zu machen, war schon ungewöhnlich. Vor allem aber ist man nicht nur für sich und die eigene Arbeit verantwortlich, sondern führt und hält das Team zusammen. Es war auf jeden Fall eine steile Lernkurve.

Verändert sich denn auch der Blickwinkel auf das, was man da als Schauspielerin gemacht hat?

Auf jeden Fall. Aber beim Dreh habe ich die produzentische Verantwortung ganz an meine sehr erfahrenen Co-Produzentin Kerstin Ramcke übergeben und mich auf meine Rolle konzentriert. Ich bewundere Leute, die gleichzeitig Regie führen und spielen, das könnte ich nicht. Die Arbeit nach dem Dreh ist dann auch noch mal entscheidend, der Schnitt zum Beispiel. Ein Sprichwort sagt, der Schnitt ist das letzte Drehbuch. Und tatsächlich kann man da noch so viel machen, umstellen, die Reihenfolge ändern, Szenen rausschmeißen oder kürzen.

Wie leicht ist das denn bei einem so etablierten Produkt wie dem „Tatort“, als Schauspielerin zu sagen „Ich möchte jetzt auch mal produzieren“? Sie sind ja noch ein „Neuling“ auf dem Gebiet.

Sagen wir doch, wie es ist: Ich bin Jungproduzentin. Wobei mir „jugendliche Produzentin“ noch besser gefallen würde. (lacht) Nein, im Ernst: Sie haben recht. Ich glaube, dass Sender per se nicht jubilieren, wenn Schauspieler oder Schauspielerinnen sagen, dass sie einen Film produzieren wollen. Ich denke, wir haben da am Ende mit dem Paket überzeugt. Mit einem Gaststar wie Udo Lindenberg, Uli Breés originellem Buch und einer märchenhaft schaurigen Geschichte. Ich bin sehr dankbar, dass mir der Sender vertraut hat. Sicherlich gibt es da ja auch die Sorge, dass Schauspieler und Schauspielerinnen, die produzieren, sich dann selbst ständig nur in Großaufnahme zeigen. Das hab ich mir dann mal verkniffen. (lacht)

Sie haben in diesem Gespräch schon ein paar Mal gegendert. Wie wichtig finden Sie gendern in Filmen?

Ich mache es, weil ich gemerkt habe, dass es mit mir was macht. In dem Moment, wo ich diese Mikroanstrengung unternehme, nachzudenken und eben Schauspieler*innen sage, dass ich dann tatsächlich nicht nur die Männer, sondern bewusst auch die Schauspielerinnen adressiere. Ich finde, alles kann, nichts muss.

Sie engagieren sich mit ihrer MaLisa-Stiftung für eine gleichberechtigte Gesellschaft. Wie wichtig war es Ihnen, bei dem „Tatort“ Männer und Frauen ausgewogen zu besetzen?

Es muss zur Geschichte passen. Und wenn es eben vier männliche Hauptdarsteller gibt, dann gibt es vier Hauptdarsteller. Das ist wahrscheinlich nicht der Film, den ich dann produzieren würde. Es geht vor allem darum, eine ausgewogene Darstellung zu haben. Also darum, dass es eben auch immer wieder vier weibliche Hauptfiguren geben kann und diese eben nicht stereotyp zu erzählen. Wichtig ist, nicht unbewusst Klischees zu bedienen. Eine unserer Hauptrollen, die ursprünglich als Mann gedacht war, haben wir dann mit einer Frau besetzt. Das macht natürlich nicht immer Sinn. Wenn man zum Beispiel, gerade als „Jungproduzentin“, die Chance hat, mit einem Regisseur wie Detlev Buck zu arbeiten, dann muss man sich so was nicht verwehren, weil man auch mit einer Frau arbeiten könnte. Unsere fantastischen Bilder hat aber dann Bella Halben gemacht. Ich glaube, wenn man einfach ein Auge darauf hat, dann ist das schon sehr viel wert.

Ihr „Tatort“ spielt in Hamburg, Hamburgs bekanntester Musiker spielt eine Rolle und ein Hamburger Regisseur ist mit an Bord. Ist das in Wahrheit schon die geheime Übernahme des Hamburg-„Tatort“?

(lacht) Vom Drehort würde ich das sehr, sehr gerne tun. Hamburg ist eine tolle Stadt. Aber Charlotte ist eigentlich gebürtig aus Hannover, nun zwangsweise in Göttingen. In die Region wird sie auch weiterhin gehören.

Wer hat denn das größere Talent – Sie beim Singen oder Lindenberg beim Schauspielern?

Das müssen Sie eher die Zuschauer fragen. (lacht) Ich finde, wir sind beide noch absolut junge Talente im jeweils anderen Genre und irgendwie ungeschliffene Rohdiamanten.

Also zählt Udo Lindenberg quasi auch noch zu den Nachwuchstalenten?

Nicht ganz, weil Udo ja schon mal in „Panische Zeiten“ den Detektiv Coolman gespielt hat. Das ist schon lange her, aber die Sehnsucht zu spielen ist geblieben.

Im Film gibt es eine Szene, in der Sie Udo Lindenberg auf einen Eierlikör einlädt. Hand aufs Herz, wie viel Eierlikör haben Sie am Set trinken müssen?

Ich muss gestehen, dass ich Eierlikör scheußlich finde. (lacht) Ich war dann noch eher beim Zigarrepaffen dabei. Wobei, mir fällt ein: Als wir die Szene am Klavier mitten in der Nacht gedreht haben, da gab es Eierlikör. Udo hat ja einen ganz anderen Schlafrhythmus als der Rest der Welt. Für seine Szenen haben wir dann erst spät abends angefangen zu drehen und dann ging das bis in die frühen Morgenstunden.

Der Großteil des Krimis spielt im Hotel Atlantic. Fanden die Dreharbeiten eigentlich noch statt, als Hotels pandemiebedingt geschlossen waren?

Es war nicht ganz geschlossen, aber es war noch im Lockdown. Man konnte also beruflich noch verreisen und dort übernachten, das Hotel war aber wirklich sehr leer. Für uns war das ein großes Glück – wir hatten da Bedingungen, die wir in einem Hotel unter Normalbetrieb nie gehabt hätten. Um die Tests und Masken kamen aber auch wir natürlich nicht drum herum.

Sie haben bei dem „Tatort“-Dreh das erste Mal vor einer Liebesszene mit einem Intimacy Coach gearbeitet. Wie war das?

Das war super angenehm. Erst ist man noch etwas verschämt, wenn man dem Kollegen zeigen soll, wo man angefasst werden möchte und wo nicht. Das hat erst mal nichts Romantisches. Eine Liebesszene muss genauso gut vorbereitet werden wie eine Stuntszene. Denn auch bei solchen Momenten geht es darum, dass niemand verletzt wird. Aber dann habe ich mich freier gefühlt beim Spielen, sicherer und ich konnte mich dann noch besser der Situation hingeben.

Wie hat man das denn sonst beim Film gemacht? Gar nicht besprochen und einfach losgelegt?

Man hat dann so rumgedruckst. Und wenn dann der Regisseur so was sagt wie „schieb doch mal die Bettdecke etwas hoch“, dann wollte man oft auch nichts sagen, weil man sich verklemmt vorkam. Ich habe da auch schon Situationen erlebt, die ich nicht angenehm fand. Wenn mir zum Beispiel ein Kollege beim Küssen einfach ungefragt die Zunge in den Hals geschoben hat. Das muss überhaupt nicht sein. Deswegen braucht es vorher klare Absprachen.

Sie haben bei Udo Lindenberg auf der Bühne mitgesungen, er spielt nun bei Ihnen im Film mit. Was ist das für ein Band, das Sie verbindet? Würden Sie es Freundschaft nennen?

Ja, das kann man als Freundschaft bezeichnen. Da ist ein großes Vertrauen gewachsen über die Zeit, auch eine gegenseitige Wertschätzung und Bewunderung. Ich war ein paarmal total hingerissen und verblüfft von Udo. Ich dachte am Anfang, der Typ ist irgendwie verstrahlt. (lacht) Aber dann ist mir aufgefallen, dass er sich Details, die man ihm erzählt, genau merkt. Er hat mich dann Sachen bei meinen Kindern gefragt, die ich längst vergessen hatte. Er ist ein sehr Sensibler und eine Künstlerseele. Ich bewundere ihn einfach und es macht Spaß, sich mit ihm auszutauschen.

In dem Film tauchen plötzlich Dutzende Udo-Doubles auf. Hatten Sie Schwierigkeiten, die Männer manchmal auseinanderzuhalten?

Es gibt schon ein paar, die ihm wirklich verdammt ähnlich sehen. Den ein oder anderen habe ich von hinten auch schon mal verwechselt und fälschlicherweise angetippt. Aber meistens fehlt dann irgendwas. Entweder passt die Nase nicht oder die Stimme klingt anders.

Udo Lindenberg singt ja auch zwei seiner Lieder im Film. Muss man im Vorfeld dann besprechen, ob so etwas eventuell werblich sein könnte?

Ja, das haben wir mit dem NDR detailliert besprochen. Genauso wie die Frage, ob man das Hotel Atlantic so zeigen darf. Es gibt ja zum Beispiel auch den Film „KaDeWe“ und das „Hotel Adlon“ und anderes als Serie. Man muss das immer als Landmark sehen, genau wie Udo, der als Künstler seine Songs performt. Udo gehört zu Hamburg – und sein Auftritt sowie der seiner zahlreichen Doppelgänger ist kein Selbstzweck, sondern gehört wesentlich zur Geschichte dieses „Tatorts“. Ganz abgesehen davon, dass er in jedem „Tatort“ sowieso bei der Titelmelodie Schlagzeug spielt. Übrigens ist es längst nicht das erste Mal, dass bekannte Künstlerinnen und Künstler Songs im „Tatort“ singen.

Der Tatort „Alles kommt zurück“ wird am 2. Weihnachtsfeiertag (26.12.2021) um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.

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