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Olympia 2024: Julie Derron gewinnt die Silbermedaille im Triathlon

Olympia 2024 Julie Derron gewinnt die Silbermedaille im Triathlon
Die 27-Jährige erringt überraschend die nächste Medaille für die Schweiz. Die Grundlage für ihren Coup legte sie während eines langen Aufenthalts in China. Dafür verzichtete sie gar auf die Diplomübergabe an der ETH.

Die 27-Jährige erringt überraschend die nächste Medaille für die Schweiz. Die Grundlage für ihren Coup legte sie während eines langen Aufenthalts in China. Dafür verzichtete sie gar auf die Diplomübergabe an der ETH.

Für Tokio 2021 noch nicht selektioniert – in Paris 2024 aber mit einem Exploit: Julie Derron gewinnt Olympia-Silber im Triathlon.

Für Tokio 2021 noch nicht selektioniert – in Paris 2024 aber mit einem Exploit: Julie Derron gewinnt Olympia-Silber im Triathlon.

Michael Steele / Getty

Es konnte am Mittwochmorgen tatsächlich in der Seine geschwommen werden, nach all den Verschiebungen und Diskussionen um zu hohe Verschmutzungswerte vor den Wettkämpfen. Und dieses Schwimmen in der starken Strömung war nicht nur eine spektakuläre Angelegenheit, sondern bot auch die Bühne für eine starke Vorstellung von Julie Derron. Sie stieg nach den 1500 m unerwartet in der ersten Gruppe aus dem Fluss. Das war die Grundlage für ihren späteren Silbermedaillengewinn.

Das Schwimmen ist eigentlich die schwächste Disziplin der 27-jährigen Zürcherin. Doch wenn diese erste Prüfung in einem Fluss absolviert wird, werden die Hierarchien öfter durcheinandergewirbelt, weil die Taktik und das Gespür für die Strömung eine grössere Rolle spielen. Und hier offenbarte Derron am Mittwoch keine Defizite, stets konnte sie sich in den vorderen Positionen halten.

Die Handschrift von Trainer Brett Sutton

Dabei half auch, dass Derron in den letzten Monaten ein besonderes Augenmerk auf das Schwimmen gelegt hatte. Hierfür zog sie im Januar für vier Monate in den Südwesten Chinas, in die 2-Millionen-Stadt Yuxi, wo sie harte Trainings mit rund einem Dutzend chinesischen Triathletinnen und Triathleten absolvierte. Hatte sie vor ihrem Abstecher nach China über die klassische Schwimmdistanz noch rund 45 Sekunden auf die Spitze verloren, reduzierte sich der Rückstand schliesslich auf 20 Sekunden.

Um die Zeit in Fernost optimal zu nutzen, verzichtete Derron gar auf eine Reise nach Zürich zur Diplomübergabe für ihren Master in Lebensmittelwissenschaften an der ETH. In einem Blog schrieb sie: «Das Diplom erhalte ich ja trotzdem. Mein Fokus gilt dem olympischen Diplom.»

Hinter ihrem Aufenthalt in China steht der Trainer Brett Sutton, der seit rund zwei Jahren Nationalcoach der chinesischen Triathleten ist – und daneben unter anderem auch Julie Derron betreut. Der 65-jährige Australier arbeitete lange von St. Moritz aus, wo er auch Nicola Spirig und Daniela Ryf zu Weltklasse-Triathletinnen formte. Er ist bekannt dafür, dass er sich nicht auf physiologische Daten stützt, sondern auf sein Gefühl. Das heisst: Er beobachtet seine Athletinnen und Athleten sehr genau und setzt die individuellen Trainings stets intuitiv an, zum Teil sehr kurzfristig.

Im April gewann Derron in Chengdu ihr erstes Weltcup-Rennen. Nun wurde sie gar zur Gewinnerin einer olympischen Medaille, obschon ihr im Vorfeld nur Aussenseiterchancen zugeteilt worden waren. Derron ging in Paris auch die 40-km-Radstrecke offensiv an, obwohl sich auf den glitschigen Strassen viele Stürze ereigneten. Und im abschliessenden 10-km-Lauf setzte sie sich bald an die Spitze, bestimmte das Tempo – einzig die haushohe Favoritin, die Französin Cassandre Beaugrand, konnte mithalten und sie schliesslich um sechs Sekunden distanzieren.

Auch Julie Derrons Schwestern betreiben Triathlon

Derron stammt aus einer sportlichen Familie. Ihr Grossvater war Schweizer Meister im Schwimmen, und ihre beiden Schwestern Nina sowie Michelle sind oder waren ebenfalls als Triathletinnen aktiv, teils mit internationalen Erfolgen, insbesondere auf den längeren Distanzen.

Ein Schlüsselmoment in der Karriere von Julie Derron war der 24. Juni 2021, als man ihr mitteilte, dass sie nicht für die Olympischen Spiele in Tokio nominiert werde. Sie schwor sich: «Das soll mir nicht mehr passieren.» Als sie drei Jahre danach der Nationaltrainer anrief und ihre Selektion für Paris verkündete, stürmte sie ins Zimmer ihrer einen Schwester und führte mit ihr einen Freudentanz auf.

Derrons olympische Medaille steht in einer bemerkenswerten Tradition: Sie ist bereits die fünfte Auszeichnung einer Schweizerin in der Geschichte der Sportart, die erst seit den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney olympisch ist. Derrons Vorgängerinnen waren Nicola Spirig (Gold 2012, Silber 2016), Brigitte McMahon (Gold 2000) und Magali Messmer (Bronze 2000). Insbesondere die Verbindung zu Spirig ist interessant, war sie doch in St. Moritz lange auch Derrons Trainingskollegin, mit ähnlichen Stärken und Schwächen – und entsprechender Trainingsgestaltung. Aus dieser Konstellation hat der Trainer Brett Sutton nun erneut ein Optimum herausgeholt.

Triathlon. Frauen. Gold: Cassandre Beaugrand (FRA). – Silber: Julie Derron (SUI). – Bronze: Beth Potter (GBR). – 43. Cathia Schär

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