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Til Schweiger: Abgesang auf die eigene Persona

Til Schweiger Abgesang auf die eigene Persona
„Das Beste kommt noch“, das erste filmische Lebenszeichen nach der Causa Schweiger, sagt mehr über ihn aus, als ihm lieb sein kann.

Berlin. „Das Beste kommt noch“, das erste filmische Lebenszeichen nach der Causa Schweiger, sagt mehr über ihn aus, als ihm lieb sein kann.

„Ja, so wie’s aussieht, steh’ ich vor dem Ruin.“ Das ist einer der ersten Sätze, die Til Schweiger in seinem neuen Film „Das Beste kommt noch!“ sagen muss. Er steht da wirklich vor dem Ruin. Der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür und nimmt ihm alles, was er hat, auch den Wagen seiner Mutter. Weshalb er die Leute, die ihn abschleppen, wüst beschimpft und bedroht. Und dabei aus dem Fenster fällt. Ein tiefer Sturz. Das ist nicht der einzige Moment, sondern einer von vielen in diesem Film, die irgendwie schaurig sind. Weil sie eine zweite Ebene haben.

Im Film geht es um einen tiefen Sturz - und eine hohen Alkoholkonsum

Denn man kann ihn nicht wegdenken, den tiefen Fall, den Til Schweiger, eigentlich der erfolgreichste deutsche Filmstar überhaupt, in letzter Zeit gemacht hat. Seit dem Start seines letzten Films „Manta Manta – Zwoter Teil“ Ende März wird öffentlich über sein aggressives Verhalten am Set debattiert. Dass er ein Klima der Angst verbreitet habe. Dass er im alkoholisierten Zustand ausfällig geworden sei, und das nicht nur verbal. Gegen einen Mitarbeiter, der ihn in seinem Zustand vom Drehen abhalten wollte, sei er auch tätlich geworden.

Nachdem die Vorwürfe bekannt wurden, flüchtete Schweiger erst mal nach Mallorca. Und räumte erst im Oktober reumütig ein, dass er ein Alkoholproblem habe und sich unangemessen verhalten habe. Außerdem war da noch die Klage von Anika Decker, seiner Ko-Autorin bei seinen Filmen „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“, die eine höhere Beteiligung bei den Erfolgsfilmen eingeklagt hat - und schließlich Recht bekam.

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„Das Beste kommt noch!“ ist nun Schweigers erstes filmisches Lebenszeichen seither. Der Film ist jetzt, nur zwölf Tage vor seinem 60. Geburtstag, angelaufen. Und scheint Bände zu sprechen. Weil darin immer auch die eigene Persona mitverhandelt wird. Weil Schweiger da ein Zerrbild seines eigenen Images liefert und die Schwachstellen gleich mitverhandelt. Dabei hat er bei seinem 22. Regie-Film mal nicht, wie meist, das Drehbuch selbst geschrieben. Es ist sogar ein Remake eines französischen Films, der unter demselben Titel 2019 auch in deutschen Kinos lief.

Kaum möglicher Balanceakt: Verwechslungskomödie mit einem Todesurteil

Es ist eine Verwechslungskomödie mit Todesurteil, was erst mal ein Widerspruch in sich ist. Weil Felix (Schweiger) sich bei seinem Sturz aus dem Fenster verletzt hat, bringt ihn sein bester Freund Arthur (Michael Maertens) ins Krankenhaus. Da Felix aber nicht nur kein Geld, sondern auch keine Krankenversicherung mehr hat, legt Arthur einfach seine Karte vor.

Bei der Behandlung wird nebenbei festgestellt, dass der Patient Krebs hat. Und nicht mehr lange leben wird. Aber just als Arthur das seinem Freund gestehen kann, verkündet dieser, er werde Vater. Da traut sich Arthur nicht mehr. Und erzählt so verdruckst, dass Felix nun meint, Arthur habe die tödliche Diagnose erhalten. Und so will nun der reale dem vermeintlichen Todgeweihte in seinen letzten Wochen beistehen.

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Auch Schweigers Tochter Emma spielt mit. Sie spielt aber die Tochter seines Freundes Arthur.

Auch Schweigers Tochter Emma spielt mit. Sie spielt aber die Tochter seines Freundes Arthur. © Constantin | constantin

Schweiger macht aus dem französischen Film dennoch eine klassische Schweiger-Schau. Und ein Buddy-Movie, wie er schon viele gedreht hat. Bei dem Sterbethema muss man natürlich auch an den frühen Erfolgsfilm „Knockin’ on Heaven’s Door“ von 1997 mit Jan Josef Liefers denken.

Mit dem ihm eigenen Humor bringt Schweiger hier auch bemühte Gags unter, die zu dem tragischen Ton dieser Geschichte nicht recht passen mögen. Etwa den, wenn er nicht nur im Stehen pinkelt, sondern auch bei runtergeklappter Klobrille, die er dann mit einem Handtuch trocknet und für den Wiedergebrauch wieder hinhängt. Solche Fremdschämmomente kommen häufig.

Als Soundtrack läuft der Song „It‘s My Life“ - Zufall oder Bekenntnis?

Einmal mehr inszeniert sich Schweiger hier als virilen Kindskopf, die Rolle, die er seit Jahren eigentlich nur noch variiert. So erstellt er hier mit seinem besten Kumpel – bei dem man sich fragen muss, wie der bei all der Gegensätzlichkeit überhaupt ein Leben lang mit ihm befreundet ist – eine Bucket-List mit Dingen, die man noch tun soll, solange man kann.

Dazu gehört etwa, ein Kamel zu streicheln. Oder Mamas Auto, das konfisziert wurde, zurückzuklauen. Und zu solchen Bubenstreichen erklingt dann aus dem Off „It’s My Life“, der Kulthit von Talk Talk aus den 80-ern. Als wolle der Regisseur und Hauptdarsteller selbst betonen, dass das hier sein Leben sei.

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Eine der berührenderen Momente: Felix spricht sich mit seinem Vater aus. Es ist der letzte Auftritt des kürzlich verstorbenen Peter Simonischek.

Eine der berührenderen Momente: Felix spricht sich mit seinem Vater aus. Es ist der letzte Auftritt des kürzlich verstorbenen Peter Simonischek. © Constantin | constantin

Es wird auch viel getrunken im Film. Immer wieder. Und das wird auch immerzu kommentiert. „Ich glaube, du hast jetzt genug, mein Freund“, sagt Arthur einmal. Ein andermal fragt er: „Kannst du nicht mal einen Tag ohne Alkohol auskommen?“ Was dieser grinsend kontert: „Lass mich mal nachdenken… Nein!“

Noch bei der Beerdigungsszene spielt Schweiger mit seinem Image

Der Part des besten Freundes hieß schon im französischen Original Arthur, der Sterbenskranke aber hieß da César. Schweiger hat ihn in Felix umgetauft, was bekanntlich „der Glückliche“ heißt. Ein passender Name für einen, der sein Unglück nicht wahrhaben will. Aber irgendwie immer auch ein Kommentar auf die eigene Persona.

Sein jüngster Film startet kurz vor Til Schweigers 60. Geburtstag am 19. Dezember.

Sein jüngster Film startet kurz vor Til Schweigers 60. Geburtstag am 19. Dezember. © DPA Images | Christian Charisius

Der Film zieht sein Thema bis zum bitteren Ende durch. Das darf man an dieser Stelle getrost verraten, alles andere würde sich bei dieser Thematik auch verbieten. Schweiger inszeniert damit, makaber genug, auch seinen eigenen Abgang. Und spielt noch auf der Beerdigung mit dem eigenen Image. Und zeigt ein Bild von ihm aus jungen Jahren, mit freiem Oberkörper. So wie sich Schweiger vielleicht selbst gern noch sieht.

Einen Nazi wollte er nie spielen. Nun tut er es doch

Der Titel entspricht wörtlich dem Originalfilm „Le meilleur reste à venir“. Er liest sich nach dem tiefen Sturz des Stars aber ziemlich ironisch. Oder fast wie eine Trotzreaktion. Das Beste kommt noch? Schweiger hat bereits einen US-Film mit Alec Baldwin und Mickey Rourke abgedreht, zwei weitere Titel sind in der Vorproduktion.

Und gerade hat Schweiger verkündet, dass er als Nächstes für Guy Ritchie vor der Kamera stehen wird. „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“, in dem er laut eigenem Bekunden zum ersten Mal einen Nazi spielt. „Obwohl ich geschworen hatte, das nie zu tun.“

Komödie D 2923, 111 min., von Til Schweiger, mit Til Schweiger, Michael Maertens, Neda Rahmanian, Heino Ferch, Peter Simonischek

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