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Warum der Oscar für The Zone of Interest mit Sandra Hüller so
Das Kriegsdrama gewinnt zwei Academy Awards. Dabei geht von ihm eine gefährliche Botschaft aus.
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Stand: 11.03.2024, 14:20 Uhr

Von: Martin Trotz

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Das Kriegsdrama gewinnt zwei Academy Awards. Dabei geht von ihm eine gefährliche Botschaft aus.

Und plötzlich reden alle von Sandra Hüller. Die 45-jährige Thüringerin, bisher dem breiten Publikum maximal aus „Toni Erdmann“ bekannt, war bei den Oscars als beste Darstellerin nominiert für den Gerichtsthriller „Anatomie eines Falls“. Doch auch ihr zweiter aktueller Film sorgt für Furore: „Zone of Interest“ gewann den Oscar für den besten internationalen Film. Hüller spielt darin Hedwig Höß, die Frau des Kommandanten im KZ Auschwitz Rudolf Höß (gespielt von Christian Friedel, „Babylon Berlin“).

Ganz ehrlich: „Zone of Interest“ hat mir im Kino direkt ein mulmiges Gefühl bereitet. Aber leider nicht (nur) wegen des schweren Themas und der Atmosphäre in Arthouse-Ästhetik.

Die Wirkung von „The Zone of Interest“ mit Sandra Hüller ist auf mich leider negativ.
Sandra Hüller bei den Oscars 2024. © Imago

In „Zone of Interest“ geht es buchstäblich ums „Interessengebiet“ eines Nazi-Ehepaars

„Zone of Interest“ zeigt eine kaum zu ertragende Alltagswelt: Das Ehepaar Höß wohnt mit fünf Kindern als Familie in einem großen Haus und Grundstück – direkt an der Lagermauer in Auschwitz. Das Familienidyll wird „nur“ gestört von Stöhnen und Schreien auf dem KZ-Gelände, von ankommenden Zügen deportierter Menschen, von Rauch aus dem Schornstein des Krematoriums... Dies erstaunt aber nur die Zuschauenden im Kino, die Figuren nehmen diese Eindrücke kaum wahr.

Für ihn ist das alles nur ein normaler Job zu sein, der vor allem von einem logistischen Charakter geprägt ist, wenn er im Zuge eines Festes beim Telefonat mit seiner Frau über die technische Schwierigkeit sinniert, wenn man vor Ort alle Menschen im Saal vergasen würde. Es ist eine absurde Parallelität von Rudolf Höß‘ beruflicher und privater Rolle. Ehefrau Hedwig lebt ihren Traum. Der droht zu zerplatzen, als ihr Mann versetzt werden soll – und so schickt sie den Kommandanten zwischenzeitlich allein nach Oranienburg, um vor Ort mit den Kindern wohnen bleiben zu können...

Die Wirkung von „The Zone of Interest“ mit Sandra Hüller ist auf mich leider negativ.
Die Wirkung von „The Zone of Interest“ mit Sandra Hüller ist auf mich leider negativ. © Imago / Landmark Media

Der oscarprämierte Film schafft es nicht, das Wichtige herauszustellen und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren

Klar, „Zone of Interest“ ist beklemmend und gut gemacht. Der Film kommt quasi ohne Dialoge und Filmmusik aus, zeichnet seine Bilder in drei „Zonen“ – rot, weiß und schwarz nämlich, also die Farben der NS-Symbolik. Vor allem gelingt die Darstellung der vermeintlichen Bürgerlichkeit, der privaten Banalität und Biederkeit der Täterseite.

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Gleichzeitig ist genau das das Problem. Es schwingt ein Gefühl der Normalisierung, Vermenschlichung und zum Teil fast Gleichgültigkeit mit. Dies ist niemals Ansinnen des Films, aber ein ungewollter Effekt – zumindest bei mir. Angst, Schrecken und das Auschwitz-Monster Höß als Täter geraten teilweise in den Hintergrund. Dem Film gelingt die eigentlich so wichtige Gleichzeitigkeit nicht, das Familienkonstrukt steht zu weit im Vordergrund. Zudem plätschert der Film teilweise fast dahin, wenn wir im Wechsel eine ellenlange Treppenhaus-Szene mit Höß und – dagegen geschnitten – polnische Reinigungskräfte sehen, die im heutigen Auschwitz-Museum sauber machen.

Leider ist die Wirkung zum Teil fatal und die Filmkritik ist weit weg vom normalen Publikum

Das ist Arthouse mit gegenteiliger Wirkung. Ein Film mit einer gefährlichen Botschaft, die einen Oscar aus meiner Sicht nicht verdient. Ich will mir nicht ausmalen, wie das auf (beispielsweise besonders junge) Teile des Publikums wirken kann, die den Film sehen. Beispiel aus der Kommentarspalte von Filmseiten gefällig? „Dieser Film hat gar keine Wirkung auf mich erzielt. Welche Wirkung soll dieser Film denn haben? Ihr könnt einer Familie beim alltäglichen Leben zuschauen und mehr passiert nicht.“ Diese Wirkung ist fatal, sind Filme oder Zeitzeug:innen gegen das Vergessen und für das Erinnern doch so wichtig.

Die Filmkritik selbst feiert den Film weitestgehend als Streifen zwischen Banalem und Bösartigkeit. Bei mir dagegen bleibt ein ungutes Gefühl.

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