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Taylor Swifts neues Album «The Tortured Poets Department» geleakt

Taylor Swifts neues Album The Tortured Poets Department geleakt
Am Freitag erschien «The Tortured Poets Department». Dass das Album vorab geleakt worden ist, zeigt vor allem eines: Swift kann sich blind auf ihre Fans verlassen. Dafür belohnt sie sie mit einer ambivalenten Überraschung.

Am Freitag erschien «The Tortured Poets Department». Dass das Album vorab geleakt worden ist, zeigt vor allem eines: Swift kann sich blind auf ihre Fans verlassen. Dafür belohnt sie sie mit einer ambivalenten Überraschung.

«Mit meinen Fans habe ich die Lotterie gewonnen.» Taylor Swift auf ihrer «The Eras»-Tour im März in Singapur.

«Mit meinen Fans habe ich die Lotterie gewonnen.» Taylor Swift auf ihrer «The Eras»-Tour im März in Singapur.

Ashok Kumar / Getty

Als Taylor Swift im vergangenen Sommer im Lumen-Field-Stadion von Seattle auftrat, bebte die Erde. Das war weder ein unglücklicher Zufall noch ein natürliches Ereignis. Es waren die synchron tanzenden Fans des Megastars, die den Boden mit ihrer gemeinsamen Wucht zum Beben brachten. Die seismische Aktivität erreichte einen Wert von 2,3 auf der Richter-Skala.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurden die Swifties, so nennen sich die zum grossen Teil weiblichen Fans von Taylor Swift, erneut gemeinsam aktiv. Diesmal allerdings verhinderten sie ein Beben.

Mehr als ein Häppchen

Bei den Grammy Awards im Februar hatte Swift ihr neues Album angekündigt. «Ich will mich bei meinen Fans bedanken, indem ich euch ein Geheimnis verrate, das ich in den letzten zwei Jahren gewahrt habe: Mein neues Album wird am 19. April erscheint. Es heisst ‹The Tortured Poets Department›.»

Seither fütterte Swift die neugierigen Fans mit Informationshäppchen. Man erfuhr, dass der Rapper Post Malone auf einem Track zu hören sein wird. Einen anderen Song, den fröhlichsten des Albums, «Florida!!!», hat Swift gemeinsam mit Florence Welch von Florence + the Machine geschrieben und aufgenommen. Zudem verkündete Swift, es werde vier Varianten ihres neuen Albums geben – jede mit jeweils einem anderen Bonustrack. «The Bolter», «The Albatross», «The Black Dog» und «The Manuscript».

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag aber erschienen in den Weiten des Webs mehr als nur Häppchen. 24 Stunden vor dem offiziellen Publikationstermin wurde das neue Album geleakt. Besonders auf X und in anderen sozialen Netzwerken tauchten Links zu allen Songs der Platte auf.

«Lasst uns keine schlechten Menschen sein»

Zwar hat weder Taylor Swift noch ihr Management auf die Leaks reagiert, doch bald war klar, dass es sich um das handelt, worauf die Swifties seit zwei Jahren warten: neues Material. Man könnte nun meinen, die Fans hätten sich auf die Songs gestürzt, die Boxen aufgedreht und die monatelange Neugier endlich gestillt. Doch es blieb still.

Zwar verbreiteten sich die Links im Internet, aber keinesfalls so schnell und breit, wie es hätte passieren sollen. Gute Anwälte? Eine rasant arbeitende IT? Nein. Swift hat nur peripher etwas damit zu tun, dass die Links zu ihrem vorzeitig publizierten, elften Album nicht so richtig ins Trenden kamen. Längst hatten nämlich die Swifties das Problem in die Hand genommen.

«Es sind buchstäblich weniger als 24 Stunden bis zum Release. Ich will keinen von euch sehen, der sich an diesem Rechtsbruch beteiligt, weil ihr nicht ein paar Stunden mehr warten könnt. Ich verstehe, dass ihr aufgeregt seid, aber lasst uns keine schlechten Menschen sein», schrieb ein Fan. Ein anderer erklärte, in Anlehnung an den Titel des neuen Albums: «Proud member of the never listened to a leak department.»

Nicht der erste Leak

Der erste Leak in der Geschichte der Taylor Swift ist es nicht. Bereits das Album «1989» tauchte drei Tage vor dem angekündigten Publikationsdatum auf. Doch bereits damals blieb alles erstaunlich ruhig. Später sagte Swift: «Es war das erste Mal, dass ein Album von mir geleakt wurde, ohne dass es auf Twitter trendete, weil meine Fans es beschützt haben.»

Die Fans wiederholten immer wieder, dass Leaks illegal seien, Kunst ihren Wert habe und darum nicht einfach gratis heruntergeladen werden soll. Dass Swift keine arme Künstlerin ist, sondern eine knallharte Geschäftsfrau, die seit diesem Jahr auf der «Forbes»-Liste der Milliardäre steht, ist für die Swifties nebensächlich. Die Hauptsache ist, sich korrekt zu verhalten. So, wie ihr Vorbild das von ihnen erwartet. «Mach das Richtige, mach das Gute», das sei ihr Mantra sagt Swift.

So oder so war Swift denjenigen, die ihr neues Album illegal ins Internet stellten, bereits eine Nasenlänge voraus: Zwei Stunden nach der offiziellen Publikation doppelte sie nämlich mit einem zweiten Album nach: «Überraschung um 2 Uhr morgens: ‹The Tortured Poets Department› ist ein geheimes Doppelalbum», schreibt sie auf Instagram. Sie habe in den vergangenen zwei Jahren so viel «gequälte Poesie» geschrieben – und zu keyboardlastigem Retro-Softpop vertont –, dass das Material für mehr als ein Album reiche.

«The Anthology» heisst der allerneuste Wurf und beinhaltet nicht nur die 16 ursprünglichen Songs, sondern 15 zusätzliche Tracks. Dass viele, die das erste Album bereits vorbestellt und bezahlt haben, nun auch noch das zweite mit allen 31 Tracks kaufen werden, ist lukrativ. Veräppelt fühlen die Fans sich davon aber bisher nicht; sie fühlen sich beschenkt. Swift sagte einst zu recht: «Mit meinen Fans habe ich die Lotterie gewonnen.»

Ein sicherer Ort

Neulich erklärte die Sängerin Courtney Love in einem Interview, Taylor Swift sei nicht wichtig. «Sie mag ein sicherer Ort für Mädchen sein, und sie ist wahrscheinlich die Madonna von heute, aber als Künstlerin ist sie nicht interessant.» Damit liegt Love ebenso falsch wie richtig.

Natürlich ist Swift, 14-fache Grammy-Gewinnerin, «Person of the Year» des Magazins «Time» und Halterin diverser Rekorde, interessant. Weil sie ein ebenso sicheres Gespür für den musikalischen Zeitgeist, wie für den Markt hat. Mit ihrem neuen Album hat sie auch ohne Single-Auskopplung einen Höhepunkt erreicht, noch bevor es publiziert worden ist: «The Tortured Poets Department» ist das am meisten vorgemerkte Album in der Geschichte von Spotify. Vor allem aber weil es ihr gelungen ist, eine derart loyale Gefolgschaft aufzubauen.

Damit, dass Swift ihren Fans Sicherheit gebe, hat Love recht. Ein Swiftie zu sein, tut den Fans gut. Darum wollen sie ihrem Idol gefallen. Ebenso gut und respektvoll sein, moralische Grösse haben und sichere (digitale) Räume kreieren. Darum haben sie auf den offiziellen Erscheinungstermin gewartet, statt ihre Neugierde frühzeitig zu stillen. Das mag nett und lieb klingen – tatsächlich aber ist diese Einheit der swift'schen Gefolgschaft so machtvoll, dass davon die Erde beben kann.

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