Esa wählt fünf neue Astronauten aus
Erstmals seit 2009 hat die europäische Raumfahrtagentur Esa eine neue Astronautenklasse ausgewählt. Die Französin Sophie Adenot, der Spanier Pablo Álvarez Fernández, die Britin Rosemary Coogan, der Belgier Raphaël Liégeois und der Schweizer Marco Alain Sieber sollen zu neuen Astronauten ausgebildet werden. Das gab die Esa am Mittwoch in Paris zum Ende des Esa-Ministerratstreffens bekannt. Deutsche haben es nicht in die finale Auswahl geschafft. Erstmals sind aber zwei deutsche Frauen in der Astronauten-Reserve, die promovierte Biologin Amelie Schoenenwald sowie die ehemalige Bundeswehr-Kampfpilotin Nicola Winter.
Die neuen Astronautinnen und Astronauten haben ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen. Bewerben konnten sich nur Bürger eines der 22 Esa-Mitgliedsstaaten, zu denen neben 19 EU-Staaten auch die Schweiz, Norwegen und das Vereinigte Königreich gehören, oder eines assoziierten Mitglieds, das waren zum Zeitpunkt der Ausschreibung Slowenien, Lettland und Litauen. Verlangt wird mindestens ein Master-Abschluss in einem MINT-Fach oder Medizin, alternativ eine abgeschlossene Testpiloten-Ausbildung. Zudem werden mindestens drei Jahre Berufserfahrung erwartet, fließendes Englisch, idealerweise weitere Sprachen. Die Altersgrenze liegt bei 50 Jahren, auch psychisch und physisch gesund müssen Bewerber sein, im Weltraum sind Krankheiten unpraktisch.
22 500 gültige Bewerbungen gingen im Frühjahr 2021 ein, in der letzten Runde waren es nur 8400. Allein aus Deutschland kamen fast 3700 Bewerbungen, aus Frankreich sogar mehr als 7000. Und immerhin 24 Prozent der Anwärter waren Frauen - 2008 waren es nur 15 Prozent.
Die Liste der Esa-Astronautinnen verlängert sichMit den beiden nun ausgewählten Sophie Adenot und Rosemary Coogan verlängert die Esa ihre Astronautinnenliste recht deutlich: Erst drei Europäerinnen hatten es zuvor ins Esa-Astronautenkorps geschafft. Aktiv ist derzeit nur die Italienerin Samantha Cristoforetti, die kürzlich von der Internationalen Raumstation zurückkehrte. Claudie Haigneré war von 1985 an Astronautin für Frankreichs Raumfahrtagentur und wurde dann von der Esa übernommen, Marianne Merchez aus Belgien wurde 1992 ausgewählt, verließ aber das Korps wieder, ohne ins All geflogen zu sein.
Erstmals hat die Esa für eine Machbarkeitsstudie auch gezielt nach einem "Para-Astronauten" mit einer körperlichen Behinderung gesucht - dafür bewarben sich 257 Personen. Zugelassen waren aber nur Menschen etwa mit Unterschenkel- oder Fußprothese, einer Körpergröße von weniger als 130 Zentimetern oder stark unterschiedlicher Beinlänge. Durchgesetzt hat sich nun der 41-jährige Brite und ehemalige Paralympics-Sprinter John McFall. Nach einem Motorradunfall im Alter von 19 Jahren wurde sein rechtes Bein über dem Knie amputiert.
Die neuen Astronauten werden nun eine einjährige Grundausbildung am Europäischen Astronautenzentrum EAC in Köln durchlaufen, in der sie unter anderem Überlebenstrainings absolvieren und russisch lernen. Anschließend folgt eine Aufbauausbildung, erst danach beginnen die Astronauten, sich auf eine konkrete Mission vorzubereiten. Wann sie schließlich ins All fliegen werden, weiß daher noch keiner von ihnen. Und vielleicht bekommt doch noch jemand aus der Reserve eine Chance: Der deutsche Esa-Astronaut Matthias Maurer etwa schaffte es zunächst nicht in die Auswahl von 2009, wurde aber 2015 nachnominiert und flog 2021 erstmals zur .
Auch wohin die neue Generation fliegen wird, ist unklar. Denn die Zukunft der ist weiter ungewiss. Russland hat angekündigt, nach 2024 aus dem Gemeinschaftsprojekt auszusteigen. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa sieht sich zumindest bis 2030 verpflichtet, den Außenposten in Betrieb zu halten. Möglich wären aber auch Missionen zum , der geplanten Station in der Mondumlaufbahn.