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SNB lockert Geldpolitik

SNB lockert Geldpolitik
Die Inflation der Schweiz ist in den vergangenen Monaten weniger stark gestiegen als erwartet. Die Schweizerische Nationalbank reagiert darauf mit der dritten Leitzinssenkung in Folge – und deutet an, dass weitere Zinssenkungen folgen könnten.

Die Inflation der Schweiz ist in den vergangenen Monaten weniger stark gestiegen als erwartet. Die Schweizerische Nationalbank reagiert darauf mit der dritten Leitzinssenkung in Folge – und deutet an, dass weitere Zinssenkungen folgen könnten.

Sinkende Leitzinsen bedeuten günstigere Finanzierungsbedingungen für Firmen und billigere Hypothekarkredite für Private.

Sinkende Leitzinsen bedeuten günstigere Finanzierungsbedingungen für Firmen und billigere Hypothekarkredite für Private.

Alessandro Della Valle / Keystone

Bei seinem letzten geldpolitischen Entscheid verzichtet Thomas Jordan auf eine Überraschung und erfüllt die Markterwartungen. Der auf Ende Monat abtretende Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) senkt zusammen mit seinen beiden Kollegen im SNB-Direktorium den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent. Das entspricht der dritten geldpolitischen Lockerung in Folge, nachdem die SNB im März als erste grosse Zentralbank die Zinswende eingeleitet hatte.

Nachlassender Inflationsdruck

Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund einer Inflation, die seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni rascher als erwartet zurückgegangen ist. Gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise betrug die Teuerung im August 1,1 Prozent. Vor drei Monaten war die SNB in ihrer Prognose jedoch von einer durchschnittlichen Teuerung von 1,5 Prozent im dritten Quartal ausgegangen. Gegenwärtig deutet alles darauf hin, dass dieser Prognosewert unterschritten wird.

Auch in naher Zukunft dürfte der Inflationsdruck gering bleiben. Die Lohnsteigerungen sind moderat, weshalb die Zweitrundeneffekte, also Preiserhöhungen aufgrund von Kostensteigerungen, klein ausfallen. Auch ein weiterer Anstieg des hypothekarischen Referenzzins und der Bestandesmieten ist angesichts sinkender Leitzinsen vom Tisch. Zudem hat die Eidgenössische Elektrizitätskommission angekündigt, dass die Strompreise 2025 im Durchschnitt um etwa 10 Prozent sinken werden.

Die SNB korrigiert ihre bedingte Inflationsprognose, die von einem gleichbleibenden Leitzins ausgeht, entsprechend nach unten. Als Gründe werden der stärkere Franken, der tiefere Erdölpreis und die für 2025 angekündigte Senkung der Strompreise angegeben. Für das laufende Jahr wird anstelle einer durchschnittlichen Teuerung von 1,3 Prozent neu ein Wert von 1,2 Prozent in Aussicht gestellt. Für 2025 wird die Prognose von 1,1 Prozent auf 0,6 Prozent korrigiert, für 2026 von 1,0% auf 0,7 Prozent.

Hinweis auf weitere Zinssenkung

Manches deutet darauf hin, dass dies nicht der letzte Zinsschritt der SNB sein dürfte. So sagte SNB-Präsident Jordan: «In den nächsten Quartalen können weitere Zinssenkungen erforderlich werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten.» Er betonte ausserdem, dass man derzeit die Abwärtsrisiken für die Inflation höher schätze als die Aufwärtsrisiken. Zusammen mit der Tatsache, dass die neue Inflationsprognose über den gesamten Prognosezeitraum im unteren Bereich des Zielbandes (0 bis 2 Prozent) liegt, weist das auf weitere Zinsschritte in absehbarer Zukunft hin.

Im Vorfeld des Entscheids war man sich an den Märkten praktisch einig, dass die SNB ihre Politik weiter lockern würde. Während die Mehrheit der Beobachter einen Schritt von 0,25 Prozentpunkte erwartete, wurde auch eine Zinssenkung um 0,50 Punkte als möglich erachtet. Ein solcher «Doppelschritt» bleibt nun aus. Er hätte wohl für Verunsicherung gesorgt. So fanden derart hohe Zinssenkungen in der Vergangenheit meist nur in Zeiten einer raschen wirtschaftlichen Abkühlung statt.

Wie weiter im Dezember?

Für eine Zinssenkung sprach auch die derzeitige Stärke des Frankens. Seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni erlebte die Währung eine breit abgestützte Aufwertung. So hat der Franken in den letzten drei Monaten gegenüber dem Euro um 2,9 Prozent zugelegt und gegenüber dem Dollar sogar um 6,7 Prozent. Ein niedrigerer Leitzins mindert nun die Attraktivität von Frankenanlagen und schwächt tendenziell die Währung. Dieser Effekt kann aber schnell verpuffen.

Ob die SNB nun das Zinsniveau für längere Zeit bei 1 Prozent halten wird oder ob schon bald eine weitere Lockerung folgen wird, bleibt offen. Eine Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters bei 32 Finanzmarktexperten kommt zu einem ambivalenten Resultat: So rechnen 16 Befragte bis Jahresende mit einem gleichbleibenden Leitzins von 1 Prozent, während 15 bei der nächsten SNB-Lagebeurteilung im Dezember eine weitere Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent erwarten.

Auch die KOF Konjunkturforschungsstelle rechnet damit, dass der Leitzins bis Ende Jahr auf 0,75 Prozent sinken wird. Sie erwartet, dass sich der Preisauftrieb weiter abschwächen wird. Für 2024 wird die Inflation auf 1,2 Prozent geschätzt, für die zwei Jahre danach auf je 0,7 Prozent. Geringer als angenommen sei die Teuerung von Waren, ob aus dem In- oder Ausland, und namentlich von Energie und Treibstoffen. Überdurchschnittlich stark steigen indes die Preise für Dienstleistungen.

Arbeitnehmer dürfen hoffen

Treffen die Prognosen der KOF zu, sollten sich die Arbeitnehmer in der Schweiz in diesem und im nächsten Jahr über eine Zunahme des realen Lohnes freuen dürfen. So wird das nominale Lohnwachstum für dieses Jahr auf 1,5 Prozent und für 2025 auf 1,4 Prozent geschätzt. Nach Abzug der erwarteten Teuerung würde damit für 2024 ein reale Lohnsteigerung um 0,3 Prozent und für 2025 eine reales Plus um 0,7 Prozent resultieren. Noch 2023 waren die Löhne preisbereinigt um 0,4 Prozent gesunken.

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