Sika-Aktien legen nach Milliardenübernahme massiv zu
353.39 CHF 9.40%
Damit katapultiert sich Sika einmal mehr in eine neue Liga: Das gekaufte Unternehmen MBCC erzielt einen Jahresumsatz von 2,9 Milliarden Franken. Sika machte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 8 Milliarden. Das Unternehmen wird damit der unangefochtene Marktführer in der Bauchemie.
"Wir werden mit dieser Akquisition ein Nachhaltigkeits-Champion", sagte Thomas Hasler am Donnerstag vor Medien und Investoren. Das Ziel des Sika-Chefs: Zusammen sollen Sika und MBCC mehr als 80 Prozent ihres Umsatzes mit Produkten erzielen, die einen positiven Effekt auf die Nachhaltigkeit haben.
"Brauchen Nachhaltigkeits-Lösungen"Und im Bereich "Sustainability" wird - nicht zuletzt auch dank regulatorischer Vorgaben - die Industrie laut Hasler in Zukunft deutlich schneller wachsen als in den "konventionellen" Bereichen.
In Glasgow wird diese Tage viel über Nachhaltigkeit gesprochen - nicht selten mit einem Zeithorizont bis 2050 oder noch später. "Was wir aber brauchen, sind Lösungen in den nächsten vier bis fünf Jahren", sagte der Sika-Chef. "Die Industrie ist bereit dafür", ist er überzeugt.
Und der Wandel zu einer nachhaltigeren Welt müsse wissenschaftsbasiert geschehen. "Wir brauchen daher Grösse und so viele schlaue Köpfe wie möglich."
Zwei Jahre später zugeschlagenDabei hätte Sika das Bauchemiegeschäft von BASF schon vor zwei Jahren und mehr als 2 Milliarden Euro billiger haben können. Stattdessen kaufte man sich damals erst den französischen Mörtelhersteller Parex für 2,5 Milliarden Franken.
Erst Parex, dann BASF. Diese Reihenfolge hat sich im Urteil von Hasler als genau richtig erwiesen. "Parex war seinerzeit eine tolle Gelegenheit, bei BASF war hingegen die organisatorische Abspaltung der Bauchemie noch voll im Gange", sagte er.
Der Finanzinvestor Loan Star habe in der Zwischenzeit einen grossen Teil der Arbeit erledigt, die Sika bei einem Kauf der BASF-Sparte selber hätte erledigen müssen. "Die Reihenfolge Parex und dann BASF war auch in der Nachschau besser", sagte Hasler.
Börse jubeltDie Milliarden, um MBCC Loan Star abzukaufen, will Sika vor allem via Fremdkapital auftreiben. "Es ist keine Kapitalerhöhung vorgesehen", betonte Finanzchef Adrian Widmer.
Das Sika-Management gab sich überzeugt, alle nötigen Genehmigungen der Behörden für die Transaktion zu erhalten. Das Management schloss nicht aus, dass dabei der eine oder andere Teilbereich aber zum Verkauf gestellt werden muss. Der Abschluss wird für die zweite Hälfte des Jahres 2022 angestrebt.
Von der Börse gab es frenetischen Applaus: Am Donnerstag sprangen die Sika-Valoren in einem leicht festeren Gesamtmarkt um letztlich fast 11 Prozent auf 357,60 Franken hoch. Die Milliardenübernahme wurde von Analystenseite durchs Band begrüsst. Bei 360 Franken wurde am Morgen ein neues Allzeithoch markiert.
Die Übernahme dürfte eine sehr positive operative Hebelwirkung und positive Margeneffekte haben, heisst es von Analystenseite. Mit dem Kauf werde Sika zum unangefochtenen Marktführer in der Bauchemie, meinen etwa die Analysten von Vontobel. Angesichts der starken Historie von Sika bei der Integration von Übernahmen werde der Deal substantiellen Shareholder Value schaffen.
Die Akquisition sei gleichzeitig überraschend und auch nicht, heisst es bei Mirabaud. Einerseits hätte man nicht erwartet, dass die Private-Equity-Gruppe Lone Star das Baugeschäft von BASF nur zwei Jahre nach dem Kauf veräussern würde, andererseits habe das Sika-Management auf dem Kapitalmarkttag klargestellt, dass das Unternehmen für grosse Zukäufe bereit ist. Nun habe man sich den "Traumkandidaten" geangelt, so das Fazit.
Trotzdem: Nicht nur die Experten von Mirabaud zeigen sich angesichts des Kaufpreises erstaunt. Ziehe man in Betracht, wie viel Lone Star vor zwei Jahren bezahlt habe, könne man dem Verkäufer nur gratulieren. Dennoch begrüsse man die Transaktion "ausdrücklich".
Auch bei der ZKB heisst es, dass durch die entsprechenden Synergien und die daraus entstehende Marktstärke die Transaktion als klar positiv zu bewerten sei. Vor diesem Hintergrund erscheine der Transaktionspreis von 5,5 Milliarden Franken sogar "attraktiv".
Zürich (awp)