Zürcher Justiz ermittelt wegen Störung der Glaubensfreiheit gegen ...
Die GLP-Politikerin Sanija Ameti hat mit Schüssen auf ein Bild von Maria und Jesus für Entsetzen und Empörung gesorgt. Nun hat die Zürcher Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen die 32-Jährige eröffnet.
Sanija Ameti hatte im vergangenen September mit einer Luftpistole auf eine Katalogseite eines Auktionshauses geschossen, das ein Marienbild mit Jesus zeigte. Zwei Fotos von der Aktion davon veröffentlichte die GLP-Politikerin und Co-Präsidentin der Operation Libero auf Instagram mit dem Wort «Abschalten». Ameti löschte die Posts rasch, nachdem sie vom «Blick» kontaktiert worden war, und entschuldigte sich dafür.
Doch damit konnte sie weder eine Flut von Schlagzeilen noch einen Shitstorm verhindern. Die Politikerin verlor ihren Job bei der PR-Agentur Farner und trat aus der Leitung der Zürcher GLP zurück. Wenig später bat sie öffentlich um Verzeihung.
Verdacht auf Störung der Glaubensfreiheit
Die Junge SVP Schweiz reichte kurz nach Bekanntwerden der Aktion Strafanzeige wegen Verletzung der Glaubens- und Kultusfreiheit ein. Es folgten weitere Strafanzeigen, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtet.
Nach ersten Abklärungen eröffnete die Zürcher Staatsanwaltschaft Ende Oktober offiziell ein Strafverfahren. Die Oberstaatsanwaltschaft bestätigte am Mittwoch gegenüber Keystone-SDA eine entsprechende Meldung der «CH Media»-Zeitungen. Die Staatsanwaltschaft führe das Strafverfahren wegen des Verdachts auf Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit.
Es gilt Unschuldsvermutung
Sie weise auch darauf hin, dass bis zu einem rechtskräftigen Abschluss wie immer die Unschuldsvermutung gilt, schreibt Keystone-SDA. Wann es zu einer allfälligen Anklageerhebung oder Einstellung des Verfahrens kommt, lasse sich nicht voraussagen.
Vergangene Woche sprach Ameti nach Wochen des Schweigens erstmals über die Affäre und kündigte eine Rückkehr in die Politik an. Sie ist Mitglied des Stadtzürcher Parlaments, an dessen Sitzungen sie in den vergangenen drei Monaten nicht mehr teilnahm. Im Interview mit der «Aargauer Zeitung» äusserte sie sich unter anderem positiv zur katholischen Kirche.
Bischöfliche Vergebung
«Dass mir Bischof Bonnemain vergeben hat, und auch die Reaktion des katholischen Frauenbundes, das waren Überraschungen. Etwas vom Schönsten, was ich erlebt habe», sagte sie gegenüber der «Aargauer Zeitung». «Ausgerechnet bei der katholischen Kirche fand ich einen Humanismus und eine Aufklärung, die ich an anderen Orten vermisst habe. Umso mehr, als die Äusserung des Bischofs sehr herzlich war. Das gab mir Stärke und Hoffnung.»
Der Bischof von Chur vergab ihr am 13. September in einem öffentlichen Statement – und rief alle auf, es ihm gleichzutun. Und bereits am 10. September hatte der Schweizerische Katholische Frauenbund (SFK) zur Besonnenheit aufgerufen.
Katholischer Frauenbund zeigt Verständnis
Am Montag nahm der SKF erneut Stellung zugunsten von Ameti, indem er sich auf ihre Aussagen im Interview mit der «Aargauer Zeitung» bezieht: Ameti schildere den Abend, an dem sie sich zu der folgenschweren Handlung hinreissen liess, als einen Moment enormer Erschöpfung. Überarbeitet und übermüdet habe die Sportschützin durch das Schiessen ihren Kopf lüften wollen, schreibt der Frauenbund auf seiner Webseite.
Im Interview erklärt Ameti ihr Handeln mit Erinnerungen an traumatische Kriegserlebnisse. Ihr Bruder sei umgebracht worden, bevor ihre Familie in die Schweiz flüchtete.
«Kriege hinterlassen Traumata»
Dafür äussert der SKF Verständnis und spricht sich für Anteilnahme aus. «Kriege hinterlassen Traumata, die manchmal auf paradoxe, irrationale Weise an die Oberfläche kommen. Ein unüberlegter Griff zum Smartphone in Kombination mit der Dynamik sozialer Medien kann Existenzen zerstören. Als Christ:innen sind wir gefordert, uns für Frieden einzusetzen. Dies fängt im Kleinen an und gilt auch für das Miteinander im Internet», wird Frauenbund-Präsidentin Simone Curau-Aepli zitiert. (bal)
© Katholisches Medienzentrum, 18.12.2024
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