Multitalent Salma Paralluelo: Sie holte Medaillen als Leichtathletin ...
Mit 19 in einem WM-Halbfinal zu stehen, ist an sich schon eine recht grosse Sache. Dabei für die aktuelle Weltfussballerin eingewechselt zu werden, fast schon verrückt. Das Spiel nach diesem Wechsel komplett an sich zu reissen und sogar noch ein Tor zu erzielen, ist dann nur noch sensationell. Und das passt ganz gut ins Leben von Salma Celeste Paralluelo Ayingono.
Die Spanierin vom FC Barcelona kommt gegen Schweden in der 57. Minute für Alexia Putellas ins Spiel – und verändert die Dynamik der Partie grundlegend. Paralluelo sprintet, dribbelt, schiesst, und sie wirbelt die sonst so sichere schwedische Defensive kräftig durcheinander. In der 81. Minute erzielt sie das 1:0.
Dieses 1:0 lanciert eine verrückte Schlussphase, denn Paralluelos Tor ist nicht das letzte der Partie. Erst schiesst Rebecka Blomqvist aus dem Nichts das 1:1, doch kurz darauf führt Spanien schon wieder. Die Entscheidung gelingt Olga Carmona mit einem Distanzschuss in der 89. Minute. Spaniens Frauen stehen erstmals überhaupt in einem WM-Final.
Selbstverständlich ist das nicht. Spanien ist erst seit einigen Jahren Teil der Weltspitze, das beste WM-Resultat war bisher die Qualifikation für den Achtelfinal vor vier Jahren, dazu kommen drei Viertelfinal-Teilnahmen bei Europameisterschaften. Und dann waren da nach der EM 2022 auch noch die Querelen um Nationaltrainer Jorge Vilda. Bis zu 18 Spielerinnen wollten nicht mehr Teil des Nationalteams sein, einige kamen wieder zurück. (Lesen Sie hierzu auch: Königin Putellas kehrt zurück – und beendet den grossen Streit)
Erstes Länderspiel: Drei ToreSalma Paralluelo war damals, als es krachte, noch nicht dabei, die WM 2023 ist ihr erstes grosses Turnier. Mit 19 mitten unter Spielerinnen wie Alexia Putellas, Aitana Bonmati oder Irene Paredes, Granden im Fussball der Frauen. Und dabei ist sie nicht einfach eine Mitläuferin – sondern Leistungsträgerin. Schon im Viertelfinal gegen die Niederlande traf sie. Und im Achtelfinal machte sie der Schweizer Verteidigerin Eseosa Aigbogun das Leben schwer.
Dabei hätte Aigbogun genauso gut jemand anders gegenüberstehen können, denn eine Karriere als Fussballerin war nicht immer erste Wahl bei Paralluelo. Die Frau aus Saragossa, Tochter eines Spaniers und einer Äquatorialguineerin, ist nicht nur auf dem Fussballplatz schneller als die meisten. Sie war eine begnadete Leichtathletin. Und darum ist ihr Wikipedia-Eintrag in zwei Leben unterteilt: Fussball und Leichtathletik.
Mit sechs begann sie zu sprinten, mit acht mit dem Fussball. In beidem war sie so gut, dass sie in Junioren-Kategorien bald zur Weltspitze gehörte. Sie pendelte ein wenig hin und her, das sah dann so aus: 2018 wurde sie mit der U-17 Spaniens Welt- und Europameisterin im Fussball, 2019 holte sie über 400 Meter Hürden und in der Staffel Gold beim Olympischen Jugendfestival. 2022 kam im Fussball der WM-Titel mit der U-20 dazu. Und jetzt, 2023, eben der WM-Final der Grossen.
Dazwischen, im Jahr 2019 als 16-Jährige, wechselte sie von Saragossa zu Villarreal, dort wurde ihr erlaubt, nebenbei weiter in der Leichtathletik aktiv zu bleiben. Auch ein Kreuzbandriss hielt sie nicht davon ab, in zwei Sportarten auf hohem Niveau zu trainieren. Logisch, dass sie als Fussballerin vornehmlich auf dem Flügel anzutreffen ist – dort kann sie ihr Tempo ausspielen.
Irgendwann musste sich Paralluelo allerdings schon entscheiden. Nach ihrer Kreuzbandverletzung spielte sie in der Rückrunde der Saison 2021/22 so gut bei Villarreal, dass der grösste aller spanischen Vereine sie wollte. Und bei Barcelona, da gab es kein Halbe-Halbe, hier handelt es sich schliesslich um das Mass aller Dinge im europäischen Fussball. Hier ist frau entweder Fussballerin oder gar nicht.
Am ersten Spieltag der Saison 2022/23 spielte Paralluelo erstmals, unter anderem an der Seite von Ana-Maria Crnogorcevic, der Schweizer Nationalspielerin, die seit dreieinhalb Jahren bei Barça spielt. Paralluelo schoss ein Tor und bereitete zwei weitere Treffer vor. Sie spielte auch danach oft, auf dem Weg zum Champions-League-Triumph gar in jedem Spiel, und skorte weiter. In ihrem ersten Länderspiel-Einsatz, einem 7:0 gegen Argentinien, traf sie dreimal.
Und jetzt diese WM, diese Tore gegen die Niederlande und Schweden, die so ungemein wichtig waren für Spanien. Die Ibererinnen, wohl eine kommende Macht im Fussball der Frauen, werden am Sonntag England oder Australien fordern. Gut möglich, das Paralluelo diesmal von Beginn an spielt. Und wenns sein muss, bleibt dafür halt auch Weltfussballerin Putellas draussen.
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