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Von «Monaco Franze» bis zur Esoterik: Zum Tod von Ruth Maria ...

Von Monaco Franze bis zur Esoterik Zum Tod von Ruth Maria
Vom «Monaco Franze» bis zum «Traumschiff»: Wenn es Damenbedarf im deutschen Fernsehen oder Kino gab, war Kubitschek zur Stelle. Nun ist sie 92-jährig in Ascona gestorben.

Vom «Monaco Franze» bis zum «Traumschiff»: Wenn es Damenbedarf im deutschen Fernsehen oder Kino gab, war Kubitschek zur Stelle. Nun ist sie 92-jährig in Ascona gestorben.

«Spatzl» nannte sie ihr TV-Gatte, der «Monaco Franze»: Die Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek ist mit 92 Jahren gestorben.

«Spatzl» nannte sie ihr TV-Gatte, der «Monaco Franze»: Die Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek ist mit 92 Jahren gestorben.

Imago

Als Ruth Maria Kubitschek noch ein Kind war, hat ihre Grossmutter sie gefragt, was sie einmal werden möchte. Die Antwort: eine Dame. Ohne Zweifel hat die Schauspielerin das geschafft. Wenn es Damenbedarf im deutschen Fernsehen oder Kino gab, war die Spezialistin mit dem strengen Blick zur Stelle.

In ihren Rollen trug sie auch strenge Vornamen und brillierte mit ihrer lebensechten Wandlungsfähigkeit: indem sie zeigte, dass sie nicht nur diszipliniert, sondern auch sehr weich sein konnte. Über Jahrzehnte verkörperte Ruth Maria Kubitschek damit einen Teil der deutschen Sozialpartnerschaft.

Die Frau des «Monaco Franze»

Die Figuren, die sie in Serien wie «Monaco Franze», «Kir Royal» oder «Das Erbe der Guldenburgs» spielte, hatten maliziöse Energie und Charme. Sie standen für Adel und Unternehmertum, waren sich im Ernstfall aber auch nicht zu schade, mit dem Klassenfeind zu fraternisieren. Als Zeitungsverlegerin Friederike von Unruh drangsaliert Kubitschek in «Kir Royal» ihre Mitarbeiter, zeigt dem an kultureller Verwahrlosung leidenden Starreporter Baby Schimmerlos aber auch grosszügig ihre von Krampfadern befreiten Beine.

Dem aus altem Adel kommenden Weitblick der Münchner Antiquitätenhändlerin Annette von Soettingen in «Monaco Franze» gelingt es, über die Tagedieberei und die Affären des nicht standesgemässen Ehemannes souverän hinwegzusehen. Aus Dankbarkeit nennt er sie «Spatzl».

Film und Fernsehmassenware

1931 als Tochter eines Bergwerkdirektors im böhmischen Komotau geboren, hat Ruth Maria Kubitschek eine europäische Biografie in sich getragen. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs flieht die Familie auf die andere Seite der Grenze, ins deutsche Erzgebirge.

Beim Theater der DDR und in Defa-Filmen beginnt eine Karriere, die nach der Flucht nach Westdeutschland erst richtig Fahrt aufnimmt. In Fritz Kortners filmischer Adaption der «Sendung der Lysistrata» des Aristophanes ist sie neben Barbara Rütting und der jungen Romy Schneider zu sehen. In «Er kann’s nicht lassen» spielt sie neben Heinz Rühmann. Bei der Fernsehverfilmung des Krimis «Melissa» von Francis Durbridge von 1966 bekommt Ruth Maria Kubitschek die Titelrolle. Nach sieben Minuten ist sie tot, denn sie spielt die Leiche, aber sie hinterlässt mit ihrem Auftritt grossen Eindruck.

Zwischen Bertolt Brecht und Fernsehmassenware wie dem «Traumschiff» bewegt sich die Karriere einer Schauspielerin, die vielleicht nur vom Regisseur Helmut Dietl in all ihren Möglichkeiten erkannt wurde. «Kir Royal» und «Monaco Franze» sind bis heute Ausweise einer Kunst, in der sich das Aristokratische der Ruth Maria Kubitschek zeittypisch demokratisiert hat. Die Dame, die sie immer sein wollte, konnte man nur noch ironisch spielen. Sie habe die beiden Serien als Befreiung empfunden, hat Kubitschek einmal gesagt.

Von der Schickeria in die Schweiz

In ihren Befreiungen im Privaten war die Schauspielerin immer konsequent. Als es ihr in München zu schickeriahaft wurde, zog sie in die Schweiz und liess sich 2013 einbürgern.

Sie lebte am Bodensee und zuletzt in Ascona, aber immer auch in den «Astralebenen» einer Esoterik, die auf Lichtmeditationen und fernöstliche Versenkungstechniken setzte. 1993 erschien Kubitscheks Debütroman «Immer verbunden mit den Sternen», in dem es um unsichtbare Kräfte geht, die unser Leben bestimmen. Der Roman bildete den Anfang einer ganzen Reihe von Büchern zum Thema Übersinnlichkeit.

Das letzte Werk von Ruth Maria Kubitschek war allerdings reine Praxis. Es hiess «Anmutig älter werden». Gestorben ist die deutsche Schauspielerin am 1. Juni tatsächlich so, wie sie im Leben, auf den Bühnen, im Film und im Titel ihres letzten Buches sein wollte, letzte ausgewählte Worte inklusive. In tiefer Dankbarkeit wechsle sie jetzt in die andere Welt. «Es gibt sie, Sie können es mir glauben.»

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