Ruby Franke: Urteil gegen Mama-YouTuberin gefallen – quälte ...
Dieses Standbild einer Videoaufnahme zeigt Ruby Franke während einer Anhörung am 18. Dezember 2023 in Utah. Am 20. Februar 2024 wurde ihr Urteil bekannt gegeben. Bild: keystone
Eine bekannte «Momfluencerin» gestand, dass sie ihre eigenen Kinder schwer misshandelt hat. Nun ist ein Urteil gefallen. Sie hörte auf eine Mentorin.
21.02.2024, 20:27
Simone Rafael / t-online
Mehr «Leben»
Ein Artikel von
Die YouTube-Vloggerin Ruby Franke, die sich des schweren Kindesmissbrauchs an zwei ihrer Kinder schuldig bekannte, ist zu vier aufeinanderfolgenden Haftstrafen verurteilt worden. Die Mutter von sechs Kindern muss demnach ins Gefängnis. Wie lange, legt das Utah Board of Pardons and Parole noch fest, eine Stelle der Justiz, die nach Anhörung aller Seiten die Ausgestaltung von Strafen bestimmt.
Franke betrieb einen YouTube-Kanal mit Erziehungstipps, der inzwischen gelöscht ist. Sie und ihre frühere «Mentorin», Jodi Hildebrandt, bekannten sich beide im Dezember vor dem 5. Bezirksgericht des Washington County in Utah in vier Fällen des Kindesmissbrauchs schuldig. Hildebrandt wurde nach Franke zu denselben vier aufeinanderfolgenden Haftstrafen verurteilt. Sie sind zwischen einem Jahr und 15 Jahren lang.
Franke und Hildebrandt gaben vor Gericht zu, zwischen Mai und August 2023 Frankes Kindern schwere körperliche Verletzungen zugefügt zu haben. Ausserdem gestanden sie, anderen Erwachsenen gestattet zu haben, die Kinder zu verletzen.
Während Jodi Hildebrandt die Taten nicht bereut, las Franke vor ihrer Verurteilung unter Tränen eine Erklärung vor Gericht vor: «In den letzten vier Jahren habe ich mich dafür entschieden, Ratschlägen und Anleitungen zu folgen, die mich in eine dunkle Wahnvorstellung geführt haben. Meine verzerrte Version der Realität blieb weitgehend unkontrolliert, da ich mich von jedem isolierte, der mich herausforderte.»
Mutter glaubte Verschwörungserzählungen
«Mir wurde eingeredet, dass diese Welt ein böser Ort ist, voller Polizisten, die unbescholtene Bürger kontrollieren, Krankenhäuser, die verletzen, statt zu heilen, Regierungsbehörden, die Gehirnwäsche betreiben, Kirchenführer, die lügen und begehren, Ehemänner, die sich weigern, zu beschützen, und Kinder, die misshandelt werden müssen», sagte Franke weiter. Sie habe Hildebrandt als ihre Mentorin gesehen, ein Geschäftsverhältnis habe nicht bestanden. Franke endete mit: «Es ist mir wichtig, meine Reue und mein Bedauern ohne Vorwürfe zu zeigen. Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Entscheidungen und es ist mir lieber, wenn ich eine Gefängnisstrafe verbüsse.»
Die beiden Frauen waren am 30. August verhaftet worden. Zuvor war Frankes 12-jähriger Sohn, der in Hildebrandts Haus gewohnt hatte, aus einem Fenster geklettert und zum Haus eines Nachbarn gerannt – diesem erzählte der Junge, dass er misshandelt worden war.
Sohn wurde gefoltert
Frankes Sohn wurde körperlich gefoltert und «gezwungen, stunden- und tagelang körperliche Aufgaben zu verrichten», heisst es in der Erklärung des Gerichts. Er war gezwungen worden, in der Sommerhitze ohne Schuhe draussen zu arbeiten. Dabei war er mehrere Tage lang direktem Sonnenlicht ausgesetzt, was zu «wiederholten und schweren Sonnenbränden mit Blasenbildung und Abblättern der Haut» führte, heisst es in dem Text weiter.
Dem Kind wurde an mehreren Tagen, die es in der Hitze verbringen musste, ausreichend Wasser verweigert und es wurde bestraft, wenn es «heimlich Wasser konsumierte». Auch ausreichend Nahrung wurde ihm verwehrt.
Nachdem der Junge versucht hatte zu fliehen, sei er «regelmässig» mit Handschellen an Händen und Füssen gefesselt worden. Die Fesseln führten zu Verletzungen an den Handgelenken und Knöcheln des Kindes: Die Handschellen durchschnitten die Haut und beschädigten Muskeln und Gewebe, heisst es in der Verhandlung. Die Verletzungen wurden mit homöopathischen Mitteln behandelt. An den mit Klebeband abgedeckten Wunden wurde das Kind dann erneut gefesselt.
Mutter glaubte, ihr Sohn sei «böse und besessen»
Franke und ein anderer Erwachsener versuchten, den Jungen davon zu überzeugen, dass er «böse und besessen» sei. Und dass er bereitwillig gehorchen müsse, um Strafen zu vermeiden. Und dass die Strafen notwendig seien, um Busse zu tun, heisst es in dem Plädoyer.
Ein anderes Kind erhielt eine ähnliche Behandlung und musste über einen längeren Zeitraum barfuss draussen in der Hitze arbeiten und über unbefestigte Strassen laufen.
Staatsanwalt Eric Clarke sagte nach der Urteilsverkündung, Franke scheine zu verstehen, dass sie mit ihrem Missbrauch Unrecht hatte und habe die Verantwortung übernommen. Hildebrandt hingegen habe Aussagen getroffen, die darauf hindeuteten, dass sie keine Reue hege.
Staatsanwalt Clarke betonte auch: «Letztendlich handelt es sich hier um einen Fall von religiösem Extremismus, und ich denke, dass die Aussage von Frau Franke das irgendwie getroffen hat. Diese Menschen sind in ein Kaninchenloch geraten, und Frau Hildebrandt hat geglaubt, dass sie regelmässig mit Gott spricht.» Ein «Rabbit Hole» (dt. Kaninchenloch) bezeichnet das Gefangensein in einem verschwörungsideologischen Wahn, aus dem die Beteiligten dann kaum mehr herausfinden. Bei den «Moms of Truth», wie sich Franke und Hildebrandt auch nannten, dürfte auch die QAnon-Ideologie eine Rolle gespielt haben. Hildebrandt sei die Anführerin gewesen, und Franke habe die Anweisungen befolgt, die sie von ihrer angeblichen «Mentorin» erhalten hatte.
Gewalt an Kindern und Jugendlichen
Mehr dazu:
Verwendete Quellen:
Das könnte dich auch noch interessieren: