«Penissimo» – Patrizia Laeri wehrt sich nach Twitter-Like gegen Sexismus-Vorwurf
Publiziert24. Januar 2022, 20:37
Die Satirikerin Patti Basler twitterte ein Bild, in dem das «Benissimo»-Logo in «Penissimo» abgeändert worden war.
Dazu schrieb sie: «Wie alt, weiss und männlich kann eine Show eigentlich sein?»
Die Schweizer Finanzplattform für Frauen elleXX, deren Geschäftsführerin Patrizia Laeri ist, likte den Tweet.
Laeri wehrte sich erst kürzlich rechtlich gegen Sexismus – und sieht sich nun selber mit Sexismus-Vorwürfen konfrontiert. Nach Medienberichten löschte die Plattform das Like wieder.
Für eine PR-Expertin war dieses Vorgehen «emotional und unüberlegt».
Seit letzter Woche ist bekannt, dass die Schweizer Sendung «Benissimo» 2022 wieder ausgestrahlt werden soll. Als Reaktion darauf twitterte die Satirikerin, Kabarettistin und Autorin Patti Basler ein Bild, auf dem das «Benissimo»-Logo durch «Penissimo» ersetzt wurde. Dazu schrieb Basler: «Wie alt, weiss und männlich kann eine Show eigentlich sein?»
Wie «Radio Lozärn» berichtete, likte der offizielle Twitter-Account von elleXX, einer Schweizer Finanzplattform für Frauen, den Tweet. Geschäftsführerin der Schweizer Finanzplattform für Frauen ist die ehemalige SRF-Moderation Patrizia Laeri. Sie wehrt sich in einem laufenden Verfahren gegen den Finanzblog «Inside Paradeplatz» gegen vermeintlich sexistische Berichterstattung. Im betroffenen Artikel nennt der Autor Beni Frenkel die Geschäftsführerin unter anderem «das Seite-3-Girl des Finanzjournalismus» und fragt: «Darf man 2022 über eine Frau noch schreiben, sie sei eine Rakete?»
«Radio Lozärn» fragte bei Laeri aufgrund der «Gefällt mir»-Angabe nach – und erhielt bislang keine Antwort. Stattdessen verschwand der «Like» unter Baslers Tweet. Auf Anfrage von 20 Minuten erklärt Laeri den Grund für die Entfernung des «Likes»: «ElleXX hat nach der Medienanfrage von Radio Lozärn das Like gelöscht, da es absehbar wurde, dass das Like dekontextualisiert wird.»
Auf die Frage, weshalb der Beitrag vom elleXX-Konto überhaupt gelikt wurde, erklärt Laeri, es handle sich um einen satirischen Tweet der bekannten Satirikerin Patti Basler. Sie habe elleXX aufgrund des satirischen elleXX-Formates «#Männerfragen» im Beitrag getagged. #Männerfragen ist ein Format der Finanzplattform, welches Männer mit Fragen konfrontiert, die sonst nur Frauen gestellt werden. Den Fragen gestellt haben sich unter anderem schon FDP-Ständerat Ruedi Noser, der CEO der Ruag André Wall oder aber Arena-Moderator Sandro Brotz.
Brigitte Kaps, CEO und Gründerin von «Rent a PR» schätzt das Vorgehen von Patrizia Laeri als «emotional und unüberlegt» ein. Das liege an der Natur der Sache – das Thema «Sexismus in den Medien» habe sich nun emotional bei allen Beteiligten sehr hochgeschaukelt. Grundsätzlich müsse man sich im Vorfeld überlegen, welche Reaktion ein Tweet oder ein Like bei welchen Interessengruppen hervorrufen könne. «Eine nachträgliche Löschung eines Tweets oder eines Likes sollte immer die letzte Option sein und schnellstens transparent begründet werden», so Kaps. Aus PR-Sicht empfehle Kaps, zum Like zu stehen und mit einem Quäntchen Humor und viel Empathie zu erläutern, warum und in welchem Kontext das Like erfolgt sei.
Auch Tweet-Verfasserin Patti Basler wurde in den Kommentaren Sexismus vorgeworfen. Gegenüber 20 Minuten äussert sich die Satirikerin im gewohnten Stil – satirisch. «Wenn ich jetzt sage, das einfache ‹Penissimo›-Wortspiel lag mir auf der Hand oder auf der Zunge, wird das ja wohl auch falsch verstanden. Immerhin ist ‹Penissimo› die höchste Steigerung, der Superlativ, also eine Art verbales Viagra.» Sie gönne aber dem höchst verdienten Moderator Beni Thurnheer seine Show ebenso, wie sie der Salzburger-Stier-Preisträgerin Fatima Moumouni – einer jungen schwarzen Frau – eine eigene Show gönnen würde.
Basler nimmt klare Stellung gegen den Vorwurf, dass ihr Tweet sexistisch sei: «Einen alten, weissen Mann als solchen zu bezeichnen ist weder rassistisch noch sexistisch.» Da Basler männliche Perspektive, Definitionsmacht sowie von Männern publizierte Kultur und Wissenschaft derart prägten, sei sie inzwischen «fast selber ein alter, weisser Mann und daher nicht gefeit vor Sexismus und Rassismus». Der alte weisse Mann sei nicht ihr Feindbild. «Als anständige Satirikerin habe ich anstelle eines Feindbildes echte Feinde, die ich mir hart und ehrlich erarbeiten musste», so Basler.
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