Patrizia Laeri gewinnt gegen Inside Paradeplatz – zumindest teilweise
Die bekannte frühere Fernsehmoderatorin wehrt sich gegen die Berichterstattung des Online-Portals «Inside Paradeplatz». Das Bezirksgericht Meilen gibt ihr teilweise Recht.
11.01.2022, 22:55
Nina Fargahi / ch media
Mehr «Schweiz»
Die ehemalige Fernsehmoderatorin Patrizia Laeri.bild: srf
Das Online-Portal «Inside Paradeplatz» von Lukas Hässig muss die sexistischen Äusserungen im Artikel über Patrizia Laeri und ihre neu gegründete Finanzplattform Ellexx bis am 12. Januar gelöscht haben. Das hat das Bezirksgericht Meilen im Kanton Zürich entschieden.
Die bekannte frühere Fernsehmoderatorin Patrizia Laeri hatte gegen die sexistische Berichterstattung von «Inside Paradeplatz» geklagt. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht wurde die Ökonomin als «Seite-3-Girl», als «Rakete» und «Frauenfurz» bezeichnet. Deshalb ist die Wirtschaftsjournalistin, die viele Jahre die Börsensendung im Schweizer Fernsehen moderierte, rechtlich gegen Lukas Hässig, dem Betreiber von «Inside Paradeplatz», vorgegangen.
«Wurde jemals in diesem Lande über einen 44-jährigen Ökonomen, Unternehmer und Vater so geschrieben? Der Seite 3-Boy sei eine Rakete, bei dem es stets Bumm mache, ein einziger Männerfurz eben. Wie fühlt sich das an», heisst es auf der Website von Ellexx.
Sexismus erreicht neue DimensionenDer Verfasser des Artikels, Beni Frenkel, ist kein unbeschriebenes Blatt. So hatte er auch Nora Zukker, als sie Literaturchefin beim «Tages-Anzeiger» wurde, die Kompetenz abgesprochen. Sie sei unbekannt und ihr akademischer Rucksack sei «traurig». Ähnliches schrieb er auch über die SRF-Direktorin Natalie Wappler: Sie fahre das Schweizer Fernsehen an die Wand. Die Republik-Autorinnen Anja Conzett und Yvonne Kunz verglich er mit dem Betrüger Relotius, wofür er vom Presserat gerügt wurde. Über das Elternmagazin «Fritz+Fränzi» von Ellen Ringier schrieb er, es mache jährlich ein bis zwei Millionen Franken Verlust und würde sich «marktwidrig verhalten», was sich als falsch herausstellte. Die Liste ist lang. Den verbalen Zweihänder packt er offenbar nicht selten gegen weibliche Journalistinnen aus.
Viele Betroffene verzichten darauf, sich darüber zu beschweren, weil sie Frenkel nicht noch mehr Publizität geben wollen. Nicht so Laeri: «Wir mussten reagieren, weil der persönlichkeitsverletzende und sexistische Artikel der letzten Woche eine neue Dimension erreichte», schreibt sie. Die Vision von Ellexx bestehe genau darin, nicht still zu sein.
Ausserdem suggeriere der Artikel, «dass die Finanzmedienplattform erfolglos und unseriös geschäfte». Dem sei aber nicht so. So könne man zum Beispiel langfristig angelegte Finanzprodukte nicht für zwei Monate bewerten. Denn Ellexx wurde erst Ende Oktober gegründet. «Die Intention des Journalisten ist klar: Dem Start-up soll Schaden zugeführt werden», hält Laeri fest. Das Zürcher Handelsgericht räumt dem Finanzblog nun Zeit ein bis Februar, sich zu den Vorwürfen von unlauterem Wettbewerb zu äussern.
Trifft nicht immer ins SchwarzeWas sagt Lukas Hässig dazu, der Kopf hinter dem vor allem in der Bankenszene vielbeachteten Blog «Inside Paradeplatz»? Nicht viel. Hässig gibt sich am Telefon enerviert und möchte sich zum Verfahren nicht äussern.
Berüchtigt ist «Inside Paradeplatz», weil er sich immer wieder mit den Mächtigen anlegt. So war Hässig der Erste, der über die seltsame Geldüberweisung am mittlerweile gestrauchelten Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz schrieb und die Affäre ins Rollen brachte, die Ende Januar nun in Zürich vor Gericht ist. Aber «Inside Paradeplatz» trifft bei weiten nicht immer ins Schwarze und musste auch immer wieder ganze Beiträge löschen . So hat das Finanzportal 2018 beim Tod des Spitzenmanagers Sergio Marchionne suggeriert, das Universitätsspital Zürich hätte bei der Behandlung versagt. Der Artikel musste integral gelöscht und eine Entschuldigung publiziert werden: «Es hat sich gezeigt, dass die medizinische Behandlung des Ex-Fiat-Chefs in Zürich korrekt verlaufen ist.» Auch im Jahr 2015 musste Hässig dem Handelsgericht folgen und einen Artikel über die Credit Suisse wegen unlauterem Wettbewerb und Persönlichkeitsverletzung löschen.
Beobachter sagen, der ehemals schillernde Finanzblog weiche immer weiter von seinen Kernthemen ab. Kürzlich sagte Hässig gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Ich bin manchmal etwas getrieben und mache Fehler. Aber ich versuche, daraus zu lernen.» (bzbasel.ch)
Der ehemalige Genfer Staatsrat Pierre Maudet ist in zweiter Instanz vom Vorwurf der Vorteilsannahme wegen einer Luxus-Reise nach Abu Dhabi freigesprochen worden. Die Anwälte Maudets bestätigten am Dienstag eine entsprechende Meldung der Zeitung «Tribune de Genève».