ORF-Chef Weißmann zu fehlenden Sportrechten
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann erklärt in einem Gastkommentar im „Standard“ (Dienstag-Ausgabe), warum der ORF die Österreich-Spiele bei der Fußballeuropameisterschaft in Deutschland nicht zeigt. „Denn so wie es in Österreich acht Millionen Teamchefs und -chefinnen gibt, so gibt es mindestens ebenso viele Fernsehdirektorinnen und -direktoren“, schrieb Weißmann augenzwinkernd in Bezug darauf, dass ihn diese Frage in letzter Zeit häufig erreiche.
„Kosten explodiert“
Als Antwort liefert er, dass sich die Welt der Sportrechte im Wandel befinde. „Die Kosten sind explodiert und haben derartige Ausmaße erreicht, dass es sich kein Medienunternehmen mehr leisten kann, alle Großereignisse zu übertragen“, so Weißmann.
In den vergangenen zehn Jahren hätten sich die Preise mehr als verdoppelt. Sportlizenzen würden im Rahmen von Bieterverfahren – ähnlich einer Versteigerung – erworben, wodurch wesentlich höhere Lizenzpreise erzielt würden.
„Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit“
„Als öffentlich-rechtlicher Sender ist der ORF zur Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit verpflichtet, auch das ORF-Gesetz bindet uns speziell im Bereich des Erwerbs von Sportrechten daran, um die Entwicklung des dualen Rundfunksystems in Österreich zu befördern. Und dazu gehört auch, dass kommerzielle Medienunternehmen ebenso Sportgroßereignisse übertragen können“, schrieb der ORF-Chef.
Der ORF habe ein Angebot für die Übertragung der EM 2024 abgegeben – nur ServusTV erhielt mit einem „offenbar deutlich höheren Angebot“ den Zuschlag. Im Anschluss einigten sich die beiden Medienhäuser darauf, dass der ORF eine Sublizenz erhält und 20 der 51 Spiele zeigt. Ähnliches ist für die WM 2026 zu erwarten, für die der ORF die Rechte besitzt. Man werde Gespräche über Kooperation mit anderen österreichischen TV-Sendern führen, kündigte Weißmann an.
Prinzipiell sei es dem ORF ein Anliegen, Österreichs Sportwelt in ihrer gesamten Breite abzubilden. Insgesamt zeige man mehr als 70 Sportarten, so der ORF-Chef. „Andererseits ist es dem ORF ein großes Anliegen, allen Österreicherinnen und Österreichern den Free-TV-Zugang zu Großveranstaltungen zu sichern. Dafür wählen wir den Weg der Kooperation“, schrieb Weißmann und gratulierte ServusTV zur „gelungenen Performance“.