"Nenn mich Master": Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen ...
BDSM und Gürtel
Der Comic- und Fantasy-Star soll jüngere Frauen psychisch und physisch zu sexuellen Handlungen gedrängt und sie mit BDSM-Praktiken überrumpelt haben
Michael Wurmitzer
14. Jänner 2025, 12:42
Er habe sie gedrängt, in einer Wanne im Garten seines Hauses in Neuseeland ein Bad zu nehmen, sei dann plötzlich hinter ihr aufgetaucht, habe begonnen, sie gegen ihren Willen zu berühren und mehr. "Nenn mich Master" und "Sei ein gutes Mädchen", auch an diese Worte erinnert sich Scarlett Pavlovich. Erlebt hat sie die Szene mit dem Bestsellerautor Neil Gaiman.
Voriges Jahr haben in dem Podcast Master: The Allegations Against Neil Gaiman fünf Frauen Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen Gaiman erhoben. Sechs Folgen lang ging die Serie ihnen nach. Eine der Frauen war Pavlovich, 2020, zur Zeit der Ereignisse, Babysitterin für Gaiman und dessen Ehefrau, die Musikerin Amanda Palmer. Sie hatte Palmer kurz zuvor in Auckland kennengelernt und sich mit ihr angefreundet. Ein von der US-Website Vulture veröffentlichter Artikel berichtete am Montag neue Details.
Vorwürfe aus 20 Jahren
Die Journalistin Lila Shapiro (schon zuvor mit dem Themenfeld sexueller und Machtmissbrauch erfahren, so recherchierte sie etwa Vorwürfe der Misogynie gegen den Autor und Produzenten Joss Whedon) zeichnet darin ein Bild, das von unerwünschten Berührungen bis hin zu BDSM-Praktiken reicht, mit denen Gaiman stets viel jüngere Frauen, meist Anfang oder Mitte 20, überfordert habe oder für die er sie physisch überrumpelt und psychisch unter Druck gesetzt habe. Gaiman hat in der Vergangenheit angegeben, in seinen 20ern von einer älteren Frau in BDSM eingeführt worden zu sein, nun brauche er die Praktiken zur Befriedigung.
"Ich bin ein sehr reicher Mann, und ich bin es gewohnt zu kriegen, was ich will", zitiert ihn in dem Artikel eine Frau, die er im Jahr 2012 zusammen mit einer Freundin in seinen Tourbus eingeladen habe. Dort habe er sich auf sie gelegt. Einer anderen Frau soll Gaiman vor zwei Jahrzehnten, als sie über Schmerzen beim Sex klagte, geantwortet haben, das Problem sei, dass sie nicht unterwürfig genug sei. Wiederholt ließ er sich von einem "Nein" nicht stoppen. Mitunter soll er die Frauen auch mit seinem Gürtel geschlagen haben.
"Mitgespielt"
Es soll meist mehrere Treffen gegeben haben, alle Frauen hätten "ab einem gewissen Punkt mitgespielt", Gaiman später Nachrichten geschrieben, dass sie ihn brauchten, manche, dass sie ihn liebten und vermissen würden, hält der Artikel mit dem Titel There Is No Safe Word fest. Palmer – das Paar lebt seit fünf Jahren in Scheidung – soll demnach von vielen Vorfällen gewusst haben: "14 Frauen sind deswegen zu mir gekommen", zitiert Pavlovich sie.
Auf die Konsensualität der Handlungen verweist auch Gaiman. Was die Aufregung in den sozialen Netzwerken nicht beruhigt. Immerhin ist der britische Autor nicht nur mit Comicserien wie The Sandman und Fantasy-Romanen wie American Gods oder Kinderbüchern wie Coraline hocherfolgreich, über 50 Millionen Bücher hat er weltweit verkauft, sondern hat sich in der Vergangenheit auch als "Feministen" bezeichnet.
Geheimhaltung
Wie Vulture nun berichtet, hat eine Anzeige Pavlovichs zu nichts geführt, das Verfahren sei mangels einer Aussage Gaimans eingestellt worden. In einem anderen Fall schloss Gaiman demnach eine Geheimhaltungsvereinbarung.
Auf Netflix soll heuer die zweite Staffel der Sandman-Verfilmung anlaufen, auf Amazon Prime Anansi Boys starten. Ob es dabei bleibt, konnte die Recherche nicht klären. (Michael Wurmitzer, 14.1.2025)