Nashvilles Besuch in Bern – Sogar die Anzahl der Früchte bestimmt die NHL
Wenn die beste Eishockeyliga zu Besuch ist, gelten spezielle Regeln. Die Guidelines der NHL an den SCB als Gastgeber umfassen über 100 Seiten. Wir liefern hier eine kleine Auswahl davon, worauf die Berner in ihrer Postfinance-Arena alles achten müssen.
Es muss für ein werbefreies Stadion gesorgt werden. Nach dem Lausanne-Spiel am Freitag wurde alles umgebaut, was Werbung betrifft – respektive mit neuer Werbung überklebt.
Auf den Trikots der Berner darf indes Werbung drauf sein. Der SCB wird nicht in seinen neuen roten Heim-Jerseys antreten, sondern in extra für dieses Spiel angefertigten Leibchen. Die Predators spielen in ihrem gewohnten weiss-gelben Auswärtsdress.
Auf dem Eis müssen die Bullykreise in den Offensivzonen gemäss NHL-Massen leicht gegen innen versetzt werden. Weil sonst der Winkel für den NHL-Goalie nicht stimmen würde. Nun stimmt er natürlich für die SCB-Goalies Philip Wüthrich und Daniel Manzato nicht mehr, aber das spielt keine Rolle …
Die TV-Produktion wird anders und grösser sein. Auf der Medientribüne zum Beispiel kommen zusätzliche Kameras hin.
Der ganze NHL-Tross kommt mit elektronischen Geräten, die 110 Volt benötigen – im Gegensatz zu den in der Schweiz üblichen 230 Volt. Es wurden darum zahlreiche Transformer organisiert und entsprechend Kabel verlegt.
Sämtliche Nachwuchskabinen des SCB mussten geräumt werden. Der ganze Garderobentrakt wird der NHL als Büros zur Verfügung gestellt.
Der Medienraum erhält ein Upgrade. Allerdings muss im Gegensatz zu 2018, als die New Jersey Devils in Bern zu Besuch waren, kein zusätzlicher zweiter Raum zur Verfügung gestellt werden. Denn dieser blieb damals praktisch unbenutzt.
Das Dreieckverhältnis NHL - Bern - Organisator ist kompliziert: Die NHL ist Auftraggeber, delegiert aber alles an Live Nation in Schweden, einen der grössten Event-Anbieter in Europa. Diese organisiert alle NHL-Spiele in Europa.
Es läuft alles über die NHL, mit dem gegnerischen Team selber hat der SCB im Vorfeld kaum Kontakt. Dank Captain Roman Josi ist dieser nun etwas direkter im Vergleich zu New Jersey vor vier Jahren, weil Nico Hischier damals mit 19 Jahren noch ein blutjunger NHL-Spieler war. Der Kontakt begann damals erst mit der Ankunft der Devils in Bern.
Nashville kam am Samstag in die Schweiz, trainierte am Sonntagmittag erstmals. Danach gab es ein gemeinsames Eistraining mit jungen Nachwuchsspielerinnen und -spielern. Die NHL sorgte bereits im Vorfeld juristisch dafür, dass es keine Probleme für sie gibt bezüglich Bildrechte der Kinder – oder wenn sich einer der Kids verletzen würde beim Spass mit den NHL-Cracks.
Das Ticketing wurde gemeinsam mit der NHL erarbeitet. Diese arbeitet auf ihren Reisen mit vielen «Holds», hält also Tickets regelmässig zurück. Auch darum gingen nicht alle öffentlich erhältlichen Billette für das Spiel auf einmal in den Vorverkauf, sondern in Tranchen. Das Spiel wird aber ausverkauft sein – leere Plätze wegen der «Holds» der NHL sind nicht ausgeschlossen. Die Verteilung der Steh- und Sitzplätze bleibt übrigens gleich wie bei NL-Spielen.
Für die Mannschaft der Predators gibt es eine detaillierte Liste, was alles zur Verfügung gestellt werden muss – diese ist NHL-Standard und wäre bei jedem anderen Team aus der besten Hockey-Liga genau gleich. Es wurde an alles gedacht: genaue Anzahl Duschen, genaue Anzahl Früchte etc.
Es wird deutlich mehr Sicherheitspersonal in und ums Stadion anwesend sein. Seit Sonntag gilt 24-Stunden-Bewachung des Stadions. Das Protokoll schreibt zudem beispielsweise vor, dass der General Manager des NHL-Teams (David Poile, 72-jährig, seit der Clubgründung 1997 im Amt) auf dem Weg von seinem Sitz nach unten in die Garderobe jeweils vom Sicherheitspersonal begleitet, also «beschützt» werden muss. Allerdings bestand bereits vor vier Jahren New Jerseys Ray Shero genauso wenig auf dieses «Privileg» wie nun Poile.
Fast schon selbstverständlich, soll aber dennoch kurz erwähnt werden: SCB-Sportchef Andrew Ebbett ist nicht Teil des Bodyguard-Protokolls, er darf also beispielsweise allein auf die Toilette, ohne Beschützer an seiner Seite.
Spielbeginn ist offiziell zwar um 20 Uhr. Doch wie bei NHL-Spielen üblich, wird die Partie wegen einigen «Brimboriums» im Vorfeld mehrere Minuten später beginnen. Die Zuschauer müssen sich generell wohl auf ein längeres Spiel einstellen: Es wird die in der NHL ebenfalls normalen drei Werbeunterbrüche pro Drittel geben.
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