Trump-Inauguration: Melania Trump kommt mit Hut – eine Stilkritik

Streng genommen war zur Amtseinführung von Donald Trump nicht nur eine, es waren sogar zwei Damen in Rüstung erschienen. Da war zunächst die scheidende Vizepräsidentin Kamala Harris, ganz in Schwarz, was ungewöhnlich genug war, sie bevorzugt eigentlich lebensbejahende Farben.

Die Jacke ihres Hosenanzugs zeichnete sich ausserdem durch ein Detail aus, das man weniger von festlichen Anlässen als eher aus dem Outdoor-Funktionsbereich kennt: Sie war durch einen bis unters Kinn hochgezogenen Reissverschluss regelrecht verriegelt. Definitiv schlechtes Wetter im Anmarsch!

«Zugeknöpft», sagt man üblicherweise, wenn jemand nichts und niemanden an sich heranlassen will. Seit diesem Montag weiss man es nun besser: «Zugezippt» ist der passendere Ausdruck, der übrigens auch Harris’ Mimik entsprach.

Eine Krempe als Abstandshalter?

Anderer Look, ähnliche Aussage: First Lady Melania Trump. Über das Verhältnis zu ihrem Ehemann darf nach wie vor spekuliert werden. Offizielle Version: Sie drückt hier und da ein Auge zu, unterstützt ihn, bleibt bei ihm, sie zieht diesmal sogar mit ihm ins Weisse Haus.

Aber sagen wir mal so: Wenn man den Mann öffentlich auf Abstand halten wollte, der in 20 Ehejahren auch für andere Frauen viel übrig hatte, was wäre da besser geeignet als … ein Hut?

Sie trug eine Variation des Boater-Hutes, dessen Basisversion in Stroh auf dem Kopf von Venedigs Gondolieri sitzt. Also flach, mit farblich kontrastierendem Band und breiter Krempe. Melania Trump trägt oft und gerne Hüte, wenn auch nicht immer mit Erfolg: Der Tropenhelm, mit dem sie bei einer Tour durch den Nationalpark von Nairobi auftrat, wurde ihr draussen in der Welt als Kolonialstil ausgelegt.

Bei der Inauguration schien der Hut jedoch mit Bedacht gewählt: Als der werdende 47. Präsident der Vereinigten Staaten seiner First Lady einen Kuss auf den geglossten Mund drücken wollte, stiess er unsanft oben an der Krempe an.

Diese Krempe half auch, das meist wie eingefrorene Gesicht (Gegenentwurf: das wie beschwipste Dauerlächeln von Usha Vance) weitestgehend zu verbergen. Wenn auch nicht die Lippen. Ab und zu, wenn am Rednerpult jemand die First Lady beim Namen nannte, rafften sich diese Lippen zu einem Blitzlächeln auf – um dann sofort wieder zu versteinern (es gibt von diesem erstaunlichen Phänomen schon tolle Memes im Netz).

Melania setzte den Hut konsequent nicht ab

Neben ihren üblichen Hammer-Heels trug Melania Trump ausserdem einen wie auf den Körper gehämmerten doppelreihigen Wollmantel des New Yorker Designers Adam Lippes, der bereits Michelle Obama und Jill Biden eingekleidet hat. Am Ausschnitt blitzte ein weisser Schalkragen hervor.

Fairerweise muss man sagen, dass die First Lady insgesamt fantastisch angezogen war, Hut inklusive, und sie setzte ihn auch während der gesamten Zeremonie im Capitol konsequent nicht ab. Der Etikette zufolge wäre das für Herren undenkbar, ist Damen aber ausnahmsweise erlaubt, wenn der Hut keinen erkennbaren Zweck erfüllt, sondern zum Outfit gehört. (Möglicherweise doch erkennbarer Zweck: siehe oben.)

Jetzt könnte man natürlich einwenden: Da Melania Trump ja nun einen Mann unterstützt, der sein Leben lang gegen die abgehobenen Eliten in Washington anpoltert, wäre ein etwas offener, zugänglicher Look passender gewesen. Was das Martialische dieser speziellen Inauguration anging, traf er jedoch voll auf die Zwölf.

Trumps Amtseinführung

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