DFB-Team 0:0 gegen Ukraine im EM-Test: Maximilian Beier erhöht ...

Spätestens am Freitag müssen Julian Nagelsmann und sein Trainerteam eine knifflige Entscheidung fällen. Um Mitternacht endet dann die Frist der Europäischen Fußball-Union, bis zu der das endgültige Aufgebot von 23 bis 26 Spielern für die Europameisterschaft gemeldet werden müssen. Der Bundestrainer hat derzeit allerdings 27 im Aufgebot, dazu kommen die U-21-Spieler Brajan Gruda und Rocco Reitz. Nach dem 0:0 im Testspiel am Montagabend gegen die Ukraine in Nürnberg ist Nagelsmann kaum schlauer.
„Es fällt keiner so richtig ab, dass man sagen könnte, der hat es verdient, nach Hause zu fahren“, sagte er. Und nun? „Die Jungs haben noch eine Woche Zeit, sich das Ticket zu verdienen, Wir warten ab.“ So viele Gelegenheiten auf dem Rasen bieten sich aber tatsächlich gar nicht mehr. Mehr als zwei richtige Trainingseinheiten und das zweite Testspiel in Mönchengladbach gegen Griechenland am Freitag (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zu DFB-Länderspielen und bei RTL) stehen nicht mehr an.
Maximilian Beier war ein potentieller Streichkandidat im Kader. Seit Montagabend darf man darüber wohl nur noch in der Vergangenheitsform sprechen. Der 21 Jahre alte Hoffenheimer stach hervor im Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Nach seiner Einwechslung in der 59. Minute fackelte er nicht lange. Keine 120 Sekunden später knallte der Debütant den Ball an Innenpfosten und Latte des ukrainischen Tores, wiederum zwei Minuten später parierte der Torwart einen Schuss von Beier. Der bewies auch Qualitäten als Vorlagengeber, doch Deniz Undav brachte den Ball nicht im Tor unter.
„Ein sehr gutes Spiel von Maxi“
Den EM-Platz versprechen mochte Nagelsmann Beier nach dessen auffälligem Einstand noch nicht, gleichwohl sagte der Trainer: „Er hat sie (die Nominierung/d. Red.) auf jeden Fall wahrscheinlicher gemacht. Maxi hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Er war sehr fleißig, auch defensiv. Er trainiert auch deutlich besser als im März.“ Nach den Eindrücken des Spiels und dem Lob von Nagelsmann wäre es eine Überraschung, wenn er beim Turnier auf den unbekümmerten Wirbelwind verzichten würde.
Zumal Beier der Spieler war, der die Fans, wenn schon keine Tore fielen, mit seinen Aktionen mitriss. In Hoffenheim spielte er in der vergangenen Saison, in der er 16 Bundesligatore erzielte, zumeist als Sturmspitze, gegen die Ukraine kam er über rechts. Die Vielseitigkeit ist kein Problem. „Ich kann als Stürmer spielen, ich kann links spielen, ich kann rechts spielen“, sagte Beier. Er kenne seine Rolle: „Ich komme von der Bank und mache richtig Stress auf dem Platz.“ So einer schadet bei der EM ganz sicher nicht.
Externer Inhalt von Youtube
Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen .
Vor allem, weil dann Gegner vom Schlage der Ukraine warten, die auf kompakte Defensivkraft setzen. Die Gruppengegner Schottland, Ungarn und wohl auch die Schweiz werden kaum den offenen Schlagabtausch mit dem deutschen Team suchen. Dann gilt es, kreative Lösungen zu finden, gute Wechseloptionen zu haben – und zu treffen. Dass das bei der EM klappen wird, daran zweifelt Nagelsmann trotz des 0:0 nicht. „Ich bin sehr guter Dinge, dass wir diesen einen Moment kreieren, dass wir das Tor treffen und dann noch weitere folgen lassen.“
Externer Inhalt von Opinary
Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen .
Dem Manko der fehlenden Treffer möchte Nagelsmann mit gezieltem Training begegnen. „Es waren Momente dabei, die mit mehr Fortune reingehen. Aber es ist ein bisschen zu einfach aus Trainersicht, zu sagen, es ist nur Glück. Wir werden es weiter trainieren“, sagte er. Eine Variante sind Flanken. Die segelten in der zweiten Halbzeit vermehrt in den ukrainischen Strafraum, auf Ansage des Bundestrainers. Niclas Füllkrug ist der prädestinierte Abnehmer, der fehlte aber noch. Er reist an diesem Dienstag ins EM-Quartier, wie Antonio Rüdiger, Toni Kroos und Nico Schlotterbeck, die anderen Finalteilnehmer der Champions League.
Dann ist die Mannschaft komplett, in der jeder seine Rolle als Stammkraft und Herausforderer kennt. Dass das Nagelsmannsche Prinzip funktioniert, bewies das Duell mit der Ukraine. Die Spieler, die die Gesetzten ersetzen, fügten sich gut ein. Waldemar Anton vertrat Rüdiger in der Abwehr, Pascal Groß im Mittelfeld Kroos. Einen guten Effekt brachte auch die vom Bundestrainer präferierte Pärchenbildung. Zur zweiten Halbzeit kam Chris Führich für die linke Offensivseite. Das Zusammenspiel mit dem linken Außenverteidiger Maximilian Mittelstädt, das beide aus Stuttgart kennen, klappte sofort bestens.
Externer Inhalt von Eurosport
Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen .
Auffällig bemüht waren Trainer und Spieler, die Begeisterung, die die Siege im März in Frankreich und über die Niederlande entfacht hatten, auch durch das torlose Testspiel nicht abebben zu lassen, jetzt, da das Turnier bevorsteht. „Wir haben echt ein gutes Spiel gemacht“, sagte Joshua Kimmich. Thomas Müller sah nicht, dass Chancen leichtfertig vergeben worden seien. „Aber manchmal gibt es solche Tage.“ Auch er verwies auf den Wert der Spieler abseits der Stammkräfte. „Wir brauchen Frische und Witz der Jungs“. Der emotionale Halt für die jungen Joker sei jedenfalls da: „Es gibt keinen Grund, nervös zu sein.“
Entwarnung nach „Gefahrensituation“ nach Länderspiel
Nach dem Fußball-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine am Montagabend in Nürnberg gab die Polizei nach einer „ernstzunehmenden Gefahrensituation“ schnell wieder Entwarnung. Ersten Angaben der Polizei zufolge sei ein herrenloser Koffer gefunden worden. Es habe aber zu keiner Zeit eine tatsächliche Bedrohung bestanden, wie die Ermittlungen ergaben. Die DFB-Elf und Medienvertreter waren kurz vor Mitternacht zunächst aufgefordert worden, im Stadion zu bleiben.
„Wir haben Kenntnis von einer Gefahrensituation außerhalb des Stadions, die wir sehr ernst nehmen“, hieß es zunächst von der Polizei. Kurz vor der Durchsage der Sicherheitskräfte hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann gerade die Pressekonferenz beendet. Einige Spieler wie Manuel Neuer befanden sich allerdings noch in der Interview-Zone mit den Medienvertretern und sprachen dort. Nach rund 15 Minuten gab die Polizei Entwarnung. (dpa)