Massiver Gletscherbruch in Dolomiten: Mindestens sieben Verletzte
03.07.2022, 20:1504.07.2022, 05:13
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Mit brachialem Donnern stürzen Massen an Eis, Schnee und Felsen von einem Gletscher in Norditalien ins Tal. Sie reissen Bergsteiger mit sich, einige in den Tod. Der gewaltige Gletschersturz an der Marmolata, dem höchsten Berg der Dolomiten, hat am Sonntag mindestens sechs Menschenleben gefordert. Bis zu 14 weitere Alpinisten wurden nach Angaben von Regionalpräsident Maurizio Fugatti verletzt, einer von ihnen schwer.
Auf etlichen Handyvideos war zu sehen, wie die Lawine über die Felswände des Massivs ins Tal stürzte. Sie pflügte auch über einen der Hauptzugangswege auf den 3343 Meter hohen Berg, auf dem sich mehrere Seilschaften befanden. Mindestens zwei wurden getroffen. Ein Sprecher der italienischen Bergrettung sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass zunächst unklar war, ob neben den Seilschaften noch einzelne Bergsteiger an den Unglücksstellen unterwegs waren.
The footage of the large ice avalanche in Marmolada today in close proximity.
We don't know the author, we will write it in the comments as soon as we will know it.
Indeed an impressive sequence pic.twitter.com/zDo4q40qOP
— Alpine-Adriatic Meteorological Society (@aametsoc) July 3, 2022
Weitere Opfer wurden befürchtet. Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete am Sonntagabend unter Verweis auf Rettungskreise von rund 15 Vermissten. Auf dem Parkplatz am Fusse des norditalienischen Bergmassivs Marmolata, von dem die Aufstiegswege losgehen, wurden 16 Autos gezählt, deren Halter noch nicht ausfindig gemacht wurden. «Wir wissen noch nicht, ob die Wagen den toten oder vermissten Personen gehören oder Leuten, die nichts mit dem Unfall zu tun haben», sagte der Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, Maurizio Fugatti.
Sämtliche Bergretter der Gegend aus den Regionen Venetien und Trentino-Südtirol wurden alarmiert. Fünf Helikopter flogen sie auf den Berg und bargen die Toten und Verletzten. Einige Hundestaffeln kamen zum Einsatz, um nach weiteren Opfern zu suchen.
Allerdings wurden die Such- und Bergungstrupps am Sonntagabend wieder abgezogen, denn es bestand die Gefahr, dass erneut Teile des Gletschers abgehen könnten. Die Helikopter flogen weiter und brachten daneben auch jene Leute, die oberhalb der Unglücksstelle festsassen, in das Tal. Dort wurde zudem anhand der Autos auf den Parkplätzen überprüft, wer sich noch unter der Lawine befinden könnte.
Am Montag wollen die Einsatzkräfte die Suche an der Flanke des Berges Marmolata fortsetzen. Sie haben dabei aber kaum noch Hoffnung, unter den Eis-, Schnee- und Felsmassen weitere Überlebende zu finden. Das sagte Walter Cainelli von der Bergrettung der norditalienischen Provinz Trentino am Sonntagabend.
Reinhold Messner sieht Erderwärmung als UrsacheExtrembergsteiger und Umweltschützer Reinhold Messner sieht in dem Unglück eine Folge des Klimawandels und der Erderwärmung. «Diese fressen die Gletscher weg», sagte der 77-Jährige im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Extrembergsteiger sieht den Klimawandel als Grund für das Unglück.Bild: EPA/PAP
An den Abbruchkanten der Gletscher bilden sich dann sogenannte Eistürme - Seracs genannt - «die so gross sein können wie Wolkenkratzer oder Häuserzeilen», erklärte Messner. Vorfälle wie an der Marmolata «werden wir häufiger sehen», prognostizierte er, denn «heute gibt es viel mehr Fels- und Eisabbrüche als früher».
Italien registrierte im vorigen Winter viel weniger Niederschlag als gewöhnlich, der Schnee fehlt vielen Gletschern nun als Schutz gegen die Sonne und die warmen Temperaturen.
Die weiteren ReaktionenCarlo Budel, der Hüttenwirt der Schutzhütte Capanna Punta Penia, sprach in einem Instagram-Video vom «schlimmstmöglichen Zeitpunkt und Tag, an dem sich der Brocken lösen konnte». Kurz nach Mittag waren an dem sommerlichen Sonntag unzählige Bergsteigerinnen und Bergsteiger an dem beliebten Massiv unterwegs. Budel forderte alle Alpinisten auf, bis auf Weiteres nicht auf die Marmolata zu kommen. «Bleibt so weit wie möglich von diesem Gletscher weg», mahnte der Hüttenwirt.
Bergretter Luigi Felicetti berichtete: «Als wir vor Ort ankamen, bot sich uns ein unglaubliches Bild. Überall lagen Eisblöcke und riesige Steine. Wir haben dann angefangen, nach den Leuten zu suchen.»
Ministerpräsident Mario Draghi sprach den Opfern und Angehörigen am Abend sein Beileid aus und kündigte an, sich vom Zivilschutz und den regionalen Politikern auf dem Laufenden halten zu lassen.
(sda/dpa)
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