Aufregerthemen Schliessen

Millionenerbin Marlene Engelhorn gibt 25 Millionen Euro an ...

Millionenerbin Marlene Engelhorn gibt 25 Millionen Euro an
Die 31-jährige Marlene Engelhorn hat einen zweistelligen Millionenbetrag geerbt und will 25 Millionen Euro davon an die Allgemeinheit abgeben. 50 zufällig ausgewählte Personen entscheiden, was mit dem Geld geschehen soll.

Die 31-jährige Marlene Engelhorn hat einen zweistelligen Millionenbetrag geerbt und will 25 Millionen Euro davon an die Allgemeinheit abgeben. 50 zufällig ausgewählte Personen entscheiden, was mit dem Geld geschehen soll.

Marlene Engelhorn will ihr Erbe zurückgeben, andere Personen sollen über die Verteilung entscheiden.

Marlene Engelhorn will ihr Erbe zurückgeben, andere Personen sollen über die Verteilung entscheiden.

Lorena Sendic Silvera

Als Marlene Engelhorn vor drei Jahren erfuhr, dass sie von ihrer Grossmutter mehrere Millionen erbt, konnte sie sich nicht darüber freuen. Sie ärgerte sich vielmehr darüber. Sie fand es unfair, dieses Geld zu bekommen, für das sie keine Sekunde gearbeitet hatte. Engelhorn beschloss, 90 Prozent ihres Erbes – 25 Millionen Euro – abzugeben. Was genau mit dem Geld geschehen soll, soll nun ein Bürgerrat entscheiden. Mit dem Rest des Erbes will die 31-Jährige die Übergangszeit bis zu ihrem Einstieg ins Erwerbsleben finanzieren.

«Ich habe ein Vermögen und damit Macht geerbt, ohne etwas dafür getan zu haben. Und der Staat will nicht einmal Steuern dafür», sagte Engelhorn, die sowohl die deutsche als auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt und in Wien wohnt, am Dienstag an einer Pressekonferenz. Sie ist eine Nachfahrin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn. Die Industriellenfamilie kontrollierte auch die Firma Boehringer Mannheim, die 1997 an Roche verkauft wurde.

Während sie durch das Erbe steuerfrei zu Geld komme, kämen viele Menschen mit einem Vollzeitjob nur schwer über die Runden und müssten für jeden Euro, den sie mit ihrer Arbeit verdienten, Steuern zahlen. «Ich sehe das als Versagen der Politik», kritisiert Engelhorn.

Macht über Verteilungsfrage abgeben

In Österreich besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung laut Engelhorn knapp die Hälfte aller Vermögen. Diesen Anteil genau zu bestimmen, ist jedoch schwierig. Eine Erhebung der Österreichischen Nationalbank aus dem letzten Jahr kommt für das oberste Prozent auf einen Anteil von 16,3 Prozent am Gesamtvermögen. Daten der Europäischen Zentralbank zeigen hingegen eine deutlich höhere Konzentration der Vermögen beim reichsten Prozent. Die ungleiche Verteilung habe unter anderem negative Auswirkungen auf das soziale Gefüge und das politische System. «Das sorgt dafür, dass die Demokratie gefährdet wird durch diesen überproportional grossen Einfluss einiger reicher Menschen», sagte Engelhorn.

Mit ihrer Initiative will Engelhorn ein Zeichen gegen die ungleiche Vermögensverteilung setzen. Ihr Geld will sie aber nicht einfach spenden und damit allein entscheiden, was damit geschehen soll. Ein neugegründetes Gremium namens «Guter Rat für Rückverteilung» soll sich um die Verteilung des Geldes kümmern. Das Gremium soll auch Ideen zur Rückverteilung von Vermögen in Österreich entwickeln und Empfehlungen formulieren. Expertinnen und Experten werden den Rat bei diesem Prozess begleiten.

Der Rat soll aus 50 Personen bestehen. Die Auswahl wird durch das Institut Foresight um den Sozialforscher Christoph Hofinger durchgeführt. Zunächst wurde am 9. Januar an 10 000 zufällig ausgewählte österreichische Bürgerinnen und Bürger über 16 Jahre eine Einladung verschickt. Wer interessiert ist, kann sich anmelden und muss dafür Wohnort, Alter und Herkunft angeben. Aus allen Interessierten werden dann jene Personen ausgewählt, die möglichst treffend die Zusammensetzung der österreichischen Bevölkerung abbilden.

Die 50 Mitglieder des Rates werden von März bis Juni 2024 an sechs Wochenenden tagen und werden für den Aufwand auch mit 1200 Euro pro Wochenende entschädigt. Sowohl ein schriftliches Protokoll der Sitzungen sowie das Budget des Rates werden veröffentlicht.

Nur wenige Vorgaben

Der Rat muss sich bei der Verwendung der 25 Millionen Euro an einige Vorgaben halten. So darf das Geld nicht an Gruppen oder Personen gehen oder in Aktivitäten fliessen, die «verfassungswidrig, lebensfeindlich oder menschenverachtend» sind, wie es auf der Website des Projekts heisst. Zudem darf das Geld nicht an eine profitorientierte Organisation gehen. Der Rat darf auch keine Partei gründen und finanzieren oder das Geld an sich selbst oder nahestehende Personen auszahlen.

Abgesehen davon ist der Rat in seiner Entscheidung frei. Das Geld kann also auch an eine einzelne Organisation oder ins Ausland gehen, solange die Idee und der Zweck der Rückverteilung eingehalten werden. Marlene Engelhorn selbst zieht sich nach dem Start vollständig zurück und nimmt keinen Einfluss auf die Entscheidung. Einzig, wenn das Gremium zu keinem Ergebnis kommt, geht das Geld zurück an Engelhorn.

Ähnliche Shots
Nachrichtenarchiv
  • Schiller
    Schiller
    Wenn die U-Bahnlinie zur Joggingstrecke wird
    6 Feb 2023
    1
  • Wendland
    Wendland
    „Wendland“-Krimi im ZDF: Dann lieber schweigen
    9 Mär 2024
    1
  • Giro d'Italia
    Giro d'Italia
    1. Etappe des Giro d'Italia - Giro-Neuling Van der Poel siegt im Sprint – Ewan stürzt
    6 Mai 2022
    1
  • Fed
    Fed
    La Fed garde ses taux directeurs inchangés face à une diminution ...
    17 der Tage zurück
    38
  • Sting
    Sting
    Sting : la classe à l'état pur
    21 Sep 2023
    2
Die meist populären Shots dieser Woche