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Sölden: Odermatt scheidet aus und ein Brasilianer tanzt

Sölden Odermatt scheidet aus und ein Brasilianer tanzt
Der Männer-Riesenslalom in Sölden wird zur Show. Und die Rückkehrer Lucas Pinheiro Braathen und Marcel Hirscher begeistern.

Saisonauftakt
Der Brasilianer tanzt, der Holländer schwärmt und Marco Odermatt findet seinen Auftritt trotz Ausfall «geil»

Der Männer-Riesenslalom in Sölden wird zur Show. Die Rückkehrer Lucas Pinheiro Braathen und Marcel Hirscher begeistern. Marco Odermatt scheidet aus. Und drei Norweger stehen auf dem Podest.

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Die Marco-Odermatt-Show muss noch etwas warten. In Sölden wurde am Sonntag Samba getanzt, die holländischen Fahnen wehten im Wind und am Ende feierten drei Norweger. Oder eigentlich vier. Und das ist nur ein Teil dieses verrückten Saisonstarts, der alles bot, was das Herz begehrt.

Doch beginnen wir bei Odermatt, der den Riesenslalom seit Jahren dominiert. In Sölden dauerte sein Auftritt nur gut 40 Sekunden. Dann schied der 27-Jährige aus. Die meisten würde das wohl verunsichern. Odermatt fand's trotzdem «geil» und sagte: «Vielleicht war ich etwas übermotiviert. Aber das Gefühl war noch besser als im vergangenen Jahr. Das Aus habe ich schon abgehakt.» Und man glaubt ihm jedes Wort.

Marco Odermatt nahm seinen Ausfall gelassen.

Marco Odermatt nahm seinen Ausfall gelassen.

Bild: Jean-Christophe Bott / KEYSTONE

Wenn man auf die Zeiten schaut, bestätigt sich, was man erwartet hat: Auf der Piste kann keiner mit Odermatt mithalten. Nur gerade einer seiner 73 Konkurrenten lag an Odermatts Ausfallstelle noch weniger als eine halbe Sekunde zurück (41 Hundertstel): Stefan Brennsteiner musste dafür allerdings so sehr ans Limit gehen, dass seine Fahrt wenig später endete.

Dass Odermatt trotz Ausfall weiterhin das Mass aller Dinge bleibt, bezweifelt niemand. Als der Nidwaldner zwei Tage vor dem Rennen gefragt wurde, ob aufgrund seiner Überlegenheit nicht Langeweile drohe, sagte er: «Eigentlich kann bei jedem Rennen jemand– also wenn gerade alles zusammenpasst – irgendwie mithalten.» Das ist ziemlich viel Bescheidenheit in einem Satz. Zumindest im Riesenslalom braucht es schon seinen Ausfall, damit mal ein anderer Athlet zuoberst stehen kann.

Meillard musste auf das Rennen verzichten

In Sölden ging der Sieg an den Norweger Alexander Steen Olsen. Zum ersten Mal seit dreizehn Rennen gewann in einem Riesenslalom damit kein Schweizer. Als Odermatt im März dieses Jahres nach zwölf Siegen in Serie erstmals wieder ausschied, sprang Loïc Meillard ein und siegte.

Alexander Steen Olsen (Mitte) siegte vor seinen norwegischen Teamkollegen Henrik Kristoffersen (l.) und Atle Lie McGrath.

Bild: Jean-Christophe Bott / KEYSTONE

Am Sonntag konnte Meillard die Schweizer Ehre nicht retten. Beim Einfahren verspürte der Neuenburger plötzlich starke Schmerzen im Rücken. Zwar versuchte der 27-Jährige, die Probleme gemeinsam mit seinem Physiotherapeuten in den Griff zu bekommen. Doch nach der Besichtigung musste er sich eingestehen: Ein Start ist nicht möglich.

So gehörten die Schweizer am Ende zu den Geschlagenen. Als Bester klassierte sich Gino Caviezel auf dem 9. Rang. Thomas Tumler, der nach dem ersten Lauf starker Vierter war, fiel noch auf den 14. Platz zurück. Zu Weltcuppunkten kamen auch Justin Murisier (17.) und Livio Simonet (27.)

Hirscher ist zurück und findet es «mega»

Die Show boten in Sölden andere. Marcel Hirscher zum Beispiel. Zwischen 2012 und 2019 hatte er für Österreich achtmal in Serie den Gesamtweltcup gewonnen. Dann trat er mit erst 30 Jahren zurück. Nun ist Hirscher zurück und startet neu für Holland, das Heimatland seiner Mutter. Und als er sich auf seinen ersten Renneinsatz seit fünf Jahren vorbereitete, war er auf dem Grossbildschirm im Ziel öfter zu sehen als die Athleten, die gerade fuhren.

Man sah, wie Hirscher am Funk Instruktionen erhielt, wie er am Boden liegend den Körper aufwärmte. Und wie ein Betreuer seine Skischuhe erst mit Schnee bedeckte und dann mit einem Spray einsprühte. Der Regisseur konnte gar nicht genug von ihm bekommen. Und unten im Ziel wehten zwei holländische Fahnen. Schöne neue Skiwelt, ist man geneigt zu sagen.

Marcel Hirscher fuhr bei seinem Comeback nach fünf Jahren auf Rang 23 und war damit zufrieden.

Bild: Jean-Christophe Bott / KEYSTONE

Hirscher klassierte sich dann gerade noch als 28. für den zweiten Lauf. Und profitierte dabei auch von den Ausfällen von Odermatt, Brennsteiner und Manuel Feller. Am Ende fuhr der einstige Superstar auf Rang 23. Das Resultat, das betonte Hirscher, sei aber sowieso zweitrangig. Es sei einfach «mega», wieder dabei zu sein. «Das Skifahren war schon immer mein Leben, und dass es jetzt so aufgeht, ist einfach schön. Es ist ein Privileg.»

Ein Tänzchen, ein Küsschen und viel Magie

Hirscher, der im ersten Lauf mit Nummer 34 startete, fuhr im zweiten Durchgang die drittschnellste Zeit. Das Skifahren hat er also nicht verlernt. Noch besser macht es der zweite Rückkehrer. Als Lucas Pinheiro Braathen nach seinem zweiten Lauf ins Ziel kam, reagierte er mit einem Tänzchen auf die Bestzeit. Und einige Fans mit Brasilien-Fahnen kreischten entzückt.

Ein Küsschen für den Freund: Lucas Pinheiro Braathen (hinten) freut sich mit Atle Lie McGrath.

Bild: Anna Szilagyi / EPA

Der Paradiesvogel bringt wieder Farbe in den Weltcup. Vor einem Jahr war er in Sölden überraschend zurückgetreten, weil er in den Strukturen des norwegischen Verbands nicht mehr funktionieren konnte. Dann vermisste er das Skifahren aber so sehr, dass sich der heute 24-Jährige entschied, zurückzukehren und künftig als Pinheiro Braathen für Brasilien zu starten.

Das Heimatland seiner Mutter bedeute ihm sehr viel, hatte Braathen vor seinem Start in Sölden gesagt. Aber auch seinen ehemaligen Teamkollegen ist er noch eng verbunden. Als ihn der Norweger Atle Lie McGrath von der Spitze verdrängte, sprintete Braathen ins Ziel und gab seinem Freund ein Küsschen. Und auch, dass ihn mit Henrik Kristoffersen und Sieger Steen Olsen noch zwei weitere Norweger überholten, war für ihn kein Problem: «Ich war so im Kontakt mit dem Schnee, für mich war das heute Magie.»

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