Carlos Mac Allister über Messi, Maradona und seinen Sohn
Alexis Mac Allister ist eine der großen Entdeckungen der WM 2022 in Katar. Am Dienstagabend hat der Mittelfeldmann von Brighton & Hove Albion gegen Kroatien die Chance, ins Finale einzuziehen. Vater Carlos Mac Allister spricht nun über die Zeit vor seinem Durchbruch, Lionel Messi und sein Verhältnis zu Maradona.
Vater Carlos Mac Allister (li.) und Sohn Alexis Mac Allister im Trikot von Argentinien. AFP via Getty Images
Vor einem Jahr oft nur Ersatz bei Brighton & Hove Albion, ist Alexis Mac Allister jetzt absoluter Stammspieler in der argentinischen Nationalmannschaft an der Seite von Lionel Messi, Angel di Maria und Co. Der 23-Jährige überzeugt bei der WM als Sechser mit seinem Passspiel und Zweikampfverhalten, ist im Mittelfeld der Albiceleste nicht mehr wegzudenken.
Auch Vater Carlos Mac Allister hat eine aufregende Karriere hinter sich: In den 1990er Jahren spielte der jetzt 54-Jährige bei den Boca Juniors und in der argentinischen Nationalelf unter anderem mit Diego Maradona zusammen. Neben dem Platz agierte er außerdem als Regionalpolitiker in der argentinischen Provinz La Pampa - und unter Präsident Mauricio Macri als Sportstaatssekretär.
Mac Allisters Stärken liegen im defensiven MittelfeldIn einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" spricht Carlos Mac Allister nun über die Entwicklung seines Sohnes: "Ich war mir sicher, dass er das Niveau hat und es auch zur WM schaffen würde", betont der 54-Jährige, "jedenfalls ab dem Moment, als er bei Brighton anfing, regelmäßig zu spielen." Im Januar 2021 habe man sogar erwogen, den Verein zu wechseln. Nachdem das vom Tisch war, startete Mac Allister durch - und das kam laut seinem Vater nicht von ungefähr: "Er wurde hinter den Spitzen eingesetzt. Und saß oft auf der Bank. Ich sagte den Verantwortlichen immer: Er muss im Mittelfeld innen spielen. Mein Sohn hat einen sehr guten Pass, Aufopferungsbereitschaft, er ist gut im Zweikampf, aggressiv und solidarisch, er hat einen guten Orientierungssinn, er weiß, wann er die Linien verlassen muss", so der 54-Jährige.
Zeigt bei der WM seine Stärken im Mittelfeld: Alexis Mac Allister (li.).
Graham Potters (damals Trainer in Brighton, jetzt beim FC Chelsea) Entscheidung, Mac Allister im defensiven Mittelfeld aufzustellen, "hätte ich nie gemacht". "Aber Alexis hat da Leistungen gezeigt, die beeindruckend waren. Er hat statistische Werte, die zu den besten der Premier League zählen." Diese kommen nun auch bei der WM im argentinischen Trikot zum Vorschein.
Am Dienstagabend trifft die Albiceleste im Halbfinale auf Kroatien (20 Uhr, LIVE! bei kicker). Für Carlos Mac Allister eine "verdammt schwere" Aufgabe. "Die Leute, die nicht dem Fußball angehören, verstehen nicht, dass bei Kroatien die Mittelfeldlenker von Inter (Marcelo Brozovic), von Chelsea (Mateo Kovacic) und von Real Madrid (Luka Modric) spielen. Messi wird mehr denn je ein Anführer sein müssen."
35 Jahre? Das kann nicht sein.
Carlos Mac Allister über Lionel Messi
Eine Eigenschaft, die der siebenmalige Weltfußballer besonders bei der WM in Katar bisher eindrucksvoll unter Beweis stellt. Mit vier Toren und zwei Assists hat der 35-Jährige einen großen Anteil am Halbfinaleinzug. "Für mich ist Messi der beste Spieler der WM. Er dementiert in jedem Spiel sein Ausweisdokument. 35 Jahre? Das kann nicht sein", adelt der 54-jährige Mac Allister. "Messi ist seit 15 Jahren der beste Spieler der Welt. Ein Monster. Niemand hatte eine solche Regentschaft."
Der Messi-Maradona-VergleichAuf die Frage, ob Maradonas Tod Messi von einem Schatten befreit hat, hat Mac Allister eine einfache Antwort: "Wenn man der Beste der Welt ist, gibt es nichts, was dich in einen Schatten stellen kann. Der Fußball weiß, dass Leo seit 15, 16 Jahren der Beste der Welt ist." Gemeinsamkeiten sieht er dennoch: "Auf dem Feld war Maradona eine Führungsfigur, wie Messi jetzt auch. Messi oder Maradona zu sein, hat einen Preis namens Verantwortung."
Auf sein persönliches Verhältnis mit Maradona blickt Mac Allister gerne zurück: "Mit Turquito, seinem jüngeren Bruder Hugo, spielte ich zusammen bei Argentinos Juniors, und ich lernte so auch seine Onkel und Tanten kennen." Dass er daher "gehätschelt" wurde, störe ihn nicht. Vielmehr ist dem 54-Jährigen ein Geschenk im Kopf geblieben: Einmal rief er mich, Kily Gonzalez, Juan Sebastian Veron und Blas Giunta, der ein Idol bei Boca Juniors war, zu sich, und schenkte jedem von uns eine Rolex." Die Uhr wurde ihm zwar geklaut, doch "die Geste ist immer mehr wert als der materielle Wert eines Geschenks."