Polizistenmord in Kusel - Bäcker, Hobbyjäger und liebevoller Vater - was weiss man über Andreas S.?
Publiziert31. Januar 2022, 23:21
Nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten in Deutschland sind noch am selben Tag zwei Tatverdächtige festgenommen worden.
Die 38 und 32 Jahre alten Männer wurden im saarländischen Sulzbach gefasst.
Die beiden Männer sind Deutsche und miteinander befreundet.
13 Stunden nach den Schüssen auf eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und einen 29 Jahre alten Oberkommissar in der Pfalz nahmen Spezialkräfte den 38- jährigen Andreas Johannes S. vor einem Wohnhaus in der saarländischen Ortschaft Sulzbach fest. Zuvor habe sich der Verdächtige über eine Anwältin bei der Polizei gemeldet. Kurz danach nahmen die Behörden auch einen 32-jährigen mutmasslichen Komplizen des Tatverdächtigen fest. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, die Behörden wollen den tragischen Vorfall so schnell wie möglich aufklären. Was man bis jetzt weiss:
Die Polizistin und ihr Kollege wurden am frühen Montagmorgen gegen 4.20 Uhr bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstrasse erschossen. Sie waren in einer Zivilstreife unterwegs, beide trugen Uniformen und Sicherheitswesten. Nach dem, was zunächst über den Hergang bekannt wurde, waren die Beamten wohl schon näher an das Fahrzeug herangetreten und hatten mit der Kontrolle begonnen, als geschossen wurde.
Warum die beiden das Fahrzeug von Andreas S. kontrollieren wollten, ist noch unklar. Nach aktuellen Erkenntnissen sollen die Polizisten im Auto totes Wild gefunden haben.
Diese Frage gilt es noch zu klären – was aber bekannt ist, ist, dass die Polizisten per Funk meldeten «Die schiessen». Laut Ermittlungen war es während der Kontrolle zu einem Schusswechsel gekommen. Der 29-jährige Polizist hatte mehrere Schüsse aus seiner Dienstwaffe abgefeuert. Die Dienstwaffe seiner Kollegin steckte jedoch noch im Holster, sie hatte offensichtlich nicht geschossen. Die junge Frau, die noch an der Hochschule der Polizei studierte, war nach Polizeiangaben sofort tot. Der 29 Jahre alte Oberkommissar aus Kusel habe zunächst noch gelebt, sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen, berichtete ein Polizeisprecher.
Dass die Polizisten mit Kopfschüssen getötet wurden, bestätigte die Polizei zunächst nicht. Die Schutzwesten reichten aber von der Hüfte bis zum Hals, insofern ist dies wahrscheinlich.
Am Tatort wurde der Personalausweis von Andreas S. gefunden – womöglich, weil die Kontrollsituation schon weiter fortgeschritten und der Ausweis heruntergefallen war. Als dann Spezialkräfte Stunden nach der Tat in der Sulzbacher Bahnhofstrasse zwei Objekte durchsuchten, stand laut «Spiegel» an einem der Objekte das mit Einschusslöchern beschädigte Fahrzeug von Andreas S.
Laut «Focus Online» besass der mutmassliche Polizistenmörder eine Bäckerei, die er bereits in der fünften Generation führte. Doch vor einiger Zeit meldete der Betrieb Insolvenz an. «Die Bäckerei gehörte seiner Mama in Sulzbach. Da hingen Bilder von ihm als kleiner Junge vor dem Steinofen an der Wand. Er hat das Geschäft übernommen – und dann ging es den Bach herunter», berichtet eine 22-jährige ehemalige Angestellte.
Die frühere Mitarbeiterin hatte immer Probleme mit S. Er sei ein «strenger Chef» gewesen, unfreundlich und laut. Die Frau habe «viele Überstunden» arbeiten müssen. Es kam auch zu einem Vorfall, der ihr bis heute in Erinnerung blieb: «Ich wurde von einem Kollegen damals sexuell belästigt. Doch mein Chef hat sich am Ende auf seine Seite geschlagen und mir kein Wort geglaubt. Ich heulte damals Rotz und Wasser.»
Eine Stammkundin beschreibt S. als «seltsamen Menschen, irgendwie komisch und undefinierbar». Sie habe schon lange bemerkt, wie er seine Bäckerei «systematisch runterwirtschaften» würde. «In meinen Augen hatte er gar kein Interesse an dem Beruf, war ein Faulenzer», erzählt die 70-Jährige gegenüber «Focus Online».
Die Ex-Angestellte gibt an, dass Andreas S. sich in seinem privaten Umfeld ganz anders verhalten habe. Verheiratet, Vater von drei Buben und einem Mädchen, habe er sich um seine Kinder gekümmert, sie vom Kindergarten abgeholt und «manchmal mit in die Bäckerei gebracht», sagt die 22-Jährige.
Was am Montag passiert ist, schockiert die ehemalige Angestellte. Besonders S.' Ehefrau tue ihr leid: «Sie ist so ein lieber Mensch, ich konnte immer mit ihr reden.»
Ihr Ex-Chef jagte gerne. «Er hatte eine zweite Firma, in der er Wildtiere verarbeitet hat. Er hat zum Beispiel Wildgulasch produziert und es verkauft», so die Frau weiter zu «Focus Online». Auch «Spiegel» schreibt, der 38-Jährige sei als Wildhändler im Kreis Neunkirchen bekannt.
Die Ermittler kamen dem 32-Jährigen auf die Spur, weil er laut «Spiegel Online» nach der Tat die Ehefrau von Andreas S. anrief. Diese soll die Anrufe allerdings nicht entgegengenommen haben.
In demselben Wohnhaus, indem S. festgenommen wurde, nahm die Polizei anschliessend auch den 32-jährigen mutmasslichen Komplizen fest. Er liess sich »widerstandslos« festnehmen, teilte die Polizei am Montagabend mit. Laut der «Bild»-Zeitung wurde er in Metzgerschürze zu einem Polizeiauto geführt. Er soll gerade dabei gewesen sein, Wild zu zerlegen, als die Polizei eintraf.
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