Meghan Markle: „Top Gear“-Star Jeremy Clarkson löst mit Kolumne ...
Die Leser von Jeremy Clarksons Kolumne in der britischen „Sun“ konnten vorgewarnt sein. Der britische Moderator, bekannt durch die Serie „Top Gear“ und zuletzt durch seine zweite TV-Karriere als Landwirt (WELT besuchte ihn dort), hatte sich Prinz Harry und seine Frau Meghan Markle vorgenommen. Schon der erste Satz seines Textes trieft nur so von Häme: „Wir alle wissen von tiefsten Herzen, dass Harold Markle (gemeint ist Prinz Harry, d. Red) ein etwas düsterer, aber lebenslustiger Typ ist, der Apache-Kampfhubschrauber in Afghanistan flog und mit Nutten in Hotelzimmern in Las Vegas herumtollte“, schreibt der 62-Jährige in seinem Text für die auflagenstarke britische Boulevardzeitung.
Doch was der TV-Star dann weiter behauptet, nehmen ihm nicht nur seine erklärten Feinde beim britischen „Guardian“ übel. Clarksons Text strotze nur so vor Frauenfeindlichkeit, schreiben die Kritiker, ja, er bestärke alles, was Harry und seine Frau schon immer über die britische Presse beklagt hatten: Ihre Häme und ihre Maßlosigkeit, ja, ein regelrechter Hass auf die selbstbewusste US-Schauspielerin, die mit ihrem Mann angeblich auch aufgrund von Anfeindungen das Land verlassen habe.
Clarkson jedenfalls führte dann weiter aus: Harry tue ihm regelrecht leid, er sei derzeit wenig mehr als eine Marionette in der Hand seiner ambitionierten Ehefrau.
Die 41-jährige Meghan aber, die „hasse“ er wirklich, so Clarkson weiter. „Nicht so wie Nicola Sturgeon (schottische Regierungschefin, d. Red.) oder Rose West (britischeSerienmörderin). Ich hasse sie (Meghan) auf zellulärer Ebene. Nachts kann ich nicht schlafen, während ich daliege, mit den Zähnen knirsche und von dem Tag träume, an dem sie gezwungen wird, nackt durch die Straßen jeder Stadt in Großbritannien zu ziehen, während die Menge ‚Shame!‘ (Schande) skandiert und sie mit Kotklumpen bewirft“, schreibt Clarkson in seinem typisch sarkastischen Stil. Jeder in seinem Alter denke übrigens dasselbe, schließt er die Textpassage.
Das ist kein schwarzer Humor mehr, so lautet die KritikScherz, Satire oder auch Boomer-Humor beiseite: Die Assoziation der Herzogin mit einem archaischen, mittelalterlichen Demütigungsritual im Stile der Fantasyserie „Game of Thrones“ ist nun offenbar zu viel für seine Landsleute. Unter anderem der britische „Guardian“ protokollierte die Tweets und Meinungsartikel, in denen Clarkson kritisiert wird. Comedian John Bishop etwa schreibt: „Es ist ein eklatanter Appell, eine Frau zu demütigen und zu Gewalt anzustiften“.
Einige hätten Clarksons Text als „schwarzen Humor“ entschuldigt, doch es gebe keine Entschuldigung für einen solchen Text, schreibt er auf Twitter. „NEIN, Jeremy Clarkson. Auf keinen Fall, unter keinen Umständen, ist es in Ordnung, dieses Zeug über jede Frau zu schreiben und absolut NEIN zu ‚Jeder in meinem Alter denkt dasselbe‘“, erbost sich auch die Moderatorin Carol Vorderman.
Der „Guardian“ zitiert dann noch den schwarzen Aktivisten Nimco Ali: „Eine junge schwarze Frau erzählt von ihrem Kampf mit Selbstmordgedanken als Folge des Missbrauchs, den sie von den Medien bekommen hat, und so geht es einigen Männern in den Medien reagieren. Das ist absolut entsetzlich.“
Noch kein Kommentar von der „Sun“Vergangene Woche hatten der Herzog von Sussex und seine Frau den zweiten und letzten Teil ihrer Netflix-Dokumentation vorgestellt, in der sie erneut Gründe für ihr Ausscheiden aus dem aktiven Dienst des britischen Königshauses darlegen wollten. Neben „strukturellem Rassismus“, den sie den britischen Royals schon vorgeworfen hatten, wurde in der Serie erneut auch die Berichterstattung der britischen Boulevardpresse als Grund für den „Megxit“ genannt. Harry selbst behauptete in „Harry & Meghan“ sogar, dass eine Fehlgeburt, die seine Frau erlitten hat, direkt auf die bösartige Berichterstattung der „Mail von Sunday“ zurückzuführen sei.
Einer Medienkritik sieht sich nun aber auch die „Sun“ ausgesetzt. Mehrere Diskutanten fragen sich, wie diese Kolumne die interne Qualitätskontrolle des Blattes habe passieren können. Auf eine Anfrage des „Guardians“ gab es bisher keine Stellungnahme von der Redaktion, die Kolumne ist online weiterhin zu lesen.
Clarkson selbst äußerte sich ebenfalls nicht, sein jüngstes Posting bei Instagram zeigt ein Dartspiel in einem Pub. Doch die Kommentare dort drehen sich vor allem um seine Kolumne, und fallen zumeist negativ aus. Er habe sich nie für das „Theater“ der Royals interessiert, schreibt etwa ein Leser. Nun aber habe ihn Clarkson dazu gebracht, mit Meghan Markle zu sympathisieren. Ein anderer Instagram-User formuliert seine Kritik kurz und vernichtend: Er empfiehlt Clarkson eine Psychotherapie.