Gerhard Schröder verteidigt Putin und meint, Atomangriff sei Quatsch
Gerhard Schröder: Der Altkanzler hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut verteidigt.Bild: www.imago-images.de
Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem Westen mehrmals mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Der deutsche Altkanzler glaubt dagegen nicht, dass Russland den Westen damit angreifen könnte.
29.03.2024, 19:50
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Der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) kann sich weiterhin vorstellen, dass seine Freundschaft zum russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einer Beendigung des Ukraine-Kriegs beitragen kann. «Wir haben über lange Jahre vernünftig zusammengearbeitet. Vielleicht kann das immer noch helfen, eine Verhandlungslösung zu finden, eine andere sehe ich nicht», sagte Schröder in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 mit Putin befreundet und weiterhin für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als «fatale Fehlentscheidung» bezeichnet, sich aber dennoch nicht von Putin losgesagt. Die SPD-Spitze grenzt ihn deshalb aus, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber.
Auf die Frage, warum er trotz Zehntausender Toter und russischer Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg an der Freundschaft mit dem russischen Präsidenten festhalte, antwortete Schröder im DPA-Interview:
«Es ist ja so, dass das eine Dimension ist, die eine andere ist.»
Gerhard Schröder
Es habe schon einmal so ausgesehen, als könnte diese persönliche Beziehung auch mal hilfreich sein, um ein politisch ausserordentlich schwieriges Problem zu lösen.
«Und deswegen hielte ich es für völlig falsch, alles vergessen zu machen, was es auch an positiven Ereignissen zwischen uns in der Politik in der Vergangenheit gegeben hat. Das ist nicht meine Art und das tue ich auch nicht.»
Atomschlag durch Russland «Quatsch»
Schröder spielt damit offensichtlich auf seine Vermittlungsmission im März 2022 kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine an. Damals traf er nach eigenen Angaben zunächst den damaligen ukrainischen Parlamentarier und heutigen Verteidigungsminister Rustem Umerow in Istanbul und reiste zu Gesprächen mit Putin nach Moskau weiter. Die Initiative scheiterte aber.
Heute plädiert Schröder für einen neuen Vermittlungsversuch auf Regierungsebene.
«Frankreich und Deutschland müssten dazu die Initiative ergreifen. Dass der Krieg nicht mit einer totalen Niederlage der einen oder anderen Seite enden kann, das liegt doch auf der Hand.»
Drohung mit Nuklearwaffen
Die Spekulationen, Putin könnte einen Atomkrieg anzetteln oder ein Nato-Land an der Ostflanke angreifen, bezeichnete Schröder als «Quatsch». Um eine Eskalation hin zu solchen Szenarien im Keim zu ersticken und die Beunruhigung der Bevölkerung nicht grösser werden zu lassen, müsse neben der Unterstützung für die Ukraine ernsthaft über eine Lösung des Konflikts nachgedacht werden, betonte er.
Putin hatte nach Beginn der russischen Vollinvasion auf die Ukraine mehrfach mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Der Westen solle bei seinen Drohgebärden daran denken, dass auch Russland Waffen habe, die auf dem Gebiet dort Ziele treffen könnten, sagte er kürzlich in seiner Rede zur Lage der Nation vor mehr als 1000 Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Religion. Der 71-Jährige betonte, dass eine Eskalation und ein Einsatz von Atomwaffen zur «Auslöschung der Zivilisation» führen könnten. Es handele sich nicht um einen «Trickfilm», sagte Putin.
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