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Francine Jordi: ein neues Album zum Jubiläum – «Ich war mir ...

Francine Jordi ein neues Album zum Jubiläum  Ich war mir
Zu ihrem 25-Jahr-Bühnenjubiläum veröffentlicht Francine Jordi das Album «Leben». Die Bernerin thematisiert Höhen und Tiefen in der Liebe, Lebenslust und – Weihnachten.
«Ich war mir meines Erfolgs nie sicher» Zu ihrem 25-Jahr-Bühnenjubiläum veröffentlicht Francine Jordi das Album «Leben». Die Bernerin thematisiert Höhen und Tiefen in der Liebe, Lebenslust und – Weihnachten.

Miriam Margani

Publiziert heute um 15:27 Uhr

Foto: Franziska Rothenbühler

Wie oft denken Sie an das Dorffest in Biglen zurück, an dem Sie vor 25 Jahren zum ersten Mal allein auf der Bühne standen?

Selten, das muss ich ehrlich zugeben. Eigentlich denke ich nur dran, wenn ich in einem Interview darauf angesprochen werde.

1998 belegten Sie mit «Das Feuer der Sehnsucht» den ersten Platz beim Grand Prix der Volksmusik. Inwiefern schürte das Ihre Karriereträume?

Ich dachte, das sei wie bei einer Miss Schweiz, da sei man ein Jahr im Amt und gebe dann wieder ab. Was seither alles passiert ist, hätte ich nie erwartet. Ich war mir meines Erfolgs nie sicher.

Mit der Aussage «Leben ist Liebe» wird Francine Jordi im Pressedossier zitiert. In den Texten auf ihrem Jubiläumsalbum ist diese Liebe mit Gefühlen für einen besonderen Menschen oder die Gemeinschaft verbunden. Die Liebe äussert sich aber auch als Versöhnung. Versöhnung mit unliebsamen Momenten.

Die 46-jährige Schlagersängerin, die durch ihre Krebserkrankung und die öffentlich ausgeschlachteten Beziehungen um die Tiefen im Leben weiss, setzt den Fokus auf die Kraft, die man aus Krisen schöpfen kann. Darin ist sie sogar sehr überzeugend. So klingt «Herz-Burn-out», ein glasklarer Trennungssong, nach energiereichem Neuanfang. Ebenso «Wenn es ein zweites Leben gibt». «Bye bye Love», das wollten Ende der 1950er-Jahre schon die Everly Brothers so, steht für gute Laune und Dankbarkeit nach einer beendeten Beziehung. Jordi singt den Song im Duett mit Art Garfunkel Jr. – es ist das Resultat einer spontanen Begegnung mit dem Sohn der gleichnamigen Berühmtheit.

Liebe bedeutet bei der Sängerin aber immer auch Liebe zum Atmen, Bewegen – und zur Musik. «Schlager mich!», eine mitreissende DJ-Nummer, etwa soll die Menschen durch und durch mit dieser Lebenseinstellung anstecken. Irritierend ist auf diesem bunten, aufbauenden Album nur das Weihnachtslied «Und Frieden für die Welt» (ursprünglich «Mary’s Boy Child» von Boney M.). Es sei denn, es stehe für die Unberechenbarkeit des Lebens.

Nun feiern Sie Ihr 25-Jahr-Bühnenjubiläum. Wie fühlt sich das an?

Einerseits bin ich natürlich stolz auf alles, was ich machen, erfahren, erleben durfte in der Zeit. Andererseits reagiere ich ungläubig darauf, wie schnell die Jahre vorbeigegangen sind. Und dann kommt rasch die Dankbarkeit: Dass sich die Leute noch immer für mich interessieren, ist überhaupt nicht selbstverständlich.

Sie haben sich also nie überlegt, nicht mehr auf der Bühne zu stehen?

Die Konzerte sind meine Leidenschaft und das Singen meine Begabung. Ich sehe es schon auch als meinen Auftrag, den Menschen mit meiner Stimme, die ich bekommen habe, eine Freude zu machen und positive Energie in das stürmische Leben, das wir im Moment auf der Erde führen, reinzubringen.

«Als Teenager war das Leben für mich ein rosaroter Luftballon. Mittlerweile sehe ich das ganz anders. Es ist ein Fluss, geht immer weiter, bleibt nie gleich.»

Francine Jordi

Wie hat sich Ihr Begriff von «Leben» verändert?

Als Teenager war das Leben für mich ein rosaroter Luftballon. Mittlerweile sehe ich das ganz anders. Es ist ein Fluss, geht immer weiter, bleibt nie gleich. Es kommen immer neue Dinge, und man muss sich von alten zum Teil verabschieden. Es geht rauf und runter, auch bei denen, die auf Instagram nur die Sonnenseite posten. Mir gefällt der Gedanke, dass man das Tief braucht, um für die nächsten Höhenflüge Anlauf zu holen.

Inwiefern repräsentiert Ihr neues Album «Leben» Ihr eigenes Leben?

Das Cover ist entscheidend. Ich wollte diesmal kein strahlendes, lachendes Bild, sondern eines, auf dem ich geerdet wirke. Das Cover zeigt eine Frau, die weiss, worum es geht im Leben. Das war sehr wichtig für mich. Inhaltlich ist «Leben» sehr vielseitig, berücksichtigt viele verschiedene Gemütslagen – vom Flug über den Wolken bis zu den Tiefen.

Sie legen den Fokus stets auf das Positive, ohne die negativen Seiten auszublenden?

Ja, das Lied «Wenn es ein zweites Leben gibt» ist ein gutes Beispiel dafür. Es ist ein positiver Schlager und behandelt gleichzeitig ein sehr tiefgründiges Thema. Es geht darum, dass man im Leben nichts bereut. Warum auch? Ich kenne keinen einzigen Menschen, der sagt, er treffe immer absichtlich die drittbeste Entscheidung. Warum also bestraft man sich denn im Nachhinein immer für Dinge, die man zu seiner Zeit nach bestem Wissen und Gewissen getan hat?

Vielen Menschen fällt es schwer, das Positive ins Zentrum zu setzen.

Es ist natürlich einfacher, liegen zu bleiben, als aufzustehen und weiterzugehen. Aber letztlich ist es ein Energiegesetz, dass man das anzieht, worauf man sich fokussiert. Deshalb probiere ich in jedem noch so schlimmen Moment wieder etwas Positives zu sehen. Und daran klammere ich mich dann fest.

Das klingt so einfach.

Das ist es nicht, und es fängt natürlich bei der Frage an, worauf man in seinem Leben Wert legen will. Diese Entscheidung muss jeder für sich treffen. Und ja, es ist nicht einfach, nicht immer allen anderen die Schuld für seinen eigenen Mist zu geben.

Was ist der letzte Mist, den Sie gemacht haben?

Ich muss nachdenken.

Lassen Sie sich Zeit.

Es kommt mir nichts in den Sinn.

Dann können Sie aber vielleicht sagen, was das Beste ist, das Sie das Leben bis jetzt gelehrt hat?

Wir streben immer nach Erfolg, nach Perfektion, nach Schönheit, alles in bester Ausführung – aber es gibt kein Blümchen, kein Bäumchen, das stets das schönste sein will. Ich lerne viel von der Natur. Da gibt es beispielsweise auch keinen Vogel, der sich am Morgen überlegt, was er pfeifen soll. Ein Tier geht immer wieder frisch an seine Dinge heran, ohne dass es seinen ganzen Background mitschleppt.

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