Nach einer Nacht zurück an der Spitze: Der FC St.Gallen bezwingt Servette 1:0 und überholt YB erneut
Der FCSG gewinnt auch das dritte Spiel der Rückrunde. Die St.Galler bezwingen Servette mit 1:0 und stossen YB damit nach einer Nacht wieder vom Leaderthron. Massgeblich zum Sieg beigetragen hat Goalie Lawrence Ati Zigi, der sein Team in der zweiten Halbzeit vor einem Genfer Ausgleichstreffer bewahrte.
- 1:0, 30.Minute, Cedric Itten: Nach starker Vorarbeit von Captain Silvan Hefti kann St.Gallens Nationalspieler auf der rechten Seite vorpreschen. Er zieht aus spitzem Winkel ab und trifft ins lange Eck. Der Ball landet via Innenpfosten im Tor.
«Steht auf, wenn ihr St.Galler seid» schallt es durch den Kybunpark. Der Ball ist eben erst angerollt, doch die 16'256 angereisten FCSG-Fans feiern ihre Mannschaft, als hätte diese den Sieg bereits in der Tasche. Lange müssen die Anhänger auch nicht auf die erste gute Torchance warten. Schon in der 5. Minute spielt Lukas Görtler Jérémy Guillemenot an, dieser nimmt den Ball vor dem Tor direkt ab. Genfs Goalie Jérémy Frick kann den Ball jedoch noch am Pfosten vorbei lenken.
Gian Ehrenzeller / KEYSTONE
Auch in der Folge haben die offensiv starken St.Galler den Vorwärtsgang eingelegt. Die Gäste aus Genf können zunächst kaum Akzente setzen. Die bis zu diesem Zeitpunkt beste Chance erspielen sich die Espen nach ihrem zweiten Eckball in der 14. Minute. Doch welcher St.Galler im Gewühl vor dem Servette-Tor auch versucht, den Ball hinter die Linie zu bugsieren, es gelingt nicht. In der Folge demonstrieren die Genfer, warum sie derzeit als formstärkstes Team der Super League bezeichnet werden. Immer wieder lancieren die Westschweizer schnelle Konter. In der 25. Minute bezwingt Varol Tasar St.Gallens Goalie Lawrence Ati Zigi – aber nur vermeintlich. Schiedsrichter Luca Piccolo annulliert das Tor sofort. Tasar steht im Offside.
St.Gallen lässt sich vom Beinahe-Rückschlag aber nicht beirren und versucht gleich wieder, Druck aufzubauen. Mehrmals fehlt nicht viel zur St.Galler Führung. In der 38. Minute zappelt der Ball endlich in den Maschen: Cedric Itten zieht aus spitzem Winkel ab, der Ball landet via Innenpfosten im Tor.
Zum Glück liefert der FCSG seinen Fans vor der Pause einen Grund zum Jubeln und Aufspringen. Das hält ein bisschen warm, denn Sturm «Sabine» macht sich langsam aber sicher bemerkbar – es ist deutlich kühler geworden im Kybunpark seit dem Anpfiff.
Die zweite Halbzeit beginnt, es gibt keine Wechsel. St.Gallen startet kraftvoll und sucht gleich wieder den Weg nach vorne. Aber auch Genf kommt zu Chancen, Zigi verhindert jedoch Mal für Mal einen Ausgleichstreffer. Bei jeder Parade des St.Galler Neuzugangs schallen Zigi-Rufe durchs Stadion. Am lautesten, als Zigi einen Schuss von Koro Kone eindrücklich pariert. St.Gallen hat es in dieser Phase vor allem seinem Torhüter zu verdanken, dass es in Führung bleibt. In der 70. Minute nimmt St.Gallens Trainer Peter Zeidler den ersten Wechsel vor: Boris Babic kommt für Guillemenot und soll neuen Schwung bringen.
In der 76. Minute geraten Ruiz und Steve Rouiller im Genfer Strafraum aneinander. Daraufhin muss Ruiz auf dem Platz gepflegt werden. Schiedsrichter Piccolo hat die rote Karte bereits in der Hand – und zeigt sie dem St.Galler wegen Nachtretens, sobald dieser aufstehen kann.Ruiz wird sich noch am Abend via Soziale Medien beim FCSG und den Fans entschuldigen. Auch wenn er das ganze Spiel über provoziert worden sei, sei sein Verhalten nicht richtig gewesen, so der Spanier.
Die Espen stehen nun noch zu zehnt auf dem Platz. Roullier erhält Gelb. In der Schlussphase kommen nochmals richtig Emotionen ins Spiel. Tore fallen allerdings keine mehr. Mit diesem Sieg stösst der FC St.Gallen die Berner Young Boys nach einer Nacht wieder vom Leaderthron:
Der BesteMehrere St.Galler zeigen sich einmal mehr von ihre besten Seite. Im Tor hält Lawrence Ati Zigi Mal um Mal spektakulär den Sieg fest.
Von den Feldspielern am überzeugendsten ist Silvan Hefti – mit seiner Kombination aus defensiver Stabilität, Ruhe und Vorwärtsdrang. Hefti ist nur schwer vom Ball zu trennen.
Der SchlechtesteDiesen Stempel hat auch diesmal kein St.Galler verdient. Betim Fazliji ist aber anzumerken, dass er als Aussenverteidiger nicht auf seiner angestammten Position spielt.
Und Jérémy Guillemenot könnte hinter der Spitze noch etwas zwingender werden in seinen Aktionen.
Der AusfallDie erste Panne gab es bereits vor dem Spiel. Die grossen Screens, die zu beiden Seiten des Spielfelds oberhalb der Tore montiert sind, funktionierten nicht. So musste Platzspeaker Joe Keller die Mannschaftsaufstellung ohne die gewohnten Animation auf den Bildschirmen präsentieren. Zum Glück kennen die FCSG-Fans ihr Team in- und auswendig und riefen die Namen der Spieler auch ohne «Spick» lautstark durchs Stadion. Nach rund 10. Spielminuten waren die Bildschirme wieder in Betrieb. Beim FCSG wird man sich denken: Lieber eine Panne bei der Technik als auf dem Platz.
Die FansDie St.Galler Anhänger liessen nichts anbrennen: Schon beim Einlaufen der beiden Teams wurden im Espenblock Pyrofackeln gezündet, beim annullierten Tor der Genfer brannte bereits die nächste Pyro. Und auch nach St.Gallens Führungstreffer und der Pause wurde gezöselt. Mehrmals musste der Stadionsprecher an diesem Nachmittag auf das Pyroverbot hinweisen.
Es ist nicht das erste Mal dieses Wochenende:
Bereits am späten Samstagabend musste die Stadtpolizei St.Gallen ausrücken, weil eine Gruppe von rund 30 Personen im St.Galler Kantipark Pyros gezündet hatte. «Und zwar massiv, der Park war rot erleuchtet», erklärte Dionys Widmer, Sprecher der St.Galler Stadtpolizei, auf Anfrage. Vorderhand bleibt somit offen, ob die Aktion im Kantipark Anhängern des FC St.Gallen zuzuschreiben ist.
Als die Einsatzkräfte die Personengruppe kontrollieren wollten, ergriffen die Verdächtigen die Flucht. Es gelang der Polizei aber, einen 28-jährigen Mann anzuhalten. Beweismittel fanden die Polizisten jedoch weder in einem nahegelegenen Lokal, in welches sich die Unbekannten begaben, noch bei weiteren Personendurchsuchungen.
Schon als Servette das letzte Mal im Kybunpark zu Gast war, wurde im St.Galler Fanblock pyrotechnisches Material gezündet. Bereits beim letzten Besuch der Genfer im vergangenen September brannte es im Espenblock lichterloh. Aus Anlass ihres Zehn-Jahr-Jubiläums zündete die FCSG-Fangruppierung «Saint Brothers» während praktisch 90 Minuten massenhaft Pyros.
FCSG-Trainer Peter Zeidler: «Es war am Ende ein glücklicher Sieg. Ich kann mich an kein Spiel erinnern, in dem wir so viele Chancen zugelassen haben. Ich kann noch nicht erklären woran das lag. Jedenfalls haben wir einen Torhüter in Weltklasseform gebraucht, der vier Grosschancen der Genfer vereitelt. Die rote Karte hat uns auch nicht geholfen, aber wir haben das Resultat zusammen mit den Zuschauern über die Zeit gerettet. Die erste Halbzeit war ja nicht schlecht, da haben wir uns einige Chancen erarbeitet. Und man darf nicht vergessen: Wir haben heute gegen ein Team gewonnen, das kürzlich Basel und die Young Boys besiegt hat.»
Torhüter Lawrence Ati Zigi: «Dieser Sieg freut mich sehr, wir haben gut zusammengearbeitet. Und ich merkte, wie bereits im ersten Spiel, wie das Publikum hinter mir steht. Es war eine Freude. Schön konnte ich mit meinen Paraden helfen.»
Mittelfeldspieler Lukas Görtler: «Wir haben einen grossen Kampf an den Tag gelegt, und deshalb wohl auch verdient gewonnen. Doch Servette hatte seine Chancen. Teilweise gab es da einige Löcher bei uns in der Rückwärtsbewegung. Das ist nicht ein Thema der hintersten Reihe, da muss das gesamte Team noch besser arbeiten. Wir wussten, dass Servette ebenfalls einen Lauf hat und dass es schwer wird für uns. Aber wir haben ja auch sehr viele gute Chancen kreiert, besonders in der ersten Hälfte. Wie gut wir mental funktionieren, zeigte sich am Schluss: Als wir nur noch zu zehnt spielten, rückten wir noch einmal zusammen – und liessen weniger zu als zuvor.»
Servette-Trainer Alain Geiger: «Wir haben gut gespielt, uns fehlte nur das Tor. St.Gallen lieferte eine gute Partie, am Ende machte aber vor allem die Effizienz den Unterschied. Wir können noch viel lernen in dieser Hinsicht.»
Das Spiel im Liveticker nachlesen: