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DHL-Flugzeugabsturz in Litauen: Ermittlungen zur Ursache dauern an

DHLFlugzeugabsturz in Litauen Ermittlungen zur Ursache dauern an
Nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs in Litauen geht die Suche nach der Unglücksursache weiter.

Video: twitter/@aviationbrk

26.11.2024, 08:0226.11.2024, 10:22

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Nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs in Litauen geht die Suche nach der Unglücksursache weiter. Für konkrete Antworten ist es aber nach Angaben der Behörden noch zu früh. Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass Sabotage oder ein Terroranschlag zum Absturz der Swift-Air-Maschine geführt habe, die im Auftrag von DHL von Leipzig nach Vilnius unterwegs war. Was genau geschah, ist weiter unklar. Nicht ausgeschlossen wird, dass Russland etwas damit zu tun haben könnte.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte im ZDF-«heute journal» auf die Frage, ob Russland hinter dem Absturz stecke: «Wir gucken uns das genau an, wir können das gegenwärtig nicht sagen». Er fügte hinzu: «Es könnte so sein.» Formen sogenannter hybrider Kriegsführung seien gegenwärtig auch in Deutschland festzustellen. «Deshalb muss das auch genau untersucht werden.» Es werde aber erst dann ein Schuldiger benannt, wenn dies auch nachvollziehbar zu beweisen sei.

Befragung von überlebenden Besatzungsmitgliedern

Vier Menschen befanden sich an Bord der Maschine, die kurz vor der geplanten Landung in der Nähe des Flughafens in einem Wohngebiet aus bisher unbekannten Gründen auf den Boden prallte und zerschellte. Eines der Besatzungsmitglieder kam bei dem Absturz am frühen Montagmorgen ums Leben, drei weitere - darunter auch ein Deutscher - werden im Krankenhaus medizinisch behandelt. Der Zustand von mindestens einem Besatzungsmitglied soll Medienberichten zufolge ernst sein.

Von den Überlebenden erhoffen sich die Ermittler nun Aufschluss über die Absturzursache. Mit einem der Verletzten konnte nach Angaben von Polizeichef Arunas Paulauskas im Krankenhaus bereits gesprochen worden. Demnach habe es keine Anzeichen auf ungewöhnliche Aktivitäten an Bord oder im Inneren des Flugzeugs gegeben, sagte er am Abend im litauischen Fernsehen. Es scheine, als ob der Flug routinemässig verlaufen sei und es dann einen Aufprall auf dem Boden gegeben habe.

DHL-Flugzeugabsturz erleuchtet den Himmel:

Video: twitter/@aviationbrk

Suche nach Flugschreiber und Hilfe von deutschen Ermittlern

Auch soll die Suche nach dem Paulauskas zufolge noch nicht geborgenen Flugschreiber weitergehen, die sich in den Überresten der völlig zerstörten Maschine befinden soll. Die sogenannte Black Box kann dabei helfen, die Unglücksursache zu klären. Das Flugzeug war wenige Kilometer vor dem Flughafen abgestürzt. Weitere Erkenntnisse könnte auch die Überprüfung der Anflugsysteme des Flughafens durch die polnische Flugsicherung bringen, die nach dem Absturz im Zuge einer bereits zuvor geplanten Routineüberprüfung erfolgt ist.

An den Ermittlungen werden sich nach litauischen Angaben auch Experten aus dem Ausland beteiligen. Aus Deutschland sollen vier und aus Spanien zwei Ermittler in Litauen eintreffen, zudem sollen 12 Personen aus den USA die Suche nach der Unfallursache unterstützen - darunter fünf vom Flugzeughersteller Boeing. Bei der Unglücksmaschine handelt es sich nach Angaben von Swift Air um eine Boeing 737-400. Deren Trümmer waren nach Angaben der Behörden nach dem Absturz mehrere Hundert Meter weit geschlittert und hatten dabei ein Wohnhaus beschädigt. Verletzt wurde dabei niemand.

Litauens Präsident warnt vor Spekulationen zum Absturzgrund

Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda hat dazu aufgerufen, von allzu grossen Spekulationen über die Ursache für den Absturz eines Frachtflugzeugs in Vilnius abzusehen.

Die Vermutung eines möglichen Sabotageakts dürfe nicht überbetont, aber auch nicht heruntergespielt werden. Gleichzeitig könne man eine solche Version nicht ausschliessen, sagte Nauseda am Morgen im litauischen Radio.

«Ich wiederhole es noch einmal: Natürlich besteht die Möglichkeit einer Sabotage, wir können sie nicht ausschliessen. Daher wird dies mit aller Ernsthaftigkeit ermittelt», sagte der litauische Präsident, der sich selbst auch bereits ein Bild von der Unglücksstelle gemacht hat. Nach seinen Angaben liegen bislang nicht ausreichend Informationen vor, um eine Unfallursache zu nennen. (sda/dpa)

Baerbock verlangt volle Aufklärung

Bundesaussenministerin Annalena Baerbock verlangte eine volle Aufklärung des Absturzes und sagte, die Behörden beider Länder ermittelten derzeit «in alle Richtungen». Sie schloss neben einem technischen Unglück auch die Möglichkeit eines absichtlich herbeigeführten Absturzes nicht aus. In Europa habe es in jüngster Zeit mehrfach «hybride Angriffe» auf einzelne Personen oder Infrastruktur gesehen, sagte die Grünen-Politikerin auch mit Blick auf die vor einer Woche erfolgte Beschädigung zweier Datenkabel in der Ostsee.

DHL lagen nach eigenen Angaben bisher keine Hinweise auf verdächtige Pakete an Bord der Maschine vor, auch das Bundesverteidigungsministerium hat nach Angaben von Minister Boris Pistorius bislang keine Erkenntnisse über einen möglichen Sprengsatz. Der SPD-Politiker forderte erhöhte Sensibilität bei bestimmten Frachtsendungen. «Gleichzeitig wissen wir auch, dass es in diesem Feld wohl keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Aber die Lücken, die es gibt, die man erkennt, müssen geschlossen werden», sagte der Minister und ergänzte: «Das weiss sowohl die zivile Luftfahrt als auch die militärische.»

Der Flugzeugabsturz wirft vor allem auch deshalb Fragen und Befürchtungen auf, weil deutsche Sicherheitsbehörden Ende August vor «unkonventionellen Brandsätzen» gewarnt hatten, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Die Warnung wurde damals in Sicherheitskreisen mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, das als weltweites Drehkreuz des Unternehmens fungiert. Dort soll im Juli ein aus dem Baltikum verschicktes Paket Feuer gefangen haben, das einen Brandsatz enthielt. Basierend auf den Ermittlungen kam es auch in Litauen zu Festnahmen, die Anfang des Monats von der Generalstaatsanwaltschaft in Vilnius bestätigt worden waren. (sda/dpa)

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